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Tag des Weines und der Rebe 2020: Versuchszentrum Laimburg präsentiert neue Forschungsergebnisse in Weinbau und Önologie.

Infolge der Beschränkungen durch Covid-19 fand der “Tag des Weines und der Rebe” zum ersten Mal rein digital statt. © Versuchszentrum Laimburg

Am Donnerstag, 20. August 2020 fand der traditionale „Tag des Weines und der Rebe“ statt, dieses Jahr infolge der Covid-19-bedingten Beschränkungen erstmals in rein digitaler Form. Experten des Versuchszentrums Laimburg und der eingeladener externe Referent Dominik Dorner vom Weincampus Neustadt in Rheinland-Pfalz (Deutschland) stellten aktuelle Forschungsergebnisse aus den Bereichen Weinbau und Önologie, aber auch zu weinrelevanten Themen aus Pflanzenschutz und Lebensmittelchemie vor. Das Themenspektrum reichte von Laboranalysen zur objektiven Einschätzung der Weinqualität über Versuche zum Einfluss von Hefederivaten auf das Weinaroma bis hin zu Freilandversuchen mit einem neuen Verfahren zur Bekämpfung der Kirschessigfliege. Weitere Themen waren das Sauerstoffmanagement in der Weinbereitung und Ergebnisse aus Versuchen mit neuen französischen Gewürztraminerklonen.

Der „Tag des Weines und der Rebe“ des Versuchszentrums Laimburg begann in den 1990er-Jahren als „Tag der Kellerwirtschaft“ und entwickelte sich über die Jahre zu einer traditionellen Veranstaltung für Wissenstransfer und -austausch. „Seit 2011 findet die Tagung jährlich abwechselnd in einer anderen Südtiroler Kellerei statt, um die Verbundenheit mit der Praxis und unsere Aufgabe, angewandte Forschung zum Wohle der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung zu betreiben, zum Ausdruck zu bringen“, erklärte Laimburg-Direktor Michael Oberhuber in seinen Grußworten. Infolge der Beschränkungen durch Covid-19 fand die Fachtagung dieses Jahr zum ersten Mal rein digital statt und wurde aus den Studios der Messe Bozen übertragen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich per Link zuschalten und ihre Fragen per Chat stellen.

Laboruntersuchungen zur Steigerung der Aussagekraft und Objektivität von Weinbewertungen

Besteht ein Zusammenhang zwischen der Bewertung eines Weines bei einer Verkostung und den chemischen Qualitätsparametern, die im Labor analysiert werden? Im Labor für Aromen und Metaboliten des Versuchszentrums Laimburg wurden verschiedene Proben des Blauburgunder-Weines dreier aufeinanderfolgender Jahrgänge analysiert. Nach einer sensorischen Bewertung durch ein Verkosterpanel aus Önologen und Weinexperten anlässlich des Nationalen Blauburgunderwettbewerbs wurden auch die chemischen Parameter wie Säure, Farbe, Alkoholgehalt, Phenolgehalt, Tanninindices bestimmt, um herauszufinden, ob sich eine statistische Korrelation zwischen Verkostung und chemischer Analyse herstellen lässt. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich Alkoholgehalt, Malvidin-3-glucosid und Gesamtanthocyane am positivsten auf die Qualitätsbewertung ausgewirkt haben; Gallussäure, Farbtonalität und Gesamtphenolgehalt am negativsten“, erklärte Enrico Serni vom Labor für Aromen und Metaboliten. „Eine umfassende sensorische Bewertung der Qualität und der Typizität eines sortenreinen Weins scheint sich von einer objektiven Qualitätsbewertung auf der Grundlage chemischer Analysen zu unterscheiden. Letztere erweisen sich aber immer als sehr nützlich, wenn es darum geht, die Qualitätsbewertung der Weine zu ergänzen“, kommentierte Ulrich Pedri, Leiter des Fachbereichs Önologie am Versuchszentrum Laimburg.

Einsatz von Hefederivaten im Weinbau: keine signifikanten Einflüsse auf phenolische Reife und Aromaintensität

In der Weinindustrie sind jüngst Produkte aus ausgewählten Hefederivaten im Angebot, die dazu eingesetzt werden, bei weißen Traubensorten das Weinaroma zu intensivieren und bei roten Traubensorten die phenolische Reife – also die Qualität des Tannins, welches aus dem Lesegut extrahiert werden kann – zu verbessern. Diese speziell entwickelten Hefederivate werden mittels zweier Spritzungen auf die gesamte Laubwand in den letzten Reifestadien vor der Lese direkt im Weinberg angewendet. Die Arbeitsgruppe „Weinbereitung in Anbaufragen“ des Versuchszentrums Laimburg hat zwei verschiedene Produkte getestet, um deren Einfluss auf das Weinaroma zu bewerten. Das Produkt „LalVigne® Aroma“ von Lallemand wurde auf Riesling, Weißburgunder und Sauvignon getestet, das Produkt „LalVigne® Mature“ von Lallemand hingegen auf Merlot und Lagrein. „Aus unseren umfangreichen Versuchen geht hervor, dass diese Produkte keine Wirkung zeigen, weder auf das Weinaroma noch auf die phenolische Reife“, erklärte der Leiter der Arbeitsgruppe Christoph Patauner: „Auch sortenübergreifend konnten wir keine Effekte feststellen.“

Erste Erfahrungen mit neuen französischen Gewürztraminerklonen

Die Sorte Gewürztraminer spielt in Südtirol eine wesentliche Rolle: Sie gilt als eine der Leitsorten und wird auch zu den autochthonen Sorten gezählt. Der Gewürztraminer ist in Südtirol die zweitwichtigste Weißweinsorte und in Bezug auf die Anbaufläche insgesamt die drittwichtigste Sorte. In den vergangenen 20 Jahren ist die mit Gewürztraminer bepflanzte Fläche auf über 600 ha angewachsen.

Am Versuchszentrum Laimburg prüft die Arbeitsgruppe „Rebsorten und Pflanzgut“ unter der Leitung von Josef Terleth neue Klone auf ihren Anbauwert, d. h. auf Qualität und Ertrag im Vergleich zu den sich bereits im Anbau befindlichen Klonen. Neben den weinbaulichen Eigenschaften wird auch die entsprechende Weinqualität ermittelt. Gegenstand jüngster Untersuchungen sind Klone aus dem Elsass (Frankreich). „Im Vergleich zu den momentan bei uns verwendeten Klonen erzielten die französischen Rebklone ein signifikant höheres Traubengewicht und einen höheren Ertrag“, erklärte Josef Terleth: „Was die Weinqualität anbelangt, ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den untersuchten Klonen in Bezug auf önologische Merkmale, Aroma und Typizität des Weins. Zusammenfassend kann man sagen, dass die französischen Gewürztraminerklone vergleichbare Eigenschaften wie der Laimburger Standard aufweisen und damit uneingeschränkt weiterempfohlen werden können.“

Erste Freilandversuche mit dem „Attract-and-Kill”-Verfahren zur Regulierung der Kirschessigfliege

Die aus Südostasien stammende invasive Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) verursacht erhebliche Schäden in der Südtiroler Landwirtschaft. Im Weinbau sind insbesondere Trauben der Rebsorte Vernatsch betroffen. Das Versuchszentrum Laimburg arbeitet an der Entwicklung möglicher Strategien zur Bekämpfung des Schädlings. Im Projekt DROMYTAL entwickelt ein interdisziplinäres Forscherteam unter der Leitung von Silvia Schmidt vom Versuchszentrum Laimburg ein innovatives Bekämpfungsverfahren, das auf einer sog. „Attract-and-Kill-Strategie“ beruht: Einem speziell entwickelten Hefelockstoff wird ein geeignetes Fraßinsektizid zugesetzt; die Formulierung soll den Schädling auf gezielten Flächen anlocken und töten. Verschiedene Ernährungs- und Verhaltensstudien wurden durchgeführt, um jene Hefekultur zu identifizieren, die sich am besten als Lockstoff für die Fliege eignet, um die Wirksamkeit der Strategie zu optimieren. Im Versuchsjahr 2019 hat die Arbeitsgruppe „Entomologie“ des Versuchszentrums Laimburg erste Freilandversuche mit dem Verfahren auf der Rebsorte Vernatsch durchgeführt. Dabei wird die Formulierung auf die Laubwand appliziert, die Trauben werden gemieden. „In unseren Freilandversuchen erzielte das neue Hefelockstoff-Verfahren ähnliche Wirkungsgrade wie praxisübliche Behandlungen mit einem konventionellen Insektizid. Der Vorteil der neuen Strategie liegt darin, dass dafür nur ein Brauchteil der Menge an Insektizid eingesetzt werden musste und Rückstände auf den Trauben vermieden werden konnten“, erklärte Projektleiterin Silvia Schmidt. Das Projekt DROMYTAL wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE 2014–2020, „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung") finanziert.

Der Einfluss des Sauerstoffeintrags auf die Weinstruktur

Seit geraumer Zeit werden die Auswirkungen des Sauerstoffeintrages während der Traubenverarbeitung, Weinbereitung und Abfüllung diskutiert. Ziel dieser Maßnahme ist es frische, aromastabile Weißweine und farbstabile Rotweine mit ausgewogener Tanninstruktur zu erhalten. Dabei sind jedoch auch Gefahren zu berücksichtigen, die sich aus der Oxidation ergeben, da Aromen oxidationsempfindlich sind. Darum wird oft versucht, Trauben reduktiv zu verarbeiten und Weine unter Ausschluss von Sauerstoff auszubauen. Um den Einfluss des Sauerstoffs bei der Füllfertigstellung, Abfüllung und Flaschenlagerung abzubilden, wurde ein Sauerstoff-Monitoring bei Riesling und Spätburgunder durchgeführt. Hierzu wurden vor, während und nach der Abfüllung gelöster Sauerstoff und Kopfraumsauerstoff bei Verwendung unterschiedlicher Kork- und Schraubverschlüsse über einen Zeitraum von mehreren Monaten gemessen. „Nicht spundvolle Tanks und Füllunterbrechungen wurden als maßgebliche Quellen des Sauerstoffeintrags identifiziert, was nach mehrmonatiger Flaschenlagerung zu Oxidationsnoten und stärkeren Frischeverlusten führen kann“, erklärte Dominik Durner vom Weincampus Neustadt (Deutschland).

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