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Südtiroler Weine können vom Klimawandel profitieren

Über 80 Teilnehmer sind der Einladung der Sektion Kellerwirtschaft an das Versuchszentrum Laimburg gefolgt und haben am 16. Mai 2013 am Runden Tisch von Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über Herausforderungen und Entwicklungen für die Südtiroler Weine teilgenommen. Die beobachtbare Erwärmung beeinflusst vielleicht den Charakter der Weine, aber sie macht den Anbau bestimmter Sorten in ihren bisherigen Lagen nicht unmöglich.

„Südtirol hat eine Jahrtausende alte Weinbautradition. Wir sind dieser Tradition verpflichtet und wollen in dieser Veranstaltung über Herausforderungen und Entwicklungen im Südtiroler Weinbau informieren und diskutieren", erklärte Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg in seinem Grußwort.

Herausforderungen im Weinbau
Jede Region müsse unterschiedlich betrachtet werden, um auf die unterschiedlichen Einflüsse angemessen zu reagieren. Gute Erfahrungen habe man in Geisenheim etwa mit dem Entblättern der Reben gemacht, wodurch die Reifung der Früchte verzögert werden könne, so Hans-Reiner Schultz. Die große Herausforderung besteht darin, auf die sich ändernden Bedingungen wie etwa schwankende Niederschlagsmengen flexibel zu reagieren. In Zeiten, wo die Ökobilanz und etwa der CO2-Fußabdruck eine immer größere Rolle spielen, sollte man auch positive Fakten hervorkehren: „Ein Hektar Weinberg produziert Sauerstoff für 20 Menschen", so Prof. Schultz.

In seinem Impulsreferat hat Gianni Fabrizio vom renommierten italienischen Weinführer Gambero Rosso darauf hingewiesen, dass die Südtiroler Weine in den vergangenen 30 Jahren enorme Qualitätssprünge bei angemessenen Preisen gemacht hätten. Vor allem in Italien sei Südtirol als die Weißweinregion schlechthin bekannt. Es sei gelungen, sich einen Namen zu machen, nun gehe es darum, jeweils die am besten geeigneten Rebsorten für die einzelnen Lagen zu finden. „Die Herausforderung besteht darin, die einzelnen Rebsorten in den für sie besten Lagen anzubauen." Künftig sei es jedoch wichtig, auch an Superselektionen in den besten Lagen nachzudenken und Weine mit hohem Alterungspotenzial anzubieten, so Fabrizio.

Wein und Klimawandel
Einig waren sich die Diskutanten darüber, dass sich das Klima verändert. Aber es gibt unterschiedliche Reaktionen darauf: Franz Haas vom gleichnamigen Weingut berichtete, dass man in seiner Kindheit den Pinot noir noch um Allerheiligen gelesen habe, während er jetzt spätestens im September geerntet werde. Er setze daher auf Anbau in höheren Lagen. Graf Michael Göss-Enzenberg dagegen verwies darauf, dass man im Weinberg sehr präzise und zeitgerecht arbeiten müsse, um gesunde und resistente Pflanzen im Weinbau zu halten.

Diese Veränderungen, die sich auch auf die Reife der Trauben und den Charakter der Weine auswirken, würden aber vom durchschnittlichen Konsumenten nicht wahrgenommen, so Gianni Fabrizio.

Wie für andere Weinbaugebiete auch, ist der Klimawandel in Südtirol aber durchaus auch als Chance zu sehen, etwa, indem höhere Lagen bzw. neue Gebiete für den Weinbau erschlossen werden. Hansjörg Hafner vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau wies darauf hin, dass etwa im Eisacktal in zehn Jahren eine Verdopplung der Weinbaufläche möglich sei.

Der Weinbau in Südtirol
Südtirol verfügt über eine Weinbaufläche von über 5.300 ha. 55 Prozent davon entfallen auf Weißweinsorten, die restlichen 45 Prozent auf Rotweinsorten. Die Leitsorten sind im Weißweinbereich der Ruländer, gefolgt von Gewürztraminer und Chardonnay, während unter den Rotweinsorten nach wie vor der Vernatsch dominiert, gefolgt von Lagrein und Blauburgunder.
Südtirol produziert jährlich rund 350.000 hl Wein, davon entfallen 70 Prozent auf die Genossenschaften, 25 Prozent auf die Vereinigung der Südtiroler Weingüter und 5 Prozent auf die freien Weinbauern.

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