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Auswirkung von Bodenmanagement und neuen Erziehungssystemen auf die Qualität des Blauburgunders: Versuchszentrum Laimburg stellt neue Forschungsergebnisse vor

Dauerbegrünung zwischen den Rebzeilen führt zu einer höheren Artenvielfalt im Weinberg, wirkt sich aber negativ auf den Säuregehalt der Weine aus. Die mechanische Bodenbearbeitung hingegen, die eine Begrünung zwischen den Rebzeilen unterdrückt, setzt den „offenen“ Boden einem stärkeren Befall durch Krankheitserreger aus. Diese Fragestellung sowie Versuche mit verschiedenen Erziehungssystemen zur Steigerung der Produktivität und Weinqualität zählten zu den Themen der traditionellen Versuchsvorstellung im Weinbau des Versuchszentrums Laimburg, die am Donnerstag, den 28. Juli, in Kaltern stattfand.

© Versuchszentrum Laimburg

Der Weinbau hat in Südtirol eine sehr lange Tradition und entwickelt sich ständig weiter. Die Forscherinnen und Forscher des Fachbereichs Weinbau am Versuchszentrum Laimburg unterstützen die Weiterentwicklung des Südtiroler Weinbaus mit einer Reihe von praxisnahen Feldversuchen. Vorrangiges Ziel ist die Erhaltung und Verbesserung der Trauben- und Weinqualität mittels einer umwelt-, boden- und wasserschonenden Bewirtschaftung. Am Donnerstag, den 28. Juli, präsentierten die Expertinnen und Experten des Versuchszentrums Laimburg im Rahmen der alljährlich stattfindenden Versuchsvorstellung interessierten Weinbauern die aktuellen Versuche. Zu den Themen zählten Weinbautechniken wie Rebschnitt, mechanische Traubenausdünnung und Bodenbearbeitung sowie Klonenselektion und Pflanzenschutz. Die vorgestellten Ergebnisse liefern den Weinbauern wissenschaftliche und objektive Daten, die ihnen helfen, die optimale Bewirtschaftungsmethode für die lokalen Gegebenheiten auszuwählen.
Bei der Versuchsbegehung wurde unter anderem eine Rebanlage vorgestellt, in welcher die Forscher an der Sorte Blauburgunder (Pinot Noir) eine Erziehungsform nach französischem Vorbild testen. Bei diesem System ist die Dichte der Rebstöcke pro Hektar um 50% erhöht. Die Forscher untersuchen, ob dieses System auch für die Südtiroler Gegebenheiten geeignet ist und Auswirkungen auf die Weinqualität hat. Ein weiteres Thema des Fachtags war das Bodenmanagement. Der Landwirt steht vor der Wahl, den Weinbergboden zu begrünen oder zu mulchen. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile und wirken sich auf die Weinqualität, aber auch auf das Ökosystem Weinberg aus.

Birgt das französische Burgundersystem auch Potenzial für den Südtiroler Blauburgunderanbau?
Die häufigsten Erziehungssysteme für Reben in Südtirol sind die Pergl sowie das Spalier. Die Forscherinnen und Forscher des Versuchszentrums Laimburg untersuchen aber auch andere Erziehungsformen, wie z.B. das französische Burgundersystem. In einer Versuchsanlage für Blauburgunder prüfen die Experten, ob das Burgunder Erziehungssystem praktikabel und für die Boden- und Klimabedingungen in Südtirol geeignet ist. Auch mögliche positive Auswirkungen auf die Weinqualität stehen im Fokus der Untersuchungen.
Bei der französischen Erziehungsform nach Burgunder Vorbild ist der Abstand zwischen den Rebzeilen verringert, so dass 50% mehr Rebstöcke pro Hektar gepflanzt werden. Dadurch kann bei gleichbleibendem Ertrag die Menge der Trauben pro Pflanze verringert werden. Weniger Trauben pro Pflanze bedeuten in der Regel eine bessere Weinqualität. "Die Anlage wurde vor sechs Jahren erstellt; 2021 konnten die ersten Trauben geerntet und vinifiziert werden. Der Blauburgunder muss jedoch mindestens zwei Jahre reifen, so dass wir den Wein erst nächstes Jahr qualitativ und sensorisch bewerten können", erklärt Florian Haas, Leiter der Arbeitsgruppe „Physiologie und Anbautechnik“ am Versuchszentrum Laimburg. Die Weinbauern erwarten die Ergebnisse dieser Forschung mit Spannung, bieten sie ihn doch eine objektive und wissenschaftliche Entscheidungsgrundlage zur Einführung eines neuen Erziehungssystems mit dem Potenzial, Ertrag und Qualität des Blauburgunders zu verbessern.

Das richtige Bodenmanagement für eine optimale Weinqualität
Steigende Luft- und Bodentemperaturen haben einen großen Einfluss auf die Qualität sowohl von Weiß- als auch von Rotweinen, vor allem aufgrund des niedrigeren Säuregehalts, welcher sich negativ auf das Geschmacksbild auswirkt. Das Weinbau-Team des Versuchszentrums Laimburg untersucht im Rahmen seiner Forschungsaktivitäten, wie man den für Südtiroler Weine typischen Säuregehalt durch gezielte Bewirtschaftungsmethoden erhalten kann. "In landwirtschaftlichen Böden herrscht ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen chemischen Substanzen, die die Qualität und Chemie des Weins beeinflussen. So hängt etwa der Kaliumgehalt im Boden von der Düngung und Bodenbewirtschaftung ab, und eine stärkere Kaliumaufnahme führt zu einem geringeren Säuregehalt des Weins", erklärt Barbara Raifer, Leiterin des Fachbereichs Weinbau am Versuchszentrum Laimburg. Wie kann die Kaliumaufnahme durch das richtige Bodenmanagement gesenkt werden? Die Weinbauexperten des Versuchszentrums testeten dazu verschiedene Varianten der Bodenbewirtschaftung: Dauerbegrünung mit Belassen des Grases nach dem Mähen, Dauerbegrünung mit Entfernen des Grases nach dem Mähen und schließlich die Variante ohne Begrünung, wo der Boden zwischen den Rebzeilen mechanisch bearbeitet wird. „Hinsichtlich des Säuregehalts der Weine haben wir festgestellt, dass beide Formen der Dauerbegrünung tendenziell zu einer höheren Kaliumaufnahme führen. Das Vorhandensein von Gras zwischen den Rebzeilen hat jedoch auch zahlreiche Vorteile: es schützt den Boden vor Krankheitserregern, senkt die Temperatur im Weinberg und trägt zu einer attraktiveren Gestaltung der Kulturlandschaft bei", fügt Raifer hinzu.

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