Diagnostics

Phytopathologische Diagnostik, Jahresbericht 2014

Autor: Dr. Luis Lindner

Im Berichtsjahr wurden im Labor für Virologie und Diagnostik am Versuchszentrum Laimburg 400 Pflanzenproben auf phytopathogene Schaderreger untersucht. Die Proben stammten aus dem Kern- und Steinobstanbau, dem Gemüse- und Zierpflanzenbau, sowie aus dem Weinbau. Hier nachfolgend finden sich einige Untersuchungen, denen auf Grund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung oder Besonderheit ein spezielles Augenmerk gewidmet wurde.

Feuerbrand

Konnte das Jahr 2013 mit lediglich 10 Feuerbrandfällen als ein ruhiges Feuerbrandjahr eingestuft werden, so hielt sich auch die Situation im Berichtsjahr 2014 mit 25 offiziell  registrierten Fällen, davon ein Altbefall aus dem Vorjahr, einigermaßen im Rahmen. Bei der Entdeckung des ersten Feuerbrandfalls in einer Cripps-Pink-Anlage in der Gemeinde Bozen (Gries) am 14. März handelte es sich um aktiv gewordene Rinden Canker aus einem Vorjahresbefall. Die befallenen Bäume wurden umgehend gerodet.Am 5. Juni wurde dann der erste Fall in einer im selben Jahr gepflanzten Anlage der Sorte CIV 323 (Isaaq®) in der Gemeinde Leifers (St. Jakob) entdeckt. Es handelte sich eindeutig um eine Blüteninfektion und es waren ca. 100 Bäume betroffen, die aufgrund der frühzeitigen Entdeckung der Infektion durch Ausschnitt zur Gänze saniert werden konnten. Im Monat Juni kamen dann weitere neun Feuerbrandfälle hinzu, alle in Neuanlagen. Im Detail: In einer Cripps Pink-Anlage in Siebeneich (Terlan) wurden ca. 100 befallene Jungbäume entdeckt, in Vilpian (Terlan)  war eine Braeburn-Anlage betroffen, in Andrian was es eine Nicoter (Kanzi®) - Anlage und in Völlan (Lana) zwei Bäume der letztgenannten Sorte. In Branzoll waren ca. 15 Cripps Pink Bäume befallen und in Prad sowie in Tarsch (Latsch) waren insgesamt drei Pinova-Anlagen betroffen, die in der Blüten durch den Feuerbranderreger Erwinia amylovora infiziert worden waren.Im Monat Juli ereigneten sich dann die letzten 14 Fälle des Jahres. Heimgesucht vom Feuerbrand wurde hauptsächlich der Obervinschgau (die Gemeinden Prad am Stilfserjoch, Schluderns und Glurns) und am häufigsten betroffen war die Sorte Pinova. Anfang Juli wurde ein Feuerbrandfall in Kurtasch bei der Sorte Nicoter (Kanzi®) festgestellt, weitere zwei Fälle ereigneten sich in Tarsch  (Latsch) bei den Sorten Pinova und Golden Delicious. Betroffen waren durchwegs Bäume, die im Frühjahr gepflanzt worden sind.Bis Jahresende wurden im Berichtsjahr insgesamt 25 Feuerbrandfälle offiziell registriert. Der Großteil der Bäume konnte durch Ausschnitt bzw. Ausreißen der befallenen Äste und Triebe saniert werden. Die Informationen zu den Südtiroler Feuerbrandfällen wurden von der Obstbauberatung des Südtiroler Beratungsringes und von Seiten des Pflanzenschutzdienst der Autonomen Provinz Bozen mitgeteilt (Tabelle 1 und Tabelle 2). Wegen Feuerbrandverdacht wurden im mikrobiologischen Labor des Versuchszentrums Laimburg im Jahr 2014 nur fünf Proben untersucht und nur eine einzige davon war im Test positiv für Erwinia amylovora. Diese ungewöhnlich geringe Anzahl an untersuchten Proben kann durch die Tatsache erklärt werden, dass die Schadsymptome an den Bäumen meist so deutlich einem Feuerbrand-Befall zuzuordnen waren, dass eine bestätigende Laboruntersuchung nicht erforderlich war.

Die "schwarze Sommerfäule" in Südtirol

Einige am Baum hängende Apfelfrüchte der Sorten Nicoter (Kanzi®) und Fuji im Produktionsgebiet Leifers und St. Jakob/Grutzen zeigten im Oktober Symptome, die der "Klecksartigen Lentizellenfäule" sehr ähnlich waren, die durch Ramularia eucalypti hervorgerufen wird (siehe Diagnostik 2013). Die gleichen Symptome zeigte auch eine Apfelprobe der Sorte Gala aus der Provinz Pordenone (Friaul-Julisch Venetien), die Ende August an das Versuchszentrum Laimburg für eine phytopathologische Untersuchung übermittelt wurde. Es handelte sich um kleinere, schwarzbraune Läsionen im Bereich der Lentizellen, aber am unmittelbar darunter liegenden verkorkten und nekrotischen Gewebe wurde nicht, wie erwartet, der Pilz Ramularia eucalypti isoliert, sondern ausschließlich Sphaeropsis malorum, eine Pilzart, die in Südtirol ein altbekannter Rindenbrand Erreger ist. Dieser Pilz wurde zwar im Jahr 2009 öfters als Verursacher der Kernhausfäule ("wet apple core rot") an der Sorte Fuji festgestellt, aber als Verursacher einer von den Lentizellen ausgehenden Fruchtfleischfäule wurde er nur ein einziges Mal isoliert und zwar im selben Jahr an Granny Smith Früchten aus biologischem Anbau. Das Schadbild war durch mehrere schwarze Lentizellen-Nekrosen gekennzeichnet, umrandet von hellbraun gefärbten Flecken und einer etwas eingesunkenen Fruchtschale (Foto 1). Unterhalb der Schadstellen war das Fruchtfleischgewebe von eher korkartiger, schwarz gefärbter und trockener Konsistenz, wobei dieses öfters auch in eine etwas hellere und wässrige Fruchtfleischfäule überging (Foto 2). Ein solches Schadbild wurde bei Äpfeln aus ökologisch bewirtschafteten Anlagen an der Niederelbe (Deutschland), in Holland und in Belgien bereits beschrieben (Weber et al., Ökologischer Obstbau 63∙2/2008) und das Schadbild selbst wurde als "schwarze Sommerfäule" bezeichnet. Als Verursacher wurde der Pilz Diplodia seriata (Syn. Sphaeropsis malorum; HFF. Botryosphaeria obtusa) ermittelt (Foto 3). Es handelt sich also um den Erreger, der auch an unseren Proben vorgefunden wurde und ist somit identisch mit dem Verursacher der Kernhausfäule, die im Jahr 2009 an der Apfelsorte Fuji in Form einer Nassfäule bereits beschrieben wurde (siehe dazu Obstbau*Weinbau 1/2010: 20-22). Die im Berichtsjahr von den Lentizellen ausgehende Fäule an den Sorten Sorte Nicoter (Kanzi®) und Fuji wurde in zwei Anlagen in einem geografisch begrenzten Gebiet vorgefunden, obwohl der für die Sphaeropsis-Rindenkrankheit verantwortliche Erreger bereits seit Jahren in den Apfelanlagen im gesamten Gebiet Südtirols vorkommt. S. malorum besiedelt als Rindenbranderreger Stamm und Unterlage als ausgesprochener Wund- und Schwächeparasit und zwar meist an der Veredlungsstelle, unter der Voraussetzung, dass die Rinde durch abiotische Einflüsse wie Frost und Trockenheit bereits vorher geschädigt wurde. An Zweigen und Ästen ist der Pilz fast immer alleine vertreten, ausgehend von Schnittwunden, mechanischen Verletzungen oder von den Blatt- und Fruchtnarben. Der Schaden ist am Rindengewebe meist oberflächlich begrenzt, worauf sich aber eine Vielzahl an Pyknidien formen (Foto 4), die bei Feuchtigkeit massenweise Konidien ausscheiden (Foto 5). Die freigesetzten Konidien waren somit imstande, die Früchte erfolgreich über die Lentizellen zu infizieren, wobei nicht klar ist, ob es sich hier um eine ausgesprochene Virulenz des Erregers handelt oder ob der Befall in den Anlagen in Raut/Leifers und in St. Jakob/Grutzen darauf zurückzuführen ist, dass keine ausreichende Bekämpfungs-Strategie angewandt wurde oder die Lentizellen der befallenen Früchte durch einen äußeren Faktor vorgeschädigt waren.

"Korkige Fruchtschalenfleckung" am Apfel assoziiert mit Cladosporium sp.

Symptome an der Fruchtschale in Form von "korkigen Flecken" wurden an der schorfresistenten Sorte Topaz x Coop 38 beobachtet, einer neuen Apfel-Kreuzung des Versuchszentrums Laimburg. Das Schadbild an der Fruchtschale äußerte sich durch rundförmige, braune Flecken mit einer Größe von 1 bis 1,5 cm. Die Epidermis war gekennzeichnet durch oberflächliche feine Risse von korkiger Konsistenz, mit Aufbruch der Kutikula, die öfters eine sternförmige Form annahm (Foto 6). Im Wesentlichen handelt es sich bei diesen "korkigen Fruchtschalenflecken" um eine Schicht aus Peridermgewebe, infolge der schützenden Vernarbung seitens der Hypodermis. Die Schadstellen waren auch öfters ringförmig von einem dunklen Halo umgrenzt. Die Veränderung der Epidermis reichte aber nie bis ins Fruchtfleisch hinein und entwickelte sich auch nie zu einer Fruchtfleischfäule (Foto 7).
Unter dem Lichtmikroskop konnte man an der beschädigten Fruchtschale ein Pilzmyzel erkennen, geprägt durch zahlreiche spezialisierte Lufthyphen (Konidienträger), die aus den feinen Rissen der Epidermis hervorragten. Diese sind dunkelbraun melanisiert, zylindrisch langgezogen und aufrecht aufgestellt (Foto 8). Man konnte auch an der befallenen Oberfläche einzellige wie auch septierte Konidien beobachten, von ungleicher, beziehungsweise keulenförmig bis elliptisch langgezogener Morphologie, an einem der Enden meist zugespitzt und am anderen abgeflacht. Im Allgemeinen erinnerte die Form dieser Konidien an die Pilzgattung Cladosporium (Foto 9). Zur Isolierung der Pilzflora von den korkigen Fruchtschalenflecken wurden die Apfelfrüchte oberflächlich mit Wasser und Seife gewaschen. Von den Schadstellen wurden feine Stückchen herausgeschnitten und in Petrischalen auf Potato Dextrose Agar (PDA) und angesäuertem PDA – pH 3,5  gelegt. Nach Inkubation im Dunkeln formten sich Kolonien von Pilzen und Hefen. Die Pilze waren von verschiedenen Typen und wurden nach morphologischen Merkmalen identifiziert (Foto 10). Zum Großteil handelte es sich um die Gattungen Alternaria, Phoma und Fusarium, alle charakterisiert durch ein schnelles Myzelwachstum auf künstlichem Nährmedium. An einigen Explantaten konnten auch Kolonien mit den Merkmalen von Cladosporium gesichtet werden. Letztere Kolonien waren durch ein ausgesprochen langsames Wachstum charakterisiert, wodurch sie leicht von den anderen, schneller wachsenden Pilzarten überwuchert wurden. Die mutmaßliche Cladosporium-Kolonie zeigte in der Petrischale eine einheitliche olivengrüne Färbung.Einige dieser Kolonien wurden für die spätere molekularbiologische Identifizierung auf PDA-Medium in Reinkultur gebracht. In vitro zeigten diese Isolate jedenfalls viele für die Gattung Cladosporium charakteristische Eigenschaften, wie zum Beispiel dunkelgrüne Lufthyphen, unregelmäßig verzweigte Konidienträger, ausgestattet mit verzweigten Ketten an Sekundär-Konidien mit kleinen typischen Endanhängsel, von denen sich kettenartig wachsende, unseptierte, zitronenförmige Konidien (5-7 x 3-5 µm) absonderten (Foto 11).Das korkige bzw. schorfige Aussehen der Befallsstellen an der Fruchtschale beruht im Wesentlichen auf der Ausbildung von Periderm, auf Grund des Verlustes  der kutikularen Wachsschicht. Sollte dies durch einen biotischen Einfluss hervorgerufen worden sein, dann müsste der an den Schadstellen isolierte Pilz sicherlich eine enzymatische Aktivität aufweisen, mit der er imstande ist, die schützende Wachsschicht der Kutikula aufzulösen. Zu diesem Zweck wurde mit ausgewählten Pilzisolaten der mutmaßlichen Gattung Cladosporium, die von Schadstellen isoliert wurden, eine Reihe von enzymatischen Tests durchgeführt. Es wurde geprüft, ob die Isolate die Fähigkeit besitzen, Pektin mit Hilfe pektinolytischer Enzyme abzubauen (Pektinase und Polygalacturonase), Proteine mit Hilfe proteolytischer Enzyme (Proteinasen) zu hydrolisieren sowie Fettstoffe mit Hilfe der Lipasen zu spalten. Mit den Tests wurde eine starke Polygalacturonase- und Lipase-Aktivität festgestellt, wie auch eine etwas geringere Pektinase- und Proteinase-Aktivität (Foto 12). Mit der enzymatischen Zerstörung der Epidermis bildet sich folglich eine schützende Periderm-Schicht, die sich als verkorktes, schorfiges Gewebe an der Fruchtschale ausprägt.Nicht zum ersten Mal wurden in Südtirol solche "korkige Fruchtschalenflecken" an Apfelfrüchten festgestellt, wie an der schorfresistenten Kreuzung Topaz x Coop 38 beschrieben. Eine allererste Probe mit "korkiger Fruchtschalenfleckung" stammte aus Norditalien im Jahr 2008 aus der Provinz Brescia, Region Lombardei. Es handelte sich dabei um die schorfresistente Sorte Gold Rush® (Coop 38) aus biologischem Anbau (Foto 13). Im Jahr 2009 kam wieder eine Probe der Sorte Gold Rush®, diesmal aus dem benachbarten Trentino, mit etwas stärkerem Befall zur Erntezeit. In Südtirol wurde erstmals im Jahr 2010 dieses Schadbild beobachtet. Betroffen war die Sorte Topaz aus einer biologisch bewirtschafteten Anlage in Salurn (Foto 14). Eine weitere Probe der Sorte Gold Rush® aus einer eher feuchten Bioanlage in Kaltern folgte dann im Jahr 2012 und im Folgejahr war es dann die Apfelkreuzung Topaz x Coop 38 in Terlan. Im Berichtsjahr 2014 wurde auch noch eine Probe der Sorte CIVG198 (Modì®)  aus der Emilia Romagna zur Untersuchung wegen "korkigen Fruchtschalenflecken" eingereicht. Zwecks molekularbiologischer Artenbestimmung wurden zwei Isolate von Topaz x Coop 38 und zwei Isolate von CIVG198 (Modì®) untersucht und, zum Vergleich, drei Isolate aus Lentizellennekrosen an Golden Delicious die morphologisch als Cladosporium sp. klassifiziert worden sind. Die DNA-Analyse eines Genabschnittes für Actin (act) und den Translation Elongation Factor 1–α (tef1) erbrachte für beide DNA Abschnitte dasselbe Ergebnis: Die zwei Isolate von Topaz x Coop 38 wurden als Cladosporium cladosporioides bestimmt und di zwei Isolate von CIVG198 (Modì®) als Cladosporium pseudocladosporioides. Die zum Vergleich durchgeführten Untersuchungen an den drei Cladosporium-Isolaten aus den Lentizellennekrosen an Golden Delicious, ergab in zwei Fällen Cladosporium cf. cladosporioides und in einem Fall Cladosporium bruhnei. Vorerst spielt die "korkige Fruchtschalenfleckung" am Apfel eine unbedeutsame Rolle, die scheinbar lediglich schorfresistente Apfelsorten interessiert und dabei nur einzelne biologisch produzierte Apfelfrüchte betrifft. Der an den schorfigen Flecken assoziierte Pilz unterscheidet sich scheinbar kaum in seiner Enzym Aktivität von den Cladosporien, die aus den Lentizellennekrosen isoliert wurden, wie die dafür eigens durchgeführten Untersuchungen am Versuchszentrum Laimburg gezeigt haben. Es sind allerdings noch weitere Untersuchungen bezüglich Verhalten, Biologie und Pathogenität dieser Cladosporium Spezies notwendig, um die Rolle bei der Auslösung der "korkigen Fruchtschalenfleckung" besser verstehen zu können.

Phytopathologische Diagnostik, Jahresbericht 2013

Autor: Dr. Luis Lindner

Im Berichtsjahr wurden am Versuchszentrum Laimburg im Labor für Virologie und Dia-gnostik 448 Pflanzenproben auf phytopathogene Schaderreger untersucht. Die Proben stammten aus dem Kern- und Steinobstanbau, dem Gemüse- und Zierpflanzenbau, sowie aus dem Weinbau. Hier nachfolgend einige Untersuchungen, denen auf Grund ihrer wirt-schaftlichen Bedeutung oder Besonderheit ein spezielles Augenmerk gewidmet wurde.

Feuerbrand

Auf das bisher stärkste Befallsjahr 2011 mit 945 nachgewiesenen Feuerbrandfällen folgte das Jahr 2012 mit nur 116 Fällen. Besorgniserregend war jedoch, dass im Jahr 2012 die Feuerbrandinfektionen beinahe überall in Südtirol aufgetreten sind. Die Feuerbrandkrank-heit kann also, bei günstigen Witterungsbedingungen zur Blütezeit, in allen Obstbaugebieten jederzeit ausbrechen. Man war also gespannt, was das Folgejahr bringen würde.
Nach einem überdurchschnittlich warmen Jänner mit ungleich verteilten Niederschlagsmengen in den verschiedenen Landesteilen, folgte im Berichtsjahr 2013 ein relativ kalter und trockener Februar. Auch der Monat März verlief weiterhin sehr kühl, war aber geprägt von reichlichen Niederschlägen. Überdurchschnittlich warm war der April in ganz Südtirol, 1,5 °C wärmer als im langjährigen Durchschnitt. Die überdurchschnittlich hohen Temperaturen bewirkten einen frühen Blühbeginn in den tieferen Lagen des Landes im Raum Bo-zen, Etschtal, Burggrafenamt und Südtiroler Unterland. Das Infektionsrisiko war zur Blüte-zeit in diesen Bezirken allgemein groß, da die Tagesdurchschnittstemperatur von 15,6 °C für eine Infektion erreicht wurde. Tatsächlich sind die ersten Fälle des Jahres am 18. Mai gemeldet worden. Es waren gleich vier Fälle, die sich in Ertragsanlagen der Sorte Cripps Pink in der Gemeinde Bozen (Gries-Moritzing) ereignet hatten. Zum Zeitpunkt der Entdeckung waren die Symptome bereits deutlich ausgeprägt und es ist daher anzunehmen, dass der Befall möglicherweise auf die Infektiosperiode um den 20. April zurückzuführen ist. Es folgte ein weiterer Fall in einer Golden Delicious Ertragsanlage oberhalb von Terlan, wo zwei befallene Bäume ent-deckt wurden. In der ersten Mai-Hälfte wurden die Bedingungen für Feuerbrandinfektionen an gleich mehreren Tagen erfüllt. Am 31. Mai wurde in einer Neuanlage ein Feuerbrand-Blütenbefall im Gemeindegebiet von Meran gefunden. Es handelte sich um einen Baum der Sorte Cripps Pink. Bis Monatsende sind in den sechs Fällen ca. 70 befallene Bäume registriert worden, die alle mit Rückschnitt in das gesunde Gewebe saniert werden konn-ten. Es folgten keine weiteren Fälle, bis Anfangs Juli in Gries bei Bozen ein befallener Quittenbaum in einem Hausgarten entdeckt wurde, ein weiterer in einem Hausgarten in der Gemeinde Mölten an einem Birnbaum und dann Anfang August in Tarsch (Gemeinde Latsch) der neunte Feuerbrandbefall des heurigen Jahres in einer heuer gepflanzten Pino-va-Anlage. Insgesamt mussten in dieser Obstanlage 154 Jungbäume auf Grund des Befal-les gerodet und verbrannt werden. Der letzte Feuerbrandfall des Jahres 2013 wurde schließlich in der Fraktion Wangen am Ritten entdeckt. Es handelte sich um einen älteren Hochstamm-Birnbaum. Die Gesamt-zahl der Feuerbrandfälle im Berichtsjahr belief sich somit auf 10 und 157 Wirtspflanzen wurden gerodet. Die Informationen zu den Feuerbrandfällen im Berichtsjahr in Südtirol wurden vom Südtiroler Beratungsring und vom Pflanzenschutzdienst der Autonomen Pro-vinz Bozen mitgeteilt (Tabelle 1) (Tabelle 2).
Am mikrobiologischen Labor des Versuchszentrums Laimburg wurden im Jahr 2013 ins-gesamt 39 Proben wegen Verdacht auf Feuerbrand untersucht, davon waren 3 positiv für den Feuerbranderreger Erwinia amylovora. Die geringe Zahl der untersuchten Proben erklärt sich daraus, dass die Symptome meist so offensichtlich einem Feuerbrand-Befall zuzuordnen waren, dass zusätzlich keine bestätigende Laboruntersuchung erforderlich war.

Neuartige Lentizellenfäulnis am Apfel

Bei der Auslagerung der Lagerware aus kontrollierter Atmosphäre der Ernte 2012 anfangs April wurde im Berichtsjahr ein neuartiges Schadbild an den Lentizellen der Fruchtschale von Golden Delicious Früchten aus konventionellem Anbau festgestellt. Die Früchte stammten aus zwei etwas älteren Ertragsanlagen der Talsohle bei Göflan-Schlanders im Vinschgau. Diese nicht vorsortierten Früchte waren etwas verschmutzt, vermutlich wegen der Pflücke bei nassem Wetter; der Schaden war auf 50 - 60 % der Partie zu erkennen. Rund 10 % davon waren allerdings sehr stark beschädigt. Die Beschädigung erfasste die gesamte Oberfläche des Apfels in Form von klecksartigen, rötlichbraun bis schwarz ge-färbten Flecken um die Lentizellen, mit einem unterschiedlichen Durchmesser von 1 bis ca. 8 mm (Foto 1). Die befallene Fruchtschale war leicht eingesunken und zum Teil nekro-tisiert, mit einer bis zu 2 - 4 mm tief greifenden, eher festen und grünlich gefärbten Frucht-fleischfäule unterhalb der Fruchtschalenflecken (Foto 2). Der Umriss der Flecken war an-fänglich gelappt, später dann wellig bis rundlich. Die mikroskopische Untersuchung des befallenen Fruchtfleischgewebes zeigte eingebettete feine, grünliche und stark vakuolisier-te Hyphen. Ein ähnliches Schadbild zeigten auch einige Proben aus dem benachbarten Trentino, wo im Nonstal und der Valsugana bei der Auslagerung der Golden Delicious Früchte teilweise erhebliche Schäden durch Lentizellenflecken festgestellt wurden. Laut Informationen hatten die Problemanlagen an Frühjahresfrösten zu leiden und die Früchte waren zur Erntezeit nicht gleichmäßig ausgereift, wurden etwas überreif bei nassem Wet-ter geerntet und waren zudem mit diffuser Fruchtschalenberostung, Rußtau und Flyspeck belastet. In bestimmten Anlagen erreichte das Ausmaß der klecksartigen Lentizellenfle-cken bis zu 60 % der Früchte.
Es galt vorerst zu untersuchen, ob es sich hier um eine physiologisch bedingte Störung (Stippe) handeln könnte, oder ob mikrobielle Schaderreger als Auslöser des Schadens be-teiligt waren. Die für die Untersuchung eingereichten Proben aus Südtirol und aus dem Trentino wurden getrennt nach Ausmaß des Schadbildes untersucht, und zwar die kleineren, klecksartigen, braun bis schwarzfarbenen Flecken, separat von den größeren Flecken mit der 1 bis 4 mm tief ins Fruchtfleisch eindringenden Fruchtfäule. Flecken vom ersten kleineren Typ haben gleich unterhalb der befallenen Fruchtschale eine dünne, aus toten Zellen bestehende Gewebeschicht. Hier wurden nicht immer Mikroorganismen isoliert und wenn, dann waren es hauptsächlich Alternaria und Penicillium, hier mit größter Wahr-scheinlichkeit in der Rolle als Saprophyten. An den Flecken mit größerem Durchmesser hingegen konnte man im Potato Dextrose Agar Nährmedium (PDA) an den Explantaten ständig Pilze isolieren und zwar meist mit derselben Morphologie. Typisch war dabei das sehr langsam wachsende, weiß bis hellgrün gefärbte, sehr kompakte Myzel (Foto 3). Es formten sich im Nährmedium rasch zahlreiche, kettenartig gebildete, zitronenförmige Ko-nidien, auf typisch verzweigten Konidienträgern (Foto 4 und Foto 5). Wegen der morpho-logischen Ähnlichkeit dieser Isolate mit der Gattung Cladosporium, wurden diese als "Cla-dosporium"-artig einstweilen bezeichnet und für eine spätere Identifizierung auf Dauerkul-tur gestellt.Bereits im Jahre 2005 wurden bei der Auslagerung von biologisch produzierten Golden Delicious Früchten aus Nals (Bozen) solche Schäden an den Lentizellen beobachtet. Und auch damals wurde an den Schadstellen ein "Cladosporium"- artiger Pilz isoliert. Im Jahre 2012 wurde an den klecksartigen Lentizellenflecken wiederum ein Cladosporium-artiger Pilz isoliert, ebenfalls an biologisch produzierten Golden Delicious Äpfeln aus dem Südtiro-ler Unterland. Es waren diesmal drei Partien von drei verschiedenen Produzenten. Der Lentizellenschaden war auf der gesamten Lagerware zu beobachten. Zwei weitere Pro-ben, immer im Jahre 2012, dieses Mal aber Braeburn und Rosy Glow aus integriertem Anbau waren ebenfalls durch klecksartige Flecken bei der Auslagerung befallen. Von all diesen Proben konnte nach gründlicher Oberflächenreinigung der Fruchtschale von den Lentizellenflecken an Hand der mikrobiologischen Untersuchung auf PDA verschiedene Mikroorganismen isoliert werden. Neben dem "Cladosporum-artigen" Pilz waren öfters auch Penicillium, Cladosporium, Hefen und Bakterien unbestimmter Art vorhanden. Im an-gesäuerten PDA (pH 3,5) allerdings wurde stets der "Cladosporium-artige" Pilz als allein vorhandene Kolonie isoliert. Es scheint, dass dieser Pilz sich optimal auf aufgesäuertem Medium zurechtfindet, währenddessen im Substrat mit neutralem pH-Bereich die eher schnell wachsenden Pilze die Oberhand bekommen. Mit den im Jahre 2012 und 2013 ge-wonnenen "Cladosporium-artigen" Isolaten wurde ein Pathogenitäts-Test gemacht, jedoch konnte niemals eine Fruchtfäule an den künstlich infizierten Golden Delicious Früchten in-duziert werden.
Im Berichtsjahr wurde mit dem im Jahre 2012 und 2013 in Reinkultur gebrachten Pilz-Isolaten am Versuchszentrum Laimburg eine molekularbiologische Untersuchung durchgeführt (Dr. Andreas Gallmetzer), zwecks endgültiger Identifizierung des "Cladosporium"-artigen Pilzes. Es waren drei Isolate vom Jahr 2012, alle aus Südtiroler Apfelpartien, und drei Isolate vom Jahr 2013, von denen zwei von Früchten vom Trentino stammten und ein Isolat von den Früchten aus dem Vinschgau. Die ITS Region wurde von der extrahierten DNA mittels PCR amplifiziert (Primer ITS 4/5), zusammen mit der 28S Region der riboso-malen DNA (Primer NL1/NL4). Die gewonnenen Sequenzen wurden dann mit den abge-legten Sequenzen in der Datenbank des "NCBI nucleotide blast" verglichen. Das Ergebnis für alle "Cladosporium-artigen" Pilzisolaten war identisch: eine 100%-ige Übereinstimmung der ITS Region und eine 99 bis 100%-igen Übereinstimmung der 28S Region der riboso-malen DNA, für die asexuelle Spezies Ramularia eucalypti Crous (Deuteromycetes, Hyphales, Tuberculariaceae).
Über das Vorkommen von Ramularia eucalypti am Apfel wurde bereits im Jahre 2012 in einem Beitrag von Gianetti et al. in der Zeitschrift "L'Informatore Agrario" (9/2012: 72-73) erstmals berichtet. Bei der Auslagerung der Apfelsorte Ambrosia wurden die klecksartigen Flecken genau untersucht und beschrieben. Die befallenen Früchte stammten aus einer in der Gemeinde Centallo (Cuneo) gelegenen Obstanlage und der am Labor des Pflanzen-schutzdienstes der Region Piemont von den Schadstellen abisolierte Pilz wurde dem "Centraalbureau voor Schimmelcultures" (Utrecht, Holland) zur Identifizierung überreicht. Das Ergebnis lautete Ramularia eucalypti Crous sp. nova. Dieser Pilz wurde erstmals im Jahre 2007 von Crous et al. an Eucalyptus spathulata v. grandiflora (Blaugummibaum) Bäumen in den Lokalitäten Norchia und Viterbo (Provinz Viterbo, Region Latium, Italien) entdeckt und zur Hauptfruchtform Mycosphaerella taxonomisch zugeordnet. In diesen Örtlichkeiten war der Pilz für erhebliche Blattschäden ("Mycosphaerella leaf spots") mit folgendem Blattfall an den Eucalyptus Bäume verantwortlich und hat auch den Namen der Wirtspflanze (Eucalyptus) erhalten. Laut den Autoren Gianetti et al. ist an Ambrosia die Spezies Ramularia eucalypti nicht nur verantwortlich für die klecksartigen Lentizellenfle-cken in der Lagerung, sondern auch für Nekrosen an der Blattspreite (Foto 6). Die Früchte werden scheinbar kurz vor der Ernte von den infizierten Blättern ausgehend kontaminiert und der Schaden wird dann erst bei der Auslagerung wahrgenommen. Den Autoren ist es jedenfalls gelungen, im Pathogenitäts-Test reife Ambrosia Früchte zu infizieren und dabei Schadsymptome in Form von Fruchtfäule auszulösen. Jetzt wird auch bereits von Lager-schäden an Birnen der Sorte Conference berichtet: Zum ersten Male wurde im Jahre 2012 an dieser Sorte ein Befall an Lagerware durch R. eucalypti gemeldet. Der Befall wurde in den Gemeinden Saluzzo, Savigliano und Scarnafigi (Provinz Cuneo, Region Piemont) re-gistriert. Das plötzliche Aufkommen dieser Lagerkrankheit an einer Birnensorte, die bereits seit geraumer Zeit in Piemont angebaut wird, lässt vermuten, dass dies möglicherweise wegen des allmählichen Auflassens der Behandlungen mit Fungiziden mit Breitenwirk-samkeit in Verbindung stehen könnte. Der Schaderreger war vermutlich bereits schon in den Birnenanlagen vorhanden und konnte daher ungehemmt aufkommen.
Die Art des Schadens (unzählige Lentizellenflecken auf die gesamte Fruchtschale verteilt) und wegen des Vorkommens mehrerer Mikroorganismen in Abhängigkeit der unterschied-lichen Größe der Flecken und des Ausmaßes der Fruchtfleisch-Nekrose, war Anlass für eine chemische Fruchtanalyse an den Apfel-Proben aus Südtirol und aus der Provinz Trient. Das K/Ca-Verhältnis der Früchte lag stets über den Wert 35. Bei Werten über 35 ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Stippe ("bitter pit") so wie auch Lagerkrankheiten auftre-ten können. Da an den Südtiroler und Trentiner Isolaten keine pathogene Aktivität auf Früchte im Labor nachgewiesen werden konnte, kann als primäre Ursache des Schadens eine physiologisch bedingte Veränderung im Bereich der Lentizellen nicht ausgeschlossen werden. In diesem Fall käme dieser neuartige Pilz eher als Opportunist ins Spiel, der im-stande ist, sich das durch Stippe vorgeschädigte Gewebe zunutze zu machen. Eigenartig bleibt jedoch die Tatsache, dass an größeren Schadstellen gerade dieser neuartige Pilz ständig vorzufinden war. Die Untersuchungen an der Apfelsorte Ambrosia haben jeden-falls gezeigt, dass Ramularia eucalypti sicherlich eine sortenbedingte Virulenz aufweisen kann. Es wird sich noch zeigen, ob diese auch in Südtirol und im Trentino an Fruchtscha-lenschäden am Apfel assoziierte Spezies in Zukunft für gravierende Schäden in der Lage-rung verantwortlich gemacht werden kann. Es fehlen zurzeit noch jegliche Erkenntnisse über die Biologie und über mögliche Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung dieses Pilzes. Wichtig erscheint bereits heute jedenfalls, in den Problemanlagen eine Stippe- und Lagerungsprognose anhand einer frühzeitigen Fruchtanalyse zu erstellen. Außer dem K/Ca-Verhältnis sollten gleichzeitig auch weitere Faktoren berücksichtigt werden: der Ca-Gehalt für sich, der Gehalt der anderen Mineralstoffe und deren Verhältnis zueinender, die Behangdichte, das Apfelgewicht und der Pflücktermin.

Ein weiterer Rindenbranderreger im Südtiroler Apfelanbau

Das Absterben von Ästen an den Sorten Fuji und Gala im Südtiroler Unterland und im Vinschgau veranlassten eine genauere Untersuchung des Rindensterbens. Der Schaden ging meist von einer Schnittstelle des Winterschnittes aus und an der befallenen Rinde waren zahlreiche rosa bis orangenfarbene, warzenförmige Pusteln zu beobachten (Foto 7). Unter dem Lichtmikroskop erkannte man diese Pusteln als Fruchtkörper (Sporodo-chien) eines Deuteromyzeten, zusammengesetzt aus dicht nebeneinander stehenden, etwas gekrümmten Konidienträgern. Zu beobachten waren auch zahlreiche schmal elliptisch bis zylinderförmige, unseptierte, oft leicht gekrümmte Konidien (Größe ca. 10 x 3 μm) (Foto 8). Diese Merkmale ermöglichen eine Zuordnung dieses Pilzes einstweilen zur Spezies Tubercularia vulgaris, die Nebenfruchtform des Schlauchpilzes (Ascomycota) Nectria cinnabarina (Tode) Fries. Dieser Nectria-Pilz wird auch "Zinnoberroter Pustelpilz" ge-nannt und in der Literatur eigentlich als Saprophyt bezeichnet, kann aber durchaus als pa-thogener Schaderreger auf geschwächten Ast- und Baumstammpartien vorkommen, wie zum Beispiel nach mechanischen Verletzungen (Baumschnitt), physiologische Stresssitua-tionen und anderen Krankheiten. Das parasitische Verhalten verursacht krebsartige Wu-cherungen an lebenden Bäumen und Sträuchern und wird an vielen Forstgehölzen und Zierpflanzen sowie im Kern-, Stein- und Kleinbeerenobst nachgewiesen. Da Fungizide scheinbar kaum wirksam sind, werden nach dem Baumschnitt Wundverschlussmittel emp-fohlen. Das Verhalten dieses Pilzes an der Wirtspflanze ist eigenartig. Die an der Wundöffnung eingedrungene und gekeimte Pilzspore infiziert den Holzzylinder der Pflanze, wo sich der Parasit einbürgert. Durch Tyllen-Bildung in den Leitgefäßen wird das Xylem beschädigt, die Leitbahnen verschließen und es kommt auch zum Absterben des angrenzenden Parenchym-Gewebes, das sich in Folge unterschiedlich bräun verfärbt. Der Schaderreger verbleibt im Holzzylinder vital, wo er sich durch Hydrocarbonathaltige Reservestoffen, ausgenommen das Lignin, ernährt und langsam entwickelt. Das zum befallenen Xylem an-grenzende Rindengewebe bleibt vorerst vom Pilz verschont und manchmal kommt es auch zu starken Wundkallus-Reaktionen im Bereich der Eintrittsstelle des Schaderregers. Im Laufe der Pathogenese trocknet dann das im Kontakt mit dem befallenen Xylem ste-hende Rindengewebe aus und wird mit den von den Rindenrissen hervorragenden pustel-förmigen Sporodochien und Perithezien bedeckt. Es handelt sich hierbei einmal um die asexuellen Fruchtkörper von Tubercularia vulgaris, mit den verzweigten, leicht gebogenen Konidienträgern und Konidien und um die sexuellen Fruchtkörper (Perithezien) des Schlauchpilzes Nectria cinnabarina.
Die an Südtiroler Proben vorgefundenen Konidien wurden etwas größer gemessen (10 x 3 μm) als sie für T. vulgaris (5-7 x 2-3 μm) charakteristisch sind. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass es sich hier vermutlich um die Spezies Tubercularia piricola Marchal handeln könnte. Diese Spezies ist in Nordeuropa als Verursacher von Lagerfäulnis an Apfel- und Birnenfrüchten bekannt. Ob jetzt dieser in Südtirol erstmals beobachtete Rindenbranderreger auch noch als Lagerfäuleerreger eine wirtschaftliche Bedeutung einnehmen wird, kann im Moment nicht abgeschätzt werden. Im gesamten europäischen Apfelanbau sind in den letzten Jahren immer wieder neuartige Krankheiten aufgetreten, mit Auswirkungen am Baum wie zum Beispiel der Blattfall durch Marssonina coronaria, mit Auswirkungen im Lagerobst wie zum Beispiel die Kernhausfäule durch Sphaeropsis malorum, die "Gummifäule" durch Phacidiopycnis washing-tonensis in bestimmten Obstbaugebieten Deutschlands und, wie weiter oben berichtet, die Lentizellenfäule durch Ramularia eucalypti im Norditalienischen Apfel- und auch Birnenanbau. Es stellt sich dabei immer wieder die Frage, ob es sich bei diesen für unsere Gebiete neuartigen Schaderreger um eingeschleppte, invasive, für den Apfelanbau patho-gene Neomyceten handelt, oder ob diese Pilze immer schon vorhanden waren, aber durch bestimmte Veränderungen ihres Habitats im Laufe der letzten Jahre (Klimaerwärmung, phytosanitäre Maßnahmen) oder möglicherweise durch eine Veränderung ihres Erbgutes (genetische Mutation), sich zum Teil virulente Rassen etablieren konnten.

Phytopathologische Diagnostik, Jahresbericht 2012

Autor: Dr. Luis Lindner

Im Labor für Virologie und Diagnostik am Versuchszentrum Laimburg wurden im Berichtsjahr 671 Pflanzenproben auf phytopathogene Schaderreger untersucht. Die Proben stammten aus dem Kern- und Steinobstanbau, dem Gemüse- und Zierpflanzenbau, sowie aus dem Weinbau. Hier nachfolgend einige Untersuchungen, denen auf Grund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung oder Besonderheit ein spezielles Augenmerk gewidmet wurde.

Feuerbrand

Nachdem im Jahr 2011 in Südtirol insgesamt 945 Feuerbrandfälle nachgewiesen worden waren, musste man trotz fachgerecht durchgeführter Sanierungsmaßnahmen (Ausschnitt befallener Äste bzw. Rodung stark befallener Bäume), mit einem erhöhten Inokulum des Erregers rechnen. Aufgabe der amtlichen Kontrollorgane war also vorerst, die im Vorjahr befallenen Anlagen auf Feuerbrand-Canker zu kontrollieren. Tatsächlich wurden im März und April, also noch vor Blühbeginn, an verschiedenen Standorten Bäume mit Cankern aus dem vorjährigen Befall mit Erwinia amylovora festgestellt. Von den insgesamt 53 zur Laboruntersuchung eingereichten Stamm- und Astproben mit verdächtigen Rindennekrosen wurde bei 18 tatsächlich der Feuerbranderreger nachgewiesen.

Der erste Feuerbrandbefall des Jahres 2012 wurde am 18. Mai in der Gemeinde Margreid registriert. Es handelte sich um eine Blüteninfektion an einem einzigen Baum in einer Neuanlage von insgesamt 2.000 Bäumen der Sorte Cripps Pink. In dieser Gemeinde war im Vorjahr kein Feuerbrandbefall festgestellt worden. Weitere Fälle mit eindeutigen Blüteninfektionen wurden in den folgenden Tagen in Nals und in Kaltern gefunden. Bis Monatsende wurden weitere befallene Pflanzen in Meran-Obermais entdeckt; hierbei handelte es sich offensichtlich um einen etwas größeren Feuerbrand-Herd. Im Umfeld eines bereits sehr stark befallenen Weißdornstrauches wurden drei Apfelbäume der Sorte Cripps Pink mit typischen Feuerbrand-Symptomen gesichtet, daneben mehrere erkrankte Weißdornsträucher  sowie je ein befallener Birn- und Quittenbaum. Im Juni kamen dann 40 Fälle, verteilt nahezu auf das gesamte Intensivobstbaugebiet hinzu: betroffen waren vorwiegend Apfel-Neuanlagen.

Im Juli wurden weitere 43 Fälle registriert, diesmal vermehrt in höher gelegenen Anbaulagen wie z.B. im Obervinschgau und im Eisacktal. In Sterzing und in Gais im Pustertal wurden in Hausgärten befallene Wirtspflanzen (Mispel, Weißdorn, Quitte, Birne) entdeckt und unverzüglich gerodet. Drei Feuerbrandfälle kamen im Monat August hinzu: Es handelte sich dabei um Birnbäume im Streuobstbau.

Insgesamt wurden im Jahr 2012 in Südtirol 115 Feuerbrandfälle registriert, wobei die 18 Fälle mit deutlichen Cankern an Ästen oder Stamm eigentlich dem Jahr 2011 zuzuschreiben wären (Tabelle 1). 66 Fälle haben sich in Neupflanzungen ereignet. Die Anzahl an befallenen Bäume belief sich auf ca. 4.700; etwa 750 Bäume mussten gerodet und verbrannt werden. Die Mehrzahl der im Berichtsjahr festgestellten Fälle ging mehrheitlich auf Blüteninfektionen zurück. Sowohl die Anzahl der nachgewiesenen Fälle als auch die Anzahl der gerodeten und vernichteten Bäume lag bei rund einem Zehntel im Vergleich zum Vorjahr.

Der Grund dafür lag zweifellos auch an der für eine Feuerbrandinfektion ungünstigen Witterungsbedingung während der Hauptblüte:  Zu Ostern kam es zu einem Kaltlufteinbruch mit viel Neuschnee im Gebirge und Frost in den Tallagen. Außerdem ist es den Obstbauern im Jahr zuvor anscheinend auch gut gelungen, ihre vom Feuerbrand getroffenen Anlagen entsprechend zu sanieren und Infektionsquellen für mögliche Neuinfektionen zu tilgen. Besorgniserregend bleibt aber der Umstand, dass die Feuerbrandinfektionen sich praktisch in allen Landesteilen ereignet haben (Tabelle 2); dies bedeutet, dass sich die Krankheit mittlerweile in ganz Südtirol etabliert hat und bei entsprechend günstigen Witterungsbedingungen zur Blütezeit jederzeit ausbrechen kann.

Am mikrobiologischen Labor des Versuchszentrums Laimburg wurden im Jahr 2012 insgesamt 117 Proben wegen Feuerbrandverdacht untersucht, wovon an 54 tatsächlich die Präsenz des Feuerbranderregers Erwinia amylovora nachgewiesen wurde.

Bakterienbrand der Actinidia (Kiwi)

Der Bakterienbrand der Actinidia (Kiwi) wird durch den Erreger Pseudomonas syringae pv. actinidiae (PSA) verursacht; es handelt sich dabei um die  gefährlichste Bakterienkrankheit im Kiwianbau. Krankheitsfälle wurden seit dem Jahre 1992 in der Provinz Latina, Region Latium, sporadisch gemeldet, jedoch ab 2008, nach der Einführung der gelbfleischigen Zuchtsorten der Actinidia chinensis Planchon, haben sich die Fälle gehäuft und der Bakterienbrand hat sich als extrem gefährlich für den Kiwianbau erwiesen. Die grünfleischige Zuchtsorte Hayward (Actinidia deliciosa Liang et Ferguson) wird hauptsächlich in den Regionen Latium, Piemont, Emilia Romagna, Veneto und Kampanien angebaut, während die gelbfleischigen Zuchtsorten (Actinidia chinensis Planchon) Hort 16A und Jin Tao vorwiegend hautsächlich im Latium und in der Emilia Romagna angebaut werden. Der Erreger des Bakterienbrandes befällt beide Zuchtsorten und man schätzt, dass zurzeit mehr als 30 % der Kiwi-Anlagen von der Krankheit befallen sind. Mit dem Ministerialdekret vom 7. Februar 2011 wurden angesichts der extremen Gefährlichkeit dieser Bakteriose sowie der Wichtigkeit der Kiwiproduktion für Italien, gesetzliche Maßnahmen zur Bekämpfung von PSA erlassen. Im Zuge des im Dekret vorgesehenen Monitorings bei Vermehrungsbetrieben der Actinidia wurde ein PSA-Befall im Jahr 2011 in einer Baumschule in der Provinz Pordenone, Region Friaul-Julisch Venetien ausfindig gemacht. Pflanzmaterial der Sorte Hayward aus dieser Baumschule war auch an zwei Südtiroler Garden Center geliefert worden. Aufgrund eines Hinweises wurden seitens des Pflanzenschutzdienstes amtliche Kontrollen durchgeführt und tatsächlich wurden in einem der zwei Betriebe einzelne Jungpflanzen mit verdächtigen Symptomen festgestellt. Es handelte sich um Blattsymptome, charakterisiert durch mehrere kleine nekrotische Flecken mit polygonaler Kontur und mit chlorotischen Halo an der Blattspreite (Foto 1). Es wurde sogleich Blattproben entnommen und am 11.06.2012 am phytopathologischen Labor der Laimburg für eine bakteriologische Untersuchung abgegeben.

Am Lichtmikroskop konnten im Bereich der Blattnekrosen zahlreiche Bakterienzellen beobachtet werden, die vom Blattparenchym förmlich herausquellen. Als mögliche bakterielle Verursacher von Blatt-Veränderungen bei Actinidia kommen Pseudomonas syringae pv. syringae, P. viridiflava und P. syringae pv. actinidiae in Frage.

Die Bakterienzellen wurden auf zwei Nährmedien, Nutrient Sucrose Agar und King's B Agar Medium, vom Blatt abisoliert und es konnten morphologisch gleichgeformte Bakterien-Kolonien gewonnen werden. Nach dem Reinigungsschritt auf Nutrient Agar Nährmedium, sind einige Bakterien-Isolate anhand biochemischer Tests geprüft worden. Diese Isolate sind auf Nutrient Sucrose Agar "levan"-positiv, zeigen keine fluoreszierende Pigmentbildung auf King's B Medium, jedoch eine leicht gelblich diffuse Färbung im selben Nährmedium. Im Nutrient Dextrose Agar sind die Bakterienkolonien eher klein, hellgelb gefärbt und etwas gelappt, währenddessen sie auf Nutrient Agar Medium besser gedeihen. Die Bakterien sind Gram-negativ, strikt oxidativ, Oxidase und Arginin-Dehydrolase-negativ, Catalase-positiv. Positiv im Test ist die Hydrolyse von Kasein und Arbutin, die Reduktion der Saccharose, etwas zögernd positiv die Hydrolyse von Eskulin. Die Bakterien verhalten sich in folgenden Tests negativ: Abbau der Gelatine, Stärke und Tween 80 - Hydrolyse, Reduktion der Nitrate, Präsenz von Urease, Induktion von Kartoffel-Weichfäule. Die Flüssigmedien mit Zusatz von Laktose und mit Maltose werden nicht angesäuert. Dieses Verhalten ist laut Literatur gleichwertig mit den Ergebnissen der Tests auf den PSA-Populationen aus Mittelitalien, die sich von den Merkmalen der früheren Referenzkulturen für Pseudomonas syringae pv. actinidiae (NCPPB 3739, ICMP 9617), wenn auch geringfügig, unterscheiden: Im Unterschied zu den italienischen Isolaten sind letztere Referenzkulturen negativ im Test der Hydrolyse von Arbutin und Eskulin, positiv hingegen bei der Hydrolyse von Tween 80. Jüngste molekularbiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass es dabei um zwei verschiedene und getrennte Populationslinien handelt: einerseits der Stamm J-PSA/I-PSA (Japan/Italien) verantwortlich für das frühere sporadische Auftreten der Krankheit in Italien an der grünfleischigen Actinidia deliciosa "Hayward", anderseits der Stamm I2-PSA, in Zusammenhang mit der Einfuhr der gelbfleischigen Actinidia chinensis Zuchtsorten ab 2008 aus China. Diese neuartige und sehr virulente Population ist das Ergebnis einer scheinbar getrennten Evolutionslinie innerhalb der Spezies. Der neue Stamm I2-PSA hat sich inzwischen gut vermehrt und etabliert, befällt beide Arten der Actinidia und ist verantwortlich für das derzeitige epidemische und massive Auftreten der Bakterienkrankheit in Italien. Genetisch ist der Stamm I2-PSA auch identisch mit dem hochvirulenten PSA-Stamm, der auch in Neuseeland beträchtliche Schäden im Kiwianbau verursacht.

Mit nur rund 4 ha angebaute Fläche an Kiwi hat Südtirol eine durchschnittliche Jahresproduktion von 1.200 dt (Quelle ISTAT), im Unterschied zum benachbarten Trentino, wo auf einer Anbaufläche von 66 ha der Kiwianbau eine große wirtschaftliche Bedeutung hat. Die Verbreitung dieser gefährlichen Krankheit auf den gesamten norditalienischen Raum hat in den letzten Jahren Besorgnis erregend zugenommen, vermutlich auch durch Neupflanzungen mit verseuchtem Pflanzmaterial.

Die Mauke der Weinrebe

Die Mauke (Grind, Krebs) der Rebe wird vom Bakterium Agrobacterium vitis verursacht und zählt mit der durch Xanthomonas ampelina (Syn. Xylophilus ampelinus) verursachten Bakterien-Nekrose zu den zwei wichtigsten Bakterienkrankheiten im Weinbau, die erhebliche Ertrags- und Qualitätsverluste verursachen können. Die Bakterien-Nekrose und ihr Erreger wurden in Südtirol bis heute noch nicht festgestellt, die Mauke hingegen gilt seit Jahren, hauptsächlich in tiefer gelegenen und vom Winterfrost geschädigten Weinreben sowie in Junganlagen, die mit latent infiziertem Pflanzmaterial erstellt wurden, als problematisch.

Das Bakterium Agrobacterium vitis, auch A. tumefaciens biovar 3 genannt, kann im Rindenparenchym der Rebe eine Tumorbildung induzieren, hauptsächlich infolge bestimmter Stresssituationen, wie z.B. Winterfröste, mechanische Verletzungen und Rissbildungen im Stammbereich. Vor allem bei jungen Pfropfreben kann eine starke Tumorbildung an der Veredlungsstelle gravierende Folgen haben, ja sogar die Pflanze zum Absterben bringen. Ein Tumorgewebe am Stamm führt aufgrund des fehlenden oder zerstörten Leitungsgewebes zu Entwicklungsverzögerungen, Kümmerwuchs und Symptomen mangelhafter Nährstoffversorgung. Eine infizierte Rebe kann nicht saniert werden. Deshalb ist es gerade bei Neupflanzungen wichtig - und wird auch verlangt -,  eventuelle Wundkalluswucherungen an der Veredlungsstelle der Pfropfreben von dem durch das Bakterium induzierte Tumorgewebe diagnostisch mit Sicherheit zu unterscheiden. Erfahrungsgemäß ist der Nachweis von Agrobacterium vitis durch Isolierung des Erregers aus dem Tumorgewebe mit mikrobiologischen Methoden oft sehr schwierig, jedoch unerlässlich, um diesen durch weitere biochemische Tests eindeutig nachweisen zu können. Das Bakterium ist nämlich im Tumor mit relativ wenigen Zellen vorhanden und besiedelt hauptsächlich die äußere Schicht eines neu gebildeten Tumors. Dieser ist fast immer mit zahlreicher bakterieller Begleitflora kontaminiert, was eine Isolierung der Ziel-Bakterien erheblich erschwert. Die positive Nachweisrate sinkt mit dem Voranschreiten der Vegetationsperiode, wobei im Sommer, mit der allmählichen Verholzung der hyperplastischen Wucherungen, ein Nachweis nahezu unmöglich wird. Im Frühjahr ist die Erfolgsquote am höchsten, wenn als Probe ein frisch gebildetes, grünes und fleischiges Tumorgewebe für die Diagnose zu Verfügung steht.

Am 26.07.2012, also zu einem bereits ziemlich vorangeschrittenen Vegetationszeitpunkt, wurden zwei Rebstöcke als Proben mit Verdacht auf Mauke beim diagnostischen Labor des Versuchszentrums Laimburg abgegeben. Die Rebsorte war Kerner/125 AA, im Jahre 2010 ausgepflanzt und bereits im Folgejahr mit maukeartigen Wucherungen an der Veredlungsstelle belastet. An den zwei bereits fast völlig verholzten Wucherungen waren noch zwei kleine, erbsengroße, grünliche Hyperplasien vorhanden. Ein Isolierungsversuch war somit durchaus Erfolg versprechend. Die Knollen wurden vom verholzten Gewebe abgetrennt und mit lauwarmem Wasser, Seife und mit einer feinen Bürste sorgfältig und gründlich oberflächengereinigt. Zur Desinfizierung wurden die Knollen in 20%-tiger Natrium-Hypochlorid-Lösung unter ständigem Rühren 10 Minuten lang getaucht und danach im fliesenden Wasser sorgfältig abgewaschen. Mit einem Skalpell wurde die äußere, etwas dunkel gefärbte Epidermisschicht fein abgetrennt und verworfen. Das nun freigelegte, grünlich gefärbte Gewebe wurde steril in feine Scheiben geschnitten und diese in einem Glasröhrchen in 2 ml steriles Wasser getaucht und ungefähr eine Stunde bei Raumtemperatur belassen. Die auf diese Weise gewonnenen Bakterien wurden zuerst unter dem Lichtmikroskop auf die optimale Zelldichte für eine Isolierung auf festem Nährmedium eingestellt. Zur Isolierung diente als Nährmedium Nutrient Dextrose Agar mit Daconil 0,02 g/l (= Chlorothalonil 75 %WP). Die Inokulation wurde im Spatelverfahren mit jeweils 50 μl des Mazerates in mehreren Petrischalen durchgeführt. Auf demselben Nährmedium wurde auch gleichzeitig die eigene Referenzkutur für A. vitis ausplattiert. Nach dreitägiger Inkubation bei 26 °C im Dunkeln konnten einige gut abgesonderte Kolonien, die ähnlich wie die der Referenzkultur rund geformt, etwas kegelförmig im Kolonienzentrum und hell-orangenfarben waren (Foto 2), für den Reinigungsschritt auf Potato Dextrose Agar + CaCO3 0,5 % (PDA+C) ausgewählt werden. Die Suspensionen der selektierten Isolate wurden auch gleichzeitig auf Lactose Yeast Extract Agar für das Screening mit dem 3-Ketolactose Test (A. vitis ist negativ im Test) angezüchtet. Die 3-Ketolactose-negativen- Isolate erbrachten auf PDA+C halbsphärische und perlenfarbige Kolonien. Zur endgültigen Identifizierung dieser Isolate wurden mehrere biochemische Tests durchgeführt, mit folgendem Testergebnis: Die aus der Kerner-Rebe isolierten Bakterien waren alle Gram-negativ, strikt oxidativ, Oxidase-, Catalase- und Urease-positiv. Etwas zögernd positiv war die Reduktion der Nitrate. Negativ waren folgende Tests: Abbau der Gelatine, Hydrolyse von Eskulin, Arbutin, Stärke und Tween 80. Diese Test-Ergebnisse sind charakteristisch für Agrobacterium vitis und wenn auch ohne Pathogenitätstest auf Wirtspflanzen, konnte somit die mutmaßliche Diagnose für den Erreger der Mauke gemacht werden. Trotz Gelingen des Isolierungsversuchs an unserer Probe endet erfahrungsgemäß ein solches Unterfangen nicht immer erfolgreich, hauptsächlich bei Proben im fortgeschrittenen Reifestadium des hyperplatischen Gewebes. Gute Voraussetzungen für das Gelingen des Nachweises sind: frisches, fleischiges Tumorgewebe und eine sorgfältige Reinigung mit Oberflächen-Desinfizierung desselben, damit der Großteil der stets vorhandenen störenden Begleitflora weit möglichst reduziert werden kann.

Marssonina coronaria auf Bio-Apfelfrüchten

Die Marssonina Blattfleckenkrankheit ("Marssonina Leaf Blotch") wurde in Südtirol erstmals im Jahre 2011 im Bio-Apfelanbau nachgewiesen. Der pilzliche Schaderreger Marssonina coronaria (HFF. Diplocarpon mali) verursacht an der Blattoberseite zahlreiche zuerst rötlich braune, dann zu Nekrose übergehende Flecke, meist begleitet von einer Gelbverfärbung der Blätter die dann vorzeitig abfallen. Der vorzeitige Blattfall schwächt den Baum und führt zudem zu einer deutlich höheren Empfindlichkeit gegenüber Winterschäden. Bereits zum Erntezeitpunkt sind die Bäume meist oft so stark entlaubt, dass die am Baum hängenden Früchte den Qualitätsanforderungen nicht gerecht werden.

Im Berichtsjahr wurde im Bio Obstanbau wiederum Blattfall auf Grund von Marssonina-Befall gemeldet. Es handelte sich dabei meist um Anlagen, die bereits im Vorjahr befallen waren, vermutlich wegen fehlender bzw. unzureichender Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen und nicht zuletzt vermutlich auch wegen des hohen Sporenangebotes des Erregers im Feld. Der Schaden ist hauptsächlich dort aufgetreten, wo im Laufe der Vegetationszeit wenig oder überhaupt keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt worden sind. Das hohe Sporenangebot ist wahrscheinlich das Resultat von unzureichenden Maßnahmen zur Senkung des Sporenangebotes, wie zum Beispiel die Förderung des natürlichen Blattabbaues im Winter.

Bemerkenswert ist allerdings das noch nie vorher beobachtete Vorhandensein von Massonina coronaria an nekrotischen Flecken der Fruchtschale vereinzelter Früchte in einer Cripps Pink - Bio Anlage. Es handelte sich um schwarze, nekrotische, etwas eingesunkene Stellen an der Fruchtschale ("circular dark brown spots"), begleitet von abgegrenzter Trockenfäule des Fruchtfleisches. Die biologisch geführte Anlage liegt im Etschtal, Gemeinde Gargazon, wo bereits im vorigen Jahr verstärkt Blattfall registriert worden war und wo kaum Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. In dieser Anlage werden auch Behandlungsversuche gegen Blattfall durch M. coronaria seitens der Sektion Biologischer Anbau des Versuchszentrum Laimburg an der Sorte Scifresh-Jazz® durchgeführt.

Als Probe für die Untersuchung wurden Früchte entnommen, die vereinzelte schwarz-braune Flecken (Nekrosen) an der Fruchtschale zeigten. An diesen rund 10 mm breiten nekrotische Flecken konnte man oberflächlich auch mehrere kleine knollenartige schwarze Erhebungen beobachten (Foto 3), und bei der mikroskopischen Untersuchung waren im befallenen Fruchtfleischgewebe netzartig verbreitete, septierte Hyphen zu erkennen (Foto 4). Nach gründlicher Oberflächenreinigung wurden mehrere Gewebefragmente von der Fruchtschale samt befallenem Fruchtfleisch entnommen und auf Potato Dextrose Agar (PDA-Difco) - Nährsubstrat gegeben. Nach Ablauf der 7-tägigen Inkubation hatte sich an den Explantaten noch keine Pilzkolonie im Medium geformt, man konnte allerdings unter mikroskopischer Betrachtung des befallenen Fruchtfleischgewebes das Herausquellen der für M. coronaria typischen zweizelligen Konidien aus den dort zahlreich vorhandenen kugelförmigen braunen Gebilde erkennen (Foto 5). Bei diesen Gebilden handelt es sich um die Fruchtkörper (Acervuli) des Marssonina Pilzes, die im gesamten nekrotischen Fruchtfleisch-Gewebe verstreut zu finden waren (Foto 6). In manchen Fällen konnte man an einigen Acervuli auch das Herausquellen der Mikrokonidien (Spermatien) von M. coronaria beobachten (Foto 7).

Es blieb nun die Frage offen, ob der mit den Fruchtschalenflecken assoziierte Pilz Marssonina coronaria hier auch primär der Auslöser des Schadens war. Unseres Wissens wurde noch nie im nordeuropäischen Raum von Marssonina coronaria an Fruchtschalenflecken berichtet. Ein Pathogenitätstest mit reifen Apfelfrüchten sollte daher zeigen, ob mit den inzwischen gewonnenen Pilzisolaten, sei es in Form von Konidien-Suspension auf unversehrter Fruchtschale appliziert, wie auch als Pilzkultur direkt ins Fruchtfleisch nach vorheriger künstlicher Verletzung inokuliert, an den Testfrüchten (Golden Delicious) eine Nekrose der Schale bzw. des Fruchtfleisches induziert werden kann. Nach Ablauf einer Inkubationszeit von 21 Tagen bei Zimmertemperatur und natürlichem Tag-Nacht-Rhythmus war im Infektionsversuch an den Testfrüchten keinerlei Veränderung an der Fruchtschale bzw. im Bereich der Inokulationsstelle zu erkennen. Das könnte bedeuten, dass sich der Pilz Marssonina coronaria an den Früchten der Probe entweder auf bereits vorbeschädigter Fruchtschale angesiedelt hat oder aber auch, dass unter künstlichen Laborbedingungen die für eine Infektion notwendigen Voraussetzungen zur Entfaltung der Virulenz des Pilzes nicht erfüllt werden konnten. Tatsache aber bleibt, dass an den schwarzen Flecken der Probe ausschließlich Marssonina coronaria isoliert werden konnte.

Phytopathologische Diagnostik, Jahresbericht 2011

Autor: Dr. Luis Lindner

Im Labor für Virologie und Diagnostik am Versuchszentrum Laimburg wurden im Berichtsjahr 535 Pflanzenproben auf phytopathogene Schaderreger untersucht. Die Proben stammten aus dem Kern- und Steinobstanbau, dem Gemüse- und Zierpflanzenbau, sowie aus dem Weinbau. Hier nachfolgend einige Untersuchungen, denen auf Grund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung oder Besonderheit ein spezielles Augenmerk gewidmet wurde.

Feuerbrand

Das Jahr 2011 war mit insgesamt 945 nachgewiesenen Feuerbrandfällen in 37 Gemeinden Südtirols (Tabelle 1) das absolute Rekordjahr seit dem erstmaligen Auftreten dieser Bakterienkrankheit in Südtirol. Als Fall gilt definitionsgemäß, wenn eine oder mehrere befallene Pflanzen einer Art oder Sorte des gleichen Pflanzjahres auf einem  Standort festgestellt werden. Ausschlaggebend für diese im Berichtsjahr überaus hohen Befallszahlen waren sicherlich die für eine Infektion günstigen klimatischen Bedingungen im Frühjahr (hohe Tages-Durchschnittstemperaturen und Nässeereignis). Nach einem überdurchschnittlich warmen März folgten fast sommerliche Temperaturen im April, die zu einem frühen Blühbeginn Ende März führten. Bereits Anfang April waren dann die Bedingungen für eine Blüteninfektion bei frühblühenden Sorten, wie Cripps Pink, erfüllt. Der erste Feuerbrandfall des Jahres wurde am 24. April festgestellt. Betroffen war eine Ertragsanlage der Sorte Cripps Pink in Terlan. Bei den unverzüglich durchgeführten Kontrollen im Gemeindegebiet von Terlan, aber auch in den benachbarten Ortschaften Vilpian, Nals und Andrian, wurden bis Ende April 79 Fälle entdeckt, wobei fast durchwegs Ertragsanlagen der Sorte Cripps Pink, aber  auch Birnbäume befallen waren. Es handelte sich stets um Blüteninfektionen, auffallend häufig begleitet von einem massiven Austritt von Bakterienschleim. In den folgenden Wochen wurden auch in anderen Bezirken vermehrt Feuerbrandfälle in Ertragsanlagen entdeckt und Mitte Mai wurde Befall auch in Apfel-Neuanlagen festgestellt.

Bei einer Analyse des zeitlichen Auftretens der Feuerbrandfälle fällt auf, dass die erste Infektionswelle bereits Anfang April stattgefunden haben muss. Sie betraf fast ausschließlich Pink Lady-Ertragsanlagen und Birnbäume. Eine zweite Infektionswelle um Ostern (24. April) hat dann auch andere Apfelsorten erfasst. Die dritte Feuerbrandwelle galt hauptsächlich den im selben Frühjahr gepflanzten Bäumen, die noch im Mai in Blüte standen. Das Hauptbefallsgebiet war das Gemeindegebiet von Terlan, mit 38 Prozent der insgesamt im Jahr 2011 bekannt gewordenen Fälle. Das massive Auftreten in diesem Bezirk ließ zunächst einen größeren Ausgangsherd im Mittelgebirge (Tschöggelberg) oberhalb Terlan vermuten. Bei den dort vom Landespflanzenschutzdienst in Zusammenarbeit mit dem Beratungsring für Obst- und Weinbau und den örtlichen Vertretern des Südtiroler Bauernbundes durchgeführten systematischen Kontrollen konnte jedoch kein solcher Befallsherd ausfindig gemacht werden. Allerdings wurden insbesondere in Mölten, Eppan/Gaid und Tisens eine größere Anzahl befallener Birnbäume entdeckt. Aufgrund des festgestellten Schadbildes kann vermutet werden, dass zumindest bei einigen dieser Streuobstbäume die Infektion bereits im Vorjahr stattgefunden haben könnte, wobei der Befall zunächst unentdeckt geblieben ist. Bis Ende Juni wurden weitere Befallsherde im Vinschgau, Burggrafenamt, Passeiertal, Etschtal, Überetsch, Leifers entdeckt. Vom Feuerbrand wurde auch der Erwerbsobstbau im Raum Brixen und Bruneck nicht verschont. Bis Ende September wurden insgesamt 945 Feuerbrandfälle registriert, wobei, mit Ausnahme des oberen Vinschgaues und des Unterlandes, das gesamte Südtiroler Obstbaugebiet betroffen worden war (Foto 2). Die Anzahl der Feuerbrandfälle je Gemeinde und Pflanzenart ist in der Tabelle vermerkt (Tabelle 3).

Aufgrund des starken Befalles mussten 2 Apfel-Neuanlagen mit insgesamt 1560 Bäumen, 4 Apfel-Ertragsanlagen mit ca. 2500 Bäumen und 9 meist kleinere Birnenanlagen mit ca. 3000 Bäumen, gerodet werden. Die Gesamtzahl der gerodeten Kernobstbäume summierte sich schließlich auf 13.000.

Im Berichtsjahr wurden wegen Feuerbrandverdacht insgesamt 288 Proben von Wirtspflanzen im mikrobiologischen Labor des Versuchszentrums Laimburg zur Bestätigungsanalyse eingereicht. An 135 dieser Proben konnte der Feuerbranderreger Erwinia amylovora bestätigt werden.

Marssonina-Blattfleckenkrankheit im Bioanbau

In mehreren biologisch bewirtschafteten Apfelanlagen Südtirols konnte man Ende August 2011 Anzeichen eines Pilzbefalls an den Blättern beobachten. Viele dieser Bio-Anlagen waren bereits im Jahr zuvor von vorzeitigem Blattfall durch die Phyllosticta-Blattkrankheit betroffen (Obstbau*Weinbau 5/2011). An der Blattoberseite konnte man wiederum zuerst kleine, kreisförmige, rötlichbraune Blattverfärbungen erkennen. Diese erreichten mit der Zeit eine Größe von 5 bis 10 mm, wurden dann dunkelbraun bis schwarz und durch Zusammenfließen dehnten sich diese Blattflecken weiter aus (Foto 4). Erreichte die Veränderung das Innere des Blattgewebes, so konnte man an der Blattunterseite auch klecksförmige, braune Verfärbungen erkennen. Zur Erntezeit waren die Blattflecken so zahlreich auf der Blattspreite verteilt und meist auch von Chlorophyllschwund und Gelbfärbung begleitet, dass es in der Folge zu vorzeitigem Blattfall kam.

Unter dem Lichtmikroskop konnte man am Blatt beobachten, wie, ausgehend von einer Infektionsstelle zwischen Epidermis und Palisaden-Mesophyll, mehrere Pilzstränge in Form von gebündelten Hyphen in radialer Ausrichtung ausliefen. Entlang der Pilzstränge formten sich mehrere dunkle, knollenartige Myzelpolster, durch kurze Abstände voneinander getrennt. Dabei handelte es sich um die heranreifenden Fruchtkörper (Acervulis) eines Melanconiales-Pilzes. Nach Aufreißen der Kutikula oberhalb eines ausgereiften Acervulus wurden die im Fruchtkörper enthaltenen Konidien an der Blattoberseite freigesetzt (Foto 5). Die Konidien waren typisch zweizellig, da durch ein Septum getrennt, und etwas leicht am Septum eingeschnürt (Größe 12-19 x 6-8 μm), hyalin und mit zahlreichen kugeligen Einschlüssen versehen (Foto 6).

Konidien des Erregers wurden, nach der oberflächlichen Reinigung des symtomatischen Blattgewebes mit einer 1%gen Natriumhypochlorit-Lösung unter dem Stereo-Mikroskop mit Hilfe einer Injektionsnadel von den Acervulis abgenommen und in einen Wassertropfen eingebracht. Unter dem Lichtmikroskop, mit einem Leica C/Plan L20 x 0,30 – Objektiv, wurden die Konidien mit einer feinen Pasteurpipette eingefangen und auf ALPGA-Spezialmedium (Apple Leaf Decoct Peptone Glucose Agar – pH 6,0) bei 20 °C ausgebrütet. Nach 10tägiger Bebrütung konnten die auskeimenden Konidien wieder auf ALPGA-Medium zur Gewinnung der Reinkultur überimpft werden. Die Kolonien dieses Pilzes wachsen auf künstlichem Nährmedium extrem langsam und erreichen erst nach 45 Tagen einen Durchmesser von ca. 5 bis 7 mm (Foto 7). Anhand der morphologischen Merkmale und aufgrund dieses typischen in-vitro Verhalten konnte dieser mit den Blattflecken assoziierte Pilz zur Spezies Marssonina coronaria (Ell. et J.J. Davis) J.J. Davis zugeordnet werden.

Bei den im Jahr 2011 durchgeführten Labor-Untersuchungen an verdächtigen Blattproben aus biologisch bewirtschafteten Apfelanlagen Südtirols konnte fast durchwegs ein Befall durch Marssonina coronaria nachgewiesen werden. Überraschenderweise konnte Phyllosticta sp. als Erreger von Blattflecken im selben Jahr in weit geringerem Ausmaße, wenn überhaupt, nachgewiesen werden. Man konnte zum Beispiel einen Acervulus ganz in der Nähe eines Pyknidiums beobachten, aber das ausgelöste Schadbild beider Blattfleckenerreger war visuell kaum zu unterscheiden. Im Laufe der Untersuchungen wurden an den Blattflecken auch andere Pilzarten nachgewiesen, wie zum Beispiel (nach Häufigkeitsgrad geordnet): Alternaria sp., Cladosporium sp., Phoma spp., Trichothecium sp., Spilocaea pomi, Penicillium sp. u.a.m., ebenso auch Bakterien unbestimmter Art.

Die Marssonina-Blattfleckenkrankheit wurde in Italien erstmals im Jahre 2001 beobachtet. Die damals neuartige Schaderscheinung wurde an der alten, lokalen und für Eigenverbrauch angepflanzten Apfelsorte "Furnas" in der norditalienischen Gemeinde Forno Canavese (Provinz Turin, Region Piemont) festgestellt. Beim Standort handelt es sich um ein Berggebiet, wo weder Intensivobstbau noch chemischer Pflanzenschutz betrieben wurde. Die an der Universität Turin durchgeführten Untersuchungen identifizierten den Schaderreger als Marssonina coronaria (Ell. et J.J. Davis) J.J. Davis (Deuteromycetes / Coelomycetes, Ordnung Melanchoniales, Familie Melanchoniaceae) und bestätigten ihn aufgrund eines Pathogenitätstests als Erreger der Blattflecken. Als Hauptfruchtform des Pilzes gilt der Schlauchpilz (Ascomycota) Diplocarpon mali Harada et Sawamura, sp.nov. (Klasse Leotiomycetes, Ordnung Helotiales, Familie Dermateaceae).

Bis zum Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens in Italien im Jahr 2001 war ein Vorkommen dieses Blattfleckenerregers in Westeuropa nicht bekannt. Erst im Jahr 2010 wurden aus dem Bio-Anbau in der Schweiz und in Deutschland (Neckarraum und Bodenseegebiet), sowie 2011 auch in Österreich (Steiermark) Schäden durch Blattflecken und vorzeitigem Blattfall gemeldet, wobei stets Marssonina coronaria als Krankheitserreger identifiziert wurde.

Schaut man sich das Klima der Monate Juni und Juli 2011 an, so waren in Südtirol die Verhältnisse nahezu ideal für eine Marssonina-Blattinfektion. Nach einem sehr trockenen, warmen und sonnenreichen Frühling, folgte eine niederschlagsreiche Periode mit einer hohen Anzahl an Regentagen und landesweit ergiebigen Niederschlägen. Heftige Gewitter streiften vom 21. auf den 22. Juni von der Schweiz her über den Vinschgau und sorgten für die Verbreitung des Inokulums. Eine offene Frage bleibt, ob das Inokulum von Marssonina bereits im Lande vorhanden war, ohne jedoch evidente Schäden anzurichten, oder ob der Erreger mit den nord-westlichen Höhenströmungen erst im Frühjahr eingeschleppt wurde. Tatsache ist, dass die idealen Bedingungen für die Etablierung von Marssonina coronaria dazu beigetragen haben, sich gegenüber den verschiedenen Blattfleckenerregern im Bio-Apfelanbau zu behaupten und schnell die Oberhand zu erlangen. Derzeit scheint ein Blattbefall durch Marssonina coronaria fast ausschließlich auf biologisch bewirtschaftete Apfelanlagen beschränkt zu sein. Ein Befall der Früchte, wie aus Obstbaugebieten im fernen Osten berichtet wird, wurde in Südtirol bislang noch nicht beobachtet.

Andere Blattfleckenkrankheiten am Apfel

Schädigungen am Apfelblatt in Form von vielen und an der gesamten Blattspreite verteilten, fleckenartigen, rundlichen Verfärbungen, die dann großteils zur Nekrose des betroffenen Blattgewebes übergehen, sind in den meisten Fällen mit vorzeitigem Blattfall verbunden. Angesichts der Schäden durch Blattfall ist in solchen Fällen eine Untersuchung der Schadensursache unumgänglich, um eine gezielte Präventivmaßnahme einzuleiten.

Gegen Mitte Juli wurde eine interessante Apfelblattprobe aus der nordöstlich gelegenen italienischen Region Friaul-Julisch Venetien für die diagnostische Untersuchung eingereicht, leider in einem bereits fortgeschrittenen Trockenstadium. An der gesamten Blattspreite waren zahlreiche nekrotische Blattflecken zu beobachten, die im Unterschied zu den meist rundlichen durch Pilzbefall ausgelösten Flecken ein deutliches, von den Blattadern scharf abgegrenztes eckiges Muster hatten (Foto 8). Aufgrund des schlechten Zustandes der Probe, die zudem nur aus ein einem einzigen Blatt bestand, wurde die Probe nur mit Hilfe des Lichtmikroskops untersucht.

Neben den bei Blattnekrosen üblicherweise vorhandenen Pilze, Hefen und Bakterien, die lediglich saprophytische Eigenschaften besitzen, wurden stets auch weitere drei unterschiedliche Pilzarten vorgefunden. Es handelte sich um zwei Coelomycetes Pilzarten und auch um einen Melanconiales-Pilz, welcher an den Blatt-Nekrosen Acervulis mit Borsten (Setae) formte (Foto 9). Die Borsten am Acervulus und die Morphologie der vom Fruchtkörper abgesonderten Konidien (Foto 10) ermöglichten eine Zuordnung des Pilzes zur Spezies Colletotrichum gloeosporioides Penz. (Hff. Glomerella cingulata Spauld. et Schrenk). Dieser Pilz ist in Südtirol unter der Bezeichnung Gloeosporium fructigenum bekannt, als Erreger einer Fruchtfleischfäule beim Apfel ("Bitter Rot"). Bei den zwei Coelomycetes handelte es sich vermutlich um die Gattung Phyllosticta sp. (≡ Phoma cava) mit einzelligen, zylindrisch und ziemlich gleichmäßig geformten Konidien (6 x 2,2 μm) und um Phoma glomerata (≡ Peyronellaea glomerata) mit eiförmig bis elliptisch geformten Konidien (4-8,5 x 1,5-3 μm).

Unser Interesse galt hier hauptsächlich dem Colletotrichum gloeosporiodes, da laut Literaturangaben die Gattung Colletotrichum die Infektionen (Brennfleckenkrankheit) meist am Blatt in Form von eckigen Flecken verursacht. Die Spezies C. gloeosporioides ist eine weltweit verbreitete Pilzart, die normalerweise entweder als Saprophyt oder als opportunistischer Angreifer von geschwächten oder seneszenten Pflanzen vorkommt. Im Apfelanbau ist dieser Pilz für Fruchtschäden verantwortlich, in Form von Fruchtfleischfäule (Foto 11). Dieser Fäulniserreger hat in Südtirol in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen, wo er mancherorts bereits an am Baum hängenden Früchten auftritt, zum Unterschied von Gloeosporium album (Syn. Phlyctema vagabunda), einem Fäulniserreger, der erst im Laufe der Lagerung eine typische Fruchtfäule verursacht. Beide Gloeosporien kommen  in unseren Obstanlagen in latenter Form vor, da kaum Anzeichen von Schädigungen am Baum zu sehen sind. Mit der Blattprobe aus Friaul-Julisch Venetien konnten wir zum ersten Mal den Befall durch einen dieser Gloeosporium Pilze am Baum feststellen und zwar in Form einer "eckigen" Blattfleckenkrankheit. Die Probe stammte aus einer konventionell geführten Anlage der Sorte Golden Delicious und wurde von der Randreihe der Anlage entnommen, wo, laut Angabe des Besitzers, aus technischen Gründen eine optimale schützende Belagbildung mit den Pflanzenschutz-Behandlungen erschwert war. Die Bäume der Randreihe wurden auch von frühzeitigem Blattfall und Fruchtfäule geschädigt.

Phytopathologische Diagnostik, Jahresbericht 2010

Autor: Dr. Luis Lindner

Im Labor für Virologie und Diagnostik des Versuchszentrums Laimburg wurden im Berichtsjahr 390 Pflanzenproben auf phytopathogene Schaderreger untersucht. Die Proben stammten aus dem Kern- und Steinobstanbau, dem Gemüse- und Zierpflanzenbau, sowie aus dem Weinbau. Hier nachfolgend einige Untersuchungen, denen auf Grund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung oder Besonderheit ein spezielles Augenmerk gewidmet wurde.

Feuerbrand

Zum ersten Male seit dem Auftreten des Feuerbrandes in Südtirol im Jahre 1999 wurde die gefährliche Bakterienkrankheit in einem sehr frühen Vegatationsstadium, also vor der Hauptblüte, festgestellt. Bei der Errichtung einer Apfelneuanlage in der Gemeinde Neumarkt wurden am 15. April an einigen Jungbäumen der Sorte Gala verdächtige Rindensymptome am Stamm und an der Veredlungsstelle (Foto 1) festgestellt. Nach Bestätigung des Feuerbrandbefalls durch Laboranlysen wurden zunächst die symptomatisch erkrankten Bäume gerodet und vernichtet. Nachdem aber bei sämtlichen Bäumen ein Erziehungsschnitt durchgeführt worden war und somit ein erhebliches Risiko einer weiteren Verschleppung der Krankheit bestand, wurden in der Folge auch die restlichen Jungbäume in dieser Neuanlage gerodet und vernichtet. Die Infektion mit dem Feuerbranderreger Erwinia amylovora hatte offensichtlich bereits im Vorjahr im Baumschulquartier in der Region Veneto stattgefunden.

Während der Apfel-Hauptblüte waren, je nach Obstbaugemeinde, die Bedingungen für eine Blüteninfektion entweder überhaupt nicht gegeben, oder aber an höchstens ein bis zwei Tagen. Erwartungsgemäß wurde daher in den Ertragsanlagen auch kein Befall festgestellt. Sämtliche auf Grund von Verdachtmeldungen entnommenen und im Labor untersuchten Proben stellten sich als frei von Feuerbrandbefall heraus.

Erst am 16. Juni wurde in einer Neuanlage in der Gemeinde Tschars-Kastelbell ein Feuerbrandbefall entdeckt. Betroffen waren Jungbäume der Sorten Golden Delicious Reinders und Red Delicious. Aufgrund des starken Befalles wurden etwa zwei Drittel der Golden Delicious-Anlage gerodet. Nur bei einigen Randreihen war zunächst kaum Befall festgestellt worden. Da aber in der Folge auch bei diesen Bäumen Befall an der Veredlungsstelle entdeckt wurde, musste schließlich die ganze Anlage gerodet werden.  Bei den am selben Standort gepflanzten Bäumen der Sorte Red Delicious beschränkte sich der Befall hingegen nur auf einige wenige Einzelbäume.

Weitere Feuerbrandfälle wurden gegen Ende Juni in zwei Bio-Neuanlagen der Sorte Evelina® RoHo in den Gemeinden Terlan und Nals, sowie in einer konventionell bewirtschafteten Golden Delicious Neuanlage in Partschins gefunden. In der Terlaner Anlage mussten knapp 10 Prozent der Jungbäume aufgrund des Blütenbefalles gerodet und verbrannt werden, während in der Nalser Anlage nur bei einigen wenigen Einzelbäumen Befall festgestellt wurde, ebenso in der Anlage in Partschins.

Nicht verschont vom Feuerbrand blieb auch das Eisacktal. Zwei Fälle wurden in der Fraktion Aicha, Gemeinde Natz-Schabs, in einer im Frühjahr erstellten Apfelanlage nachgewiesen. Zunächst wurden drei erkrankte Bäume in der Randreihe bei der Sorte Jonagold gefunden. Einige Tage später wurden dann eindeutige Symptome einer Blüteninfektion an mehreren Bäumen in der angrenzenden und noch weitgehend in Blüte stehenden Roho/Evelina® Anlage festgestellt.

Am 4. August, also relativ spät, wurde der letzte Fall der Saison 2010 gemeldet, und zwar in einer Golden Delicious Junganlage in Prad im Vinschgau. Die Infektion selbst dürfte schon geraume Zeit vorher erfolgt sein, wurde vom Besitzer aber erst spät erkannt. Auch in diesem Fall wurden sämtliche erkrankten Bäume unverzüglich gerodet und an Ort und Stelle verbrannt.

Von Seiten des Landespflanzenschutzdienstes wurden im Berichtsjahr insgesamt 108 Proben wegen Feuerbrandverdacht im Labor des Versuchszentrums Laimburg für die mikrobiologische Untersuchung abgegeben. Erwinia amylovora konnte an 33 Proben nachgewiesen werden. Insgesamt wurden in Berichtsjahr 9 Feuerbrandfälle auf 7 verschiedenen Standorten festgestellt (Foto 2). Dabei handelte es sich ausschließlich um Apfel-Neuanlagen; insgesamt mussten etwa 3800 Bäume gerodet und vernichtet werden.

Schäden durch Rindenbrand am Pflanzmaterial des Apfels

Bei der Erstellung einer Apfelanlage sollten dem wachsamen Landwirt etwaige Rindenschäden am Pflanzmaterial nicht entgehen, hauptsächlich wenn diese im Bereich der Veredlungsstelle gut zu erkennen sind. Solche Rindenschäden sind meist von größerem Ausmaß und zeigen sich als deutlich abgegrenzte, meist dunkle Verfärbungen der Rinde. Nicht selten ist auch der Holzzylinder betroffen und der Schaden ist oft so gravierend, dass nach der Pflanzung die Jungpflanze zunächst zwar austreibt, dann aber ziemlich rasch eingeht. Das Rindensterben wird meist durch pilzliche Krankheitserreger verursacht; die Infektion selbst hat bereits in der Baumschule stattgefunden.

Im Berichtsjahr wurden etliche Pflanzenproben mit Rindenerkrankungen dem Labor zur Untersuchung der Schaderreger abgegeben. Die hohe Zahl der Proben ist vermutlich mit den klimatisch ungünstigen Verhältnissen im Vorjahr in der Poebene zu erklären, woher der Großteil der in Südtirol gepflanzten Jungbäume stammt, sowie mit dem hohen Sporenangebot im Herbst, das mit einer nicht ausreichender Prophylaxe gegen die Rindenbranderreger nicht im Schach gehalten wurde. Am kranken Rindengewebe wurde am häufigsten der Rindenbranderreger Phomopsis mali (HFF: Diaporte perniciosa) isoliert, oft in Begleitung mit Sphaeropsis malorum (HFF: Botryophaeria obtusa). Es sind dies zwei in Südtirol wohlbekannte Krankheitserreger der Rinde, die auch in älteren Obstanlagen in Südtirol vorzufinden sind (siehe in Obstbau*Weinbau 9/2008: "Rindenkrankheiten im Apfelanbau"). An den Proben wurde weiters auch einige Male die "Botryosphaeria-Rindenkrankheit" festgestellt, verursacht durch Dothiorella mali (HFF: Botryophaeria dothidea), so wie auch die bei uns sonst eher seltene "Valsa-Krankheit", verursacht durch Cytospora cincta (HFF: Leucostoma cincta). Ganz neu für Südtirol wurde an einer Probe der Apfelsorte Scifresh-Jazz® vom Baumstamm die Pilzgattung Pestalotia de Not. (Klasse: Deuteromycetes/Coelomycetes, Ordnung: Melanconiales, Familie: Melanconiaceae) isoliert (Foto 3). Die Gattung Pestalotia de Not. formt an der Rinde zuerst subepidermale schwarzfarbige Avervulis als Fruktifikationstyp, welche die Epidermis erst dann durchbrechen, wenn der Reifungsprozess der Konidien abgeschlossen ist. Die Konidien sind, typisch für die Gattung, an dem einen Ende mit 2 bis 4 Geißeln versehen (Foto 4). Unser Isolat erwies sich im Pathogenitäts-Test als durchaus aktiver Fäulniserreger der imstande war, an reifen Apfelfrüchten nach 7 Tagen Inkubation bei Zimmertemperatur und "feuchter Kammer" eine Faulstelle von 1,5 cm Durchmesser zu erzeugen. Zur Gattung Pestalotia de Not. zählen laut Literatur ungefähr 250 Spezies, wobei eine Unterscheidung an Hand der morphologischen Merkmale durchaus nicht einfach ist. Es handelt sich dabei um Spezies, die als Saprophyten oder höchstens als Schwächeparasiten an mehreren Forst- und Ziergehölzen vorkommen. Bei Apfel und Birne wurde die Art Pestalotia malorum Elenkin & Ohl als Verursacher einer Rindenerkrankung und Blatt-Nekrose (Pestalotia Twig Dieback) beschrieben. Es ist nun abzuwarten, ob sich der mit Baumschulmaterial eingeschleppte Pilz auch in Südtirol etablieren wird und ob neben den Rindenschäden auch noch weitere Schäden zu erwarten sind.

Phyllosticta-Blattnekrose am Apfel assoziiert mit Blattfall (Phylloptose)

Anfangs Oktober wurde eine Blattprobe eingereicht, die an der Blattoberseite eigenartige spiralförmige, dünne, rötlichfarbene Linien aufwies, die von einem Blattfleck ausliefen. An der Blattunterseite waren hingegen rötlichbraune klecksartige Verfärbungen zu beobachten. Die Probe stammte aus einer biologisch bewirtschafteten "Topaz" Apfelanlage im unteren Etschtal (Salurn), wo einzelne Bäume mit diesen Symptomen festgestellt wurden. Mikroskopisch konnte man an den Blattflecken punktförmige, schwärzliche Ballungen erkennen. Es handelte sich um Pyknidien, woraus im hohen Ausmaß kleine zylinderförmige Konidien herausströmten. Der Pilz wurde der Gattung Phyllosticta sp. (Klasse: Deuteromycetes/Coelomycetes, Ordnung: Sphaeropsidales, Familie: Sphaeropsidaceae) zugeordnet. Ähnlicher Befall wurde bereits im Jahr 2009 in einer biologisch bewirtschafteten Coop38 GoldRush® Anlage festgestellt und im selben Jahr auch in einer konventionell bewirtschafteten Braeburn Hidala Hillwell® Apfelanlage.

Bemerkenswert war mit Fortschreiten der Vegetationszeit die Entwicklung der Symptomatik am Blatt, die man gut an den von anderen Standorten eingelangten Proben beobachten konnte (Foto 5). Betroffen waren die Sorten Topaz, Morgenduft, Coop38 GoldRush® und Cripps Pink in Anlagen in Burgstall, Kaltern und Gargazon. Die anfangs eher nur vereinzelten Blattflecken wurden mit der Zeit immer zahlreicher, ebenso die Pyknidien des Pilzes. Die sehr zahlreich gewordenen Blattflecken waren jetzt rostbraun gefärbt und vom gesunden Blattgewebe von einem rötlichbraunen Hof abgegrenzt. Die nahezu kugelförmigen Pyknidien waren stets im Zentrum der Blattflecken gut zu beobachten (Foto 6). Die Häufung der Blattflecken ist mit größter Wahrscheinlichkeit das Ergebnis von Sekundärinfektionen durch Freisetzung der Konidien von jenen Pyknidien, die sich anfangs an den spiralförmigen braunen Blattflecken geformt hatten. Phyllosticta zeigte in vivo folgende Merkmale: Die Konidien sind einzellig, zylindrisch und ziemlich gleichmäßig geformt (6 x 2,2 μm). Produziert werden sie im Inneren der Pyknidienkammer auf kurzen, auch verzweigten Konidienträgern (Foto 7). Die Gattung Phyllosticta parasitisiert, laut Literatur, zahlreiche Gehölze und Zierpflanzen, wobei sich die einzelnen Arten morphologisch kaum unterscheiden und meist den Namen der befallenen Wirtspflanze erhalten. Am Apfel sind mehrere Phyllosticta-Arten angegeben: in Europa die Arten P. Briardi, P. mali und P. pirina und in den USA wurde am Blatt, Ast und an den Früchten (apple blotch) die Spezies P. solitaria beschrieben.

Im weit fortgeschrittenen Stadium des Blattbefalls wurde öfters Blattfall (Phylloptose) gemeldet. Dabei ist zu vermerken, dass der Blattfall in den Problemanlagen entweder nur auf einzelne Bäume beschränkt war, oder aber auch sämtliche Bäume erfasste. Es war keinerlei Korrelation mit den durchgeführten und im biologischen Anbau üblichen Pflanzenschutzmaßnahmen zu erkennen. In Südtirol scheint der Blattbefall durch Phyllosticta bislang fast ausschließlich auf den biologischen Apfelanbau beschränkt zu sein. Um in den Problemanlagen ein massiven Aufbau an Inokulum von Phyllosticta zu verhindern, wurde angeraten das Falllaub am Baumstreifen einzusammeln und aus der Anlage zu entfernen.

Eine neuartige Fruchtbeschädigung am Apfel

Mitte September wurde eine eigenartige Fruchtschalenbeschädigung an der schorfresistenten Apfelsorte Primiera festgestellt. Die Früchteprobe kam aus einer biologisch bewirtschafteten Anlage in Cesiomaggiore, eine Gemeinde in der Provinz Belluno. Im Kelchbereich der Fruchtschale waren meist mehrere, gleichmäßig verteilte Nekrosen zu beobachten und ein kleiner Anteil der Früchteprobe war lediglich mit ein oder zwei Schadflecken belastet. Die fleckenartigen eher kleinen Fruchtschalen-Nekrosen waren häufig mit einem roten Hof umrandet. Recht sonderbar war der aschgrau gefärbte zentrale Bereich der Nekrose mit sternförmig aufgerissener Epidermis (Foto 8). Unterhalb der Fruchtschalen-Nekrose zeigte sich die höchstens 1 bis 2 mm tief ins Fruchtfleisch reichende Beschädigung dunkelbraun gefärbt und verkorkt. Eine ähnliche Symptomatik wurde bereits im Jahre 2004 an der biologisch angebauten Apfelsorte Golden Orange beobachtet (Foto 9). Die Probe stammte damals aus dem Trentino, und zwar aus der Fraktion Vigalzano in der Gemeinde Pergine. Damals konnte  die Schadursache an Hand der üblichen mikrobiologischen Untersuchungen nicht geklärt werden.

Die im Berichtsjahr eingelieferte Probe der Apfelsorte Primiera wurde zunächst mikroskopisch untersucht. Dabei war deutlich zu erkennen, wie die gebräunten Fruchtfleischzellen mit Pilzhyphen durchwachsen waren. Zudem wurde an der Schadstelle eine eigenartige Pilzstruktur beobachtet, aber keine lose Konidien.

In der Folge wurden Isolierungsversuche an mehreren Gewebe-Explantaten vom befallenen Fruchtfleisch durchgeführt. Auf dem Nährmedium Potato Dextrose Agar (Difco, pH 5,6) konnten gleich mehrere Pilzarten isoliert werden, vorwiegend Aspergillus, Cladosporium und Alternaria und auch ein steriles Myzel (mycelia sterilia). Wegen des eher sporadischen Vorkommens dieser Pilzarten bei den Isolierungsversuchen sind diese unser Erachtens eher als poliphage Saprophyten einzuschätzen. Die Isolierungsversuche auf angesäuertem Potato Dextrose Agar Nährmedium (PDA - pH 3,5) erbrachten hingegen zunächst keinerlei Pilzwachstum. Die Gewebefragmente wurden also vom angesäuertem Nährmedium entfernt und auf neutralem PDA Medium überimpft. Nun kam wiederholt ein zuerst rosafarbenes Myzel zum Vorschein, an dem sich mit der Zeit zahlreiche dunkelfarbige Pyknidien bildeten, die an der Pilzkolonie kreisförmig verteilt, im Durchschnitt 325 μm groß und mit einem Osteolum versehen waren (Foto 10). Die herausfließenden Konidien selbst sind in der Größe sehr variabel (4,0-15,0 x 2,5-4,0 μm), jedoch immer einzellig und hyalin bis gelblich gefärbt. Die Morphologie der Konidien ist ebenfalls sehr variabel: zylindrisch bis elliptisch, keulen- bis spindelförmig, oft auch gekrümmt, stets aber an den Enden mit Vakuolen-Inklusionen versehen. In der Pyknidienkammer sind in der PDA-Kultur die Konidienträger (Konidiophoren) nicht zu beobachten, so wie auch keine Chlamydosporen vom "Alternaria"-Typ, währenddessen im Medium Apfel Absud Agar, sich sehr wohl dunkle Chlamydosporen (Dictiochlamidosporen) gebildet hatten, wie auch kettenförmige Pseudo Chlamydosporen. Das Pilzisolat wurde, auf Grund der morphologischen Merkmale, nach Wollenweber & Hochapfel als Phoma pomorum Thüm. klassifiziert (Studies in Mycology Nr. 3, 1973). Im Unterschied zu der öfters an Apfel-Fruchtfäule isolierten Phoma cava Schulzer und Phoma glomerata (Corda) Wollenw. & Hochapfel (Syn. Peyronellaea glomerata Goid.), war das Phoma pomorum Isolat nicht imstande, im Pathogenitätstest Fruchtfäule an reifen Früchten auszulösen. Auch an den von der Probe übrig gebliebenen Äpfeln konnte keinerlei Fortschreiten des ursprünglichen Schadbildes festgestellt werden, trotz monatelanger Lagerung bei Zimmertemperatur und "feuchter" Kammer. Im Rahmen des gesamten Schadenskomplexes bleibt also die Rolle dieses Pilzes rätselhaft, obwohl dieser ständig am befallenen Fruchtgewebe isoliert werden konnte. Möglicherweise wird dieser durch endogene Hemmstoffe oder durch den Säuregehalt des Apfels gehemmt, wobei ein ausschließlich saprophytäres Vorkommen hier nicht ausgeschlossen werden kann. Auch die in vivo öfters beobachtete und recht eigenartige Pilzstruktur (Foto 11), die bereits an der Golden Orange Früchteprobe im Jahre 2004 beobachtet worden war, konnte anhand der mikrobiologischen Untersuchung nicht wieder gefunden werden.

Diese neuartige Schaderscheinung, die bis dato nur bei schorfresistenten Sorten aufgetreten ist, ist sicherlich komplex und möglicherweise nicht nur mit einem noch unbestimmten mikrobiellen Schaderreger verbunden.

Untersuchung von Rindenkrebs der Kastanie

Jährlich werden einige Proben von der Edelkastanie (Castanea sativa) wegen Welke- und Absterbeerscheinung zur Diagnose eingereicht. Hauptproblem bei mikrobiell bedingten Schadursachen ist in Südtirol zweifelsohne der Befall durch den Pilz Cryphonectria parasitica (Syn. Endothia parasitica), den Verursacher des Kastanienrindenkrebses. Besonders der Befall am Stamm als Wundparasit während der Aufzucht in der Baumschule oder in den ersten Jahren am Endstandort, führt meist zum raschen Absterben der Pflanze. Eine Diagnose kann üblicherweise in vivo gemacht werden, nach Bebrütung einige Tage lang von befallenen Gewebepartien in "feuchter Kammer" bei Zimmertemperatur. Bei Kastanienrindenkrebs kann man an den herausquellenden Schleimranken (Cirren) die Konidien von Cryphonectria auf Grund ihrer charakteristischen Morphologie problemlos identifizieren (Foto 12).

Im Berichtsjahr wurde an zwei aus verschiedenen Standorten stammenden Proben (Burgstall und Schlanders) ein Befall durch Cryphonectria parasitica nachgewiesen, sowie auch ein Befall durch den Pilz Valsa-Cytospora, vermutlich hier die Spezies Cytospora ambiens. Beim letzteren Erreger waren die oval länglich geformten, einzelligen Konidien etwas größer (5-7 x 2-3 μm) als die von Cryphonectria (Foto 13). Auffallend an beiden Proben war, dass die herausquellenden Schleimranken (Cirren) bei Cryphonectria gelbfarben, während sie bei Cytospora eher orangefarbig waren (Foto 14 und Foto 15). Auch Cytospora, so wie Cryphonectria, setzt sich vornehmlich an der Veredlungsstelle an, also zwischen Unterlage und dem Edelreis. Es ist deshalb bei den Pfropfarbeiten wichtig, stets desinfiziertes Schnittwerkzeug zu benützen und die Veredlungsstelle sorgfältig mit einem Wundverschlussmittel zu schützen. Die durch Cryphonectria aber auch von Valsa-Cytospora befallenen Pflanzenteile der Kastanie sollen jedenfalls rasch entsorgt werden, da man von letzterer weder den Virulenzgrad, wie auch das mögliche Schadenspotential dieser für Südtirol neuen Rindenkrankheit zurzeit nicht abschätzen kann und jedenfalls eine Ausbreitung zu vermeiden ist.

An einer anderen Kastanienprobe konnte im Berichtsjahr eine weitere Beschädigung an der Rinde durch Pilzbefall festgestellt werden. Es handelte sich dabei um größere Risswunden an der Astrinde, begleitet von schwärzlichen und schmierigen Saftaustritt. Der Schaden führte zum Eintrocknen des jeweils befallenen Astes. Es ist dies ein typisches Befalls-Symptom des Oomyzeten-Pilzes Phytophthora cambivora, welcher sich vermutlich im Bereich der Stammbasis der Probe eingenistet hatte. Dieser ausgesprochene Wundparasit kann in feuchten und vorbelasteten Böden leicht vorkommen und findet leichte Eintrittspforten an den Schnittwunden, die dem Baum normalerweise bei der Entfernung der Wurzelschosse zugefügt werden. 

Phytopathologische Diagnostik, Jahresbericht 2009

Autor: Dr. Luis Lindner

Im Labor für Virologie und Diagnostik des Versuchszentrums Laimburg wurden im Berichtsjahr 236 Pflanzenproben auf Schaderreger untersucht. Die Proben stammten aus dem Kern- und Steinobstanbau, dem Gemüse- und Zierpflanzenbau sowie aus dem Weinbau. Im Folgenden wird ein Überblick über die auffallendsten Schadensfälle des Jahres 2009 kurz berichtet.

Feuerbrand

Im Jahr 2009 wurden in Südtirol nur drei Feuerbrandfälle festgestellt. Der erste Fall wurde am 8. Juli in Naturns im Vinschgau an vorgeschulten Apfelbäumen registriert, ein weiterer  dann in Pfalzen im Pustertal an einem im Jahr 1970 gepflanzten Birnbaum, und schließlich wurde Ende September in Klobenstein (Gemeinde Ritten) an zwei Birnenbäumen der Sorte Pastorenbirne Feuerbrand entdeckt. Diese beiden Birnenbäume wurden vermutlich bereits im Vorjahr infiziert. Diese Fälle betrafen alle den Streuobstbau. Trotz mehrerer Infektionstage in der Nachblütezeit ist es überraschender Weise landesweit zu keinem einzigen Feuerbrandfall in Ertragsanlagen gekommen, vermutlich wegen Mangels an Inokulum.

Insgesamt wurden 36 Proben wegen Feuerbrandverdachts mikrobiologisch untersucht. Der Feuerbranderreger Erwinia amylovora wurde nur an 8 Proben nachgewiesen, welche alle aus den drei oben angeführten Befallstellen stammten.

Kernhausfäule bei der Apfelsorte "Fuji"

Im Sommer wurden bereits Anfang August in mehreren Ertragsanlagen des Burggrafen-amtes, des Etschtals und des Südtiroler Unterlandes größere Faulstellen an baumhängenden Früchten der Sorte "Fuji" festgestellt. Befallsgrade bis zu zwei und mehr Prozente waren dabei keine Seltenheit. Die Früchte hatten an der Oberfläche größere, deutlich abgegrenzte, braun gefärbte, eher weiche Faulstellen, ohne dass an der Fruchtschale offene Wundstellen zu erkennen waren (Foto 1). Diese Faulstellen umfassten immer auch die Kelchgrube und an der Kelchöffnung war meist Saftaustritt zu beobachten. Beim Durchschneiden der befallenen Früchte konnte man eine helle, fast farblose, wässerige Fäule erkennen, die immer vom Kernhaus auszugehen schien (Foto 2). Die von der hellen, wässrigen Fruchtfleischfäule isolierten Pilzkolonien wurden anhand der makro- und mikroskopischen Merkmalen identifiziert: Es handelte sich um die Pilzart Sphaeropsis malorum Peck (Syn. Diplodia seriata De Not.). Vom Rande der anfangs hellfarbigen und mit der Zeit tiefgrünen Pilzkolonien wurde etwas Myzel abgeschnitten und als Inokulum in reife Früchte der Sorte Golden Delicious für einen Pathogenitätstest implantiert. Nach 10 Tagen Inkubation in feuchter Kammer bei 25 °C waren alle Testfrüchte fast zur Gänze gefault. Der Pilz formt innerhalb von 10 Tagen auf künstlichem Nährmedium (potato dextrose agar - pH 3,5) seine Fruchtkörper (Pyknidien). Diese sind schwarz, kugelig bis birnenförmig (Durchmesser 250-350 μm) mit einer weiten Öffnung (Ostiolum) versehen, woraus Konidien in großen Mengen herausströmen (Foto 3). Die Konidien des Pilzes sind einzellig (selten zweizellig), braun gefärbt, zylindrisch bis oval geformt mit abgerundeten Enden (22-25 x 9-12 μm) und sitzen im Inneren des Pyknidiums auf kurzen, unverzweigten Konidienträgern. S. malorum wurde somit zum ersten Mal als Verursacher einer Kernhausfäule an Südtiroler Äpfeln identifiziert.

Bei anderen Proben konnte eine helle, wässrige Fäule beobachtet werden, welche zum Kernhaus hin sehr oft in eine rötlich-braune, kompaktere Fäulnis überging. Auch bereits im August zeigten Früchte, die wegen Kernhausfäule notreif geworden und rot gefärbt waren,  häufig im Inneren diese rötlich braune, kompakte und an das Kernhaus angrenzende Fäule (Foto 4). Aus dieser Fäulnis wurde ausschließlich die Pilzgattung Fusarium Link isoliert. Auch diese Fusarium-Pilzisolate erwiesen sich im Pathogenitäts-Test immer als aktive Fäulniserreger, obwohl ihr Virulenzgrand deutlich geringer war als der von S. malorum, gemessen an der Geschwindigkeit der Fäulnisbildung an den Testfrüchten. Ein typisches Merkmal einer solchen Fusarium-Fäule ist die klare Trennung des faulen Fruchtfleisches vom noch gesunden Gewebe. Weiters haben diese Fusarium-Pilze die Eigenschaft, das Nährmedium intensiv karminrot oder ziegelrot anzufärben. Sie formen in vitro zahlreiche drei- bis fünffach septierte Makro-Konidien (37,5-50 x 5 μm) wie auch ein- bis zweizellige Mikro-Konidien. Eine genauere taxonomische Einordnung dieser Fusarium-Pilze ist an Hand dieser morphologischen Merkmale kaum möglich.

Um das Kernhaus herum wurde an manchen Früchten auch eine trockene Kernhausfäule ("Dry Core Rot") gefunden (Foto 5). In diesen Fällen war das bereits stark angegriffene Kernhaus durch intensive Schimmelbildung geprägt, wobei die Textur der Fäule ziemlich verkorkt war. Am häufigsten konnten hier die Pilzgattungen Phoma und Fusarium isoliert werden, seltener Cladosporium und Alternaria sowie Hefen unbestimmter Art. Der Pilz Phoma sp. (Ordnung Sphaeropsidales) produziert in vitro kugel- bis birnenförmige, schwarze Pyknidien, versehen mit einem kleinen Ostiolum, aus welchem zahlreiche einzellige, helle und länglich geformte Konidien (6 x 1,5 μm) herausströmten. Im Pathogenitäts-Test war dieser Phoma-Pilz imstande, innerhalb von 12 Tagen eine bis zu 5 mm tiefe, braune Fruchtfäule zu verursachen.

Da die am Baum hängenden Fruchtmumien bekanntlich potentielle Infektionsquellen für Fruchtfäule darstellen, wurden auch diese Mumien mikrobiologisch auf Schaderreger untersucht. Insbesondere die schwarzen Fruchtmumien waren sehr häufig intensiv mit Pyknidien vom Pilz Sphaeropsis malorum belastet. Weiters waren auch die Sporenlager (Sporodochien) der Fusarium Pilze zu beobachten. Diese hatten im hohen Maße Ähnlichkeit mit den Fusarium-Typen, die an der Kernhausfäule von Fuji isoliert werden konnte. Auch die bei uns häufigen Rußtau-Erreger Alternaria sp. und Cladosporium sp. sowie andere, nicht näher identifizierte Pilze, Hefen und Bakterien waren ständig zu beobachten. Für den Pathogenitäts-Test wurden die Fruchtmumien in reife Gala-Testfrüchte implantiert. Bereits innerhalb weniger Tage formte sich, von der Inokulationsstelle ausgehend, eine tief ins Fruchtfleisch greifende, wässrige Fäule. Als Fruchtfäuleerreger wurde an den Testfrüchten ausschließlich S. malorum isoliert. Mit Hilfe dieser Ködermethode konnten weitere mögliche Schaderreger nicht erhoben werden. Vermutlich erlangt S. malorum wegen seiner hohen Virulenz leicht die Oberhand über andere, ebenfalls an den Fruchtmumien vorhandene Erreger, nicht zuletzt auch aufgrund der für diesen Pilz idealen Wachstumsbedingungen (hohe Temperatur und Feuchtigkeit).

Phytophthora syringae als Schaderreger am Apfel

An sortierten, abgepackten und bereits im Regal für den Verkauf angebotenen Golden-Delicious-Früchten der Ernte 2008 wurde eine Phytophthora-ähnliche Fruchtfäule festgestellt. Wie schon in den vergangenen Jahren kam es an solchen Proben erneut zu Schwierigkeiten bei der Isolierung des Erregers, auch wenn ein für Oomyzeten typisches, nicht septiertes Myzel vorhanden war. Dieses eigenartige Verhalten wurde bereits in früheren Untersuchungen beobachtet und zugeordnet: Es handelt sich in solchen Fällen meist um die durch Phytophthora syringae Klebahn verursachte Fruchtfleischfäule. Diese Art von Phytophthora kann in vitro nur bei einer Inkubationstemperatur von 12 - 14 °C mit Erfolg angezüchtet werden. P. syringae unterscheidet sich von der wohlbekannten P. cactorum Fäule durch die zahlreichen, meist interkalaren und perlschnurförmig aneinander gereihten Hyphen-Schwellungen und auch durch die typischen eiförmigen Zoosporangien des Pilzes mit wenig vorstehender Papille (Foto 6).

Die Südtiroler Obstbauböden sind also nicht nur mit der Spezies Phytophthora cactorum besiedelt, sondern auch mit P. syringae, einem weiteren Verursacher von Fruchtschäden am Apfel. Die im Boden befindendlichen Keime beider Schaderreger können mit erdverschmutzten Großkisten in die Lagerräume gelangen, wo sie schadlos die Lagerperiode überdauern. Während der Nasssortierung kann dann die Lagerware durch die Keime beider Erreger infiziert werden, meist im Bereich der Stängelgrube bzw. über die Lentizellen oder kleinere Wunden. Die Äpfel werden nach der Sortierung handelsüblich in geschlossene Beutel oder in Foodtainer verpackt und bleiben bis zum Verkauf kühl gelagert. Dieser Art der Verpackung kann wegen der vorherrschenden Bedingungen, vergleichbar mit einer "feuchten Kammer", in vielen Fällen in der Folge zu Fruchtfäulnis führen, ausgelöst durch eine der beiden oder durch beide Oomyzeten-Arten.

Bakterienbefall an Süßkirsche und Marille

Süßkirscheanlagen, wo im Jahr zuvor größere Fruchtschäden durch Pseudomonas syringae pv. syringae aufgetreten waren, wurden im Frühjahr 2009 sorgfältig auf die Anwesenheit von Rinden- und Blattnekrosen kontrolliert. An mehreren einjährigen Astpartien der Sorte "Regina" auf Gisela-5-Unterlage konnten auch etliche kleinere Canker an einjährigen Ästen beobachtet werden. Die Canker waren zur Zeit der Probenentnahme (Anfang April) noch nicht aktiv. Bei der mikroskopischen Untersuchung des befallenen Rindengewebes wurde ein eher spärliches Vorhandensein von Bakterienzellen festgestellt und zwar lediglich in den tieferen Schichten des Rindenparenchyms. Diese Bakterienzellen wurden isoliert und an Hand der physiologischen und biochemischen Merkmale als Pseudomonas syringae pv. syringae van Hall identifiziert, Verursacher des bakteriellen Rindenbrandes im Steinobst. Es war also derselbe Erreger, welcher schon im Jahr zuvor in großem Ausmaß die bakterielle Fruchtschädigung in der Süßkirschenanlage verursacht hatte. Von den befallenen Früchten ausgehend, hatte augenscheinlich das Bakterium im vergangenen Herbst über die Blattnarben und kleinere Wunden die Äste infiziert und somit die Canker verursacht.

In denselben Befallsanlagen wurden Anfang Mai auch Blattproben gesammelt, da punkförmige und eng aneinander liegende Nekrosen, umgeben mit einem gelben Halo, sowie auch eine deutliche Verunstaltung der Blattspreite zu beobachten waren (Foto 7). An diesen Blattnekrosen, worin massenweise Bakterienzellen vorgefunden wurden, konnte als einziger bakterieller Schaderreger Pseudomonas syringae pv. syringae isoliert werden. Als agronomische Maßnahme wurden in der betroffenen Anlage die mit Canker befallenen Zweige herausgeschnitten. Weiters wurden mehrere Behandlungen mit Kupferpräparaten durchgeführt, womit einem neuen Befall an den Früchten vorgebeugt werden konnte.

In einer Marillenanlage in der Nähe von Brixen im Eisacktal wurden Anfang Mai Astproben der Sorte Goldrich auf St. Julian A entnommen. Hier waren als Schadbild abgestorbene Knospen und Rindennekrosen zu sehen. Wiederum wurde als Schaderreger nur Pseudomonas syringae pv. syringae identifiziert.

Bakterieninfektionen sind in Südtirol bis dato ausschließlich im Kirschenanbau und im Marillenanbau festgestellt worden, aber noch nicht im Zwetschgenanbau. Als Schaderreger der Bakteriosen wurde immer nur die Pathovar Pseudomonas syringae syringae nachgewiesen und niemals die Pathovar Pseudomonas syringae mors-prunorum, und ebenso nicht die Spezies Xanthomonas arboricola pv. pruni.

Phytopathologische Diagnostik, Jahresbericht 2008

Autor: Dr. Luis Lindner

Im Berichtsjahr wurden rund 290 Pflanzenproben zwecks Untersuchung der Schadensursache im Labor für Virologie und Diagnostik am Versuchszentrum Laimburg abgegeben. Wegen Verdacht auf Feuerbrandbefall wurden 108 Proben mit Befallsverdacht vom Landespflanzenschutzdienst eingereicht: Bei lediglich 13 dieser Proben konnte der Verdacht bestätigt werden.

Weitere 182 Proben stammten vom Kern- und Steinobstanbau, Gemüse- und Zierpflanzenbau und vom Rebenanbau. Die im Jahr wichtigsten Vorfälle werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Feuerbrand Untersuchungen im Jahr 2008

Der erste Feuerbrandfall im Berichtsjahr wurde am 10. Juni in Schenna (Burggrafenamt) entdeckt. Es handelte sich Apfelbäume der Sorte Golden Delicious im ersten Standjahr. Ein weiterer Fall wurde in einer Apfel-Ertragsanlage in Dietenheim (Pustertal) nachgewiesen. Bis Monatsende stieg die Zahl der Fälle auf insgesamt acht (Tirol-Zenoberg, Naturns-Staben, Bozen-Kampenn und Pfalzen im Pustertal), wobei in erster Linie Bäume im ersten Standjahr betroffen waren. Im Monat Juli wurden weitere vier Fälle (Signat-Ritten und Pfalzen) festgestellt, je ein Fall bei Apfel und Quitte und zwei Fälle bei Birne.

Entgegen den Befürchtungen aufgrund der großen Zahl an Fällen im Vorjahr, wurden insgesamt bis Jahresende „nur" 12 Fälle festgestellt (Foto 1). Zudem waren fast durchwegs nur wenige Einzelbäume in den betroffenen Anlagen befallen. Mit Sicherheit haben neben den für eine Infektion ungünstigen Witterungsbedingungen während der Blüte auch die gewissenhaften Kontrollen und das konsequente Roden der befallenen Pflanzen dazu beigetragen, dass heuer nicht mehr Fälle zu verzeichnen waren.

Insgesamt wurde im Berichtsjahr bei 108 Proben eine Laboranalyse durchgeführt, davon waren 13 positiv. Im Vorjahr belief sich, zum Vergleich, die Zahl der untersuchten Proben auf 257, wobei an 114 ein Befall nachgewiesen wurde.

Rindenerkrankungen am Apfel

Im Rahmen der Feuerbrandkontrollen im Monat Juni wurde in einer Neu-Anlage der Sorte Braeburn im Vinschgau an einjährigen Trieben im Rindenbereich das Schadbild einer möglichen Feuerbrandinfektion beobachtet (Foto 2). Auf Grund der mikroskopischen Untersuchung konnte man an der Probe eine Infektion durch Bakterien zwar ausschließen, am Rindenparenchym wurde hingegen ein coenocytisches Myzel so wie zahlreiche Sporangien beobachtet, typisch für Pilze der Klasse Phycomycetes, Ordnung der Oomycetales. Dieser Pilz wurde vom kranken Gewebe isoliert und an Hand der morphologischen Merkmale zur Art Phytophthora cactorum Schroeter klassifiziert, da gleich unserem Referenzstamm die Kolonie das geflammte Mycel des Algenpilzes im Nährmedium formte. Weiters waren folgende, für P. cactorum typische Merkmale zu erkennen: die Seiten-Hyphen waren stets an der Haupt-Hyphe rechtwinklig ansitzend, die Hyphen waren unmittelbar an der Abzweigung von der Haupthyphe eingeschnürt und gleich darüber leicht knollig verdickt (Foto 3). Im Nährmedium kultiviert, bildete die Kolonie zahlreiche eiförmige Zoosporangien mit weit vorstehender, halbkugelförmiger Papille. Zahlreich waren im künstlichen Corn Meal Agar Nährmedium auch die Oogonien und die Oosporen zu erkennen. Für den Pathogenitäts-Test wurden im Labor reife Apfelfrüchte mit dem Mycel der Pilz-Isolate inokuliert und bei 27 °C inkubiert, bis zum Auftreten einer Faulstelle am Inokulationspunkt. Vom Rande des faulen Fruchtfleisches konnte P. cactorum immer rückisoliert werden.

Beim Verursacher der Rindenerkrankung an der Probe handelte es sich also um dem selben Erreger der Kragenfäule ("Crown rot"). Phytophthora kann als Saprophyt auf totem organischem Material im Boden überleben und im Erdbereich über Jahre hindurch in Form von Oosporen und Chlamidosporen überdauern und die Wirtspflanzen am Wurzelhals oder im Wurzelbereich infizieren. Im Südtiroler Apfelanbau wird zum Großteil die gegen Kragenfäule tolerante, schwach wachsende M9-Unterlage verwendet und deshalb ist P. cactorum heutzutage als Rindenbranderreger am Wurzelkragen kaum noch von Bedeutung. An baumhängenden Früchten wurde öfters aber eine durch P. cactorum verursachte Fruchtfäulnis festgestellt und zwar wenn für die Oberkronenbewässerung ein stark mit Zoosporen verseuchtes Wasser eingesetzt wurde. Auch bei der Lagerware konnte in manchen Jahren eine P. cactorum-Fruchtfäule festgestellt werden. Es handelt sich meist um spät und nach einer längeren Regenperiode gepflückte Früchte, wobei die Infektion an den Äpfeln dann üblicher weise bei der Nasssortierung zustande kommt.

Bei dem im Berichtsjahr aufgetretenen Rindenbrand an den Astpartien kam es möglicherweise zur Infektion gleich vor der Pflanzung, auf Grund einer Erdverschmutzung der Jungpflanzen. Die aus den Sporangien herausquellenden und beweglichen Zoosporen wandern bei günstigen Bedingungen (hohe Bodennässe) frei im Boden. Über Wunden, Spaltöffnungen und Lentizellen können die Zoosporen in das noch weiche und wenig geschützte Rindenparenchym des Astes eindringen und eine Rindenerkrankung auslösen. Tatsächlich waren die zur Untersuchung abgegebenen Astproben mit Lehm und Erdpartikeln stark verschmutzt. Bei Neupflanzungen ist also deshalb stets zu achten, nicht das Pflanzmaterial auf offenem Boden abzulagern um die Möglichkeit einer Infektion vom Boden aus zu unterbinden.

Bei den Feuerbrandkontrollen wurden auch Astproben geprobt, die für Feuerbrand eher untypische Symptome zeigten. An den noch grünen und unverholzten Jahrestrieben waren in diesen Fällen braun-schwarze, streifenförmige und längs gezogene Verfärbung zu erkennen und das meist nur seitlich am Trieb. Bei der mikroskopischen Untersuchung konnte die bakterielle Zerstörung des Parenchym-Gewebes zwar beobachtet werden, doch wurde der Erreger als Pseudomonas syringae pv. syringae identifiziert, auch ein Erreger des bakteriellen Rindenbrandes. Die Infektion durch dieses Bakterium führt zu einer Trieb-Nekrose, die dann im fortgeschrittenen Stadium einer Feuerbrandinfektion sehr ähnlich aussieht. Vom bakteriellen Pseudomonas-Rindenbrand sind normalerweise nur einzelne Triebe am Baum befallen und die Krankheit bleibt, im Unterschied zum Feuerbrand, lokal an der Infektionsstelle begrenzt. Pseudomonas syringae pv. syringae lebt normalerweise als Epiphyt an der Wirtspflanze und ist praktisch in jeder Anlage immer vorzufinden. Das Bakterium besitzt eine eher schwache Aggressivität und wird als Schwächeparasit eingestuft. Bei anfälligeren Sorten, wie z.B. bei Braeburn, kann das Bakterium einen Blütenbrand verursachen und zwar vor allem in Zusammenhang mit Schäden durch tiefe Temperaturen (Frost) während der Blüte.

Schäden an Apfelfrüchten durch Berostung und "Weißen Hauch"

Bereits anfangs Juni wurde das Schadbild des so genannten "Weißen Hauchs" (WH) an der Fruchtschale von baumhängenden Früchten beobachtet, mitunter in Begleitung einer mehr oder weniger starken, recht unregelmäßig verteilten, fleckenartigen bis netzförmigen Berostung (Foto 4). In den folgenden Monaten wurden weitere Proben der Sorten Fuji, Gala, Braeburn und Red Delicious mit ähnlichen Problemen aus allen Obstanbaugebieten Südtirols zur Analyse eingereicht. Die Proben stammten vorwiegend aus den tiefer gelegenen und eher feuchten Lagen. Visuell betrachtet zeigten alle betroffenen Fruchtproben an der Fruchtschale einen klecksartig verteilten, weißfarbigen Belag, den so genannten "Weißen Hauch". Es handelt sich dabei um eine Schädigung der Fruchtschale, die durch eine starke Besiedlung der Epidermis mit Pilzen der Gattung Tilletiopsis sp. hervorgerufen wird. Zusätzlich ins Gewicht fiel das Auftreten von Fruchtberostungen, die heuer in verstärktem Ausmaß zu beobachten waren. Von der Berostung betroffen waren dabei häufig auch Apfelsorten, die eigentlich nicht als berostungsanfällig gelten.

Die Früchte wurden zunächst mikroskopisch untersucht, hauptsächlich in jenen Bereichen, wo der "Weiße Hauch" und die Berostungs-Erscheinungen am deutlichsten zu erkennen waren. Mit einer Rasierklinge wurden hauchdünne Tangential- und Querschnitte an der Epidermis durchgeführt und das herausgeschnittene, frische Gewebe mittels Phasenkontrastmikroskopie bei 400-facher Vergrößerung untersucht. An der Fruchtschale wo "Weißer Hauch" und die Berostung vorhanden waren, konnte man am Rande des herausgeschnittenen Gewebes das typische, engmaschige und mehrschichtige Hyphengeflecht des Brandpilzes Tilletiopsis sp. gut erkennen. Auch waren öfters die sichelförmigen Ballistokonidien und die dünnen, lang gezogenen, fadenförmigen Blastosporen des Hefepilzes vorhanden. An den berosteten Bereichen der Fruchtschale konnte man deutlich feine, längliche Risswunden erkennen, die an dunkles, bräunlich verfärbtes und verkorktes Fruchtschalengewebe angrenzten. An den Risswunden konnte am bloßgelegten Gewebe die Besiedlung durch nekrotrophe Pilze, hauptsächlich Alternaria sp. und Cladosporium sp., beobachtet werden. Auch etliche Hefezellen waren vorhanden, weiters auch das dunkle, kettenförmige Hyphen-Geflecht der Hefepilzes Aureobasidium pullulans (Foto 5).

Sämtliche Pilzgattungen konnten im weiteren Verlauf der Untersuchungen von der Fruchtschale isoliert und in Reinkultur gebracht werden. Neben Tilletiopsis sp. und etwas seltener A. pullulans, wurden häufig Hefen vom Typ Rhodotorula glutinis, Cryptococcus laurentii wie auch die rote, Ballistosporen produzierende Hefe Sporobolomyces roseus isoliert. Mengenmäßig war der Anteil an Hefen stets hoch. Untersuchungen in den USA, Kanada und in Holland stellten fest, dass der Hefepilz A. pullulans und die Hefearten Rhodotorula glutinis und Sporobolomyces roseus, zwei am häufigsten an der Phyllosphäre des Apfels vorkommende Epiphyten, als auch einige Spezies von Tilletiopsis (T. albescens, T. pallescens) berostende Eigenschaften besitzen. All diese Mikroorganismen haben die Eigenschaft, bestimmte hydrolytische Enzyme zu produzieren (Cutinase, Lipase, Pectinase, Protease) und sind durchwegs imstande, Cutin und die Wachskomponenten der Cuticula abzubauen und die Stoffwechselprodukte als einzige Kohlenhydratquelle zu benützen.

Wenn während der Blüte oder kurz danach die noch dünn ausgelegte Beschichtung der Cuticula beschädigt wird, werden die darunter liegenden und nunmehr nicht mehr geschützten Epidermiszellen der Oxidation und den schädlichen äußeren Einflüssen ausgesetzt. Die unter der Epidermis liegende Hypodermis wird in der Folge angeregt, eine neue schützende Zellwand zu bilden, das so genannte Periderm. Mit dem Heranwachsen der kleinen Früchte verbinden sich die anfänglich kleinen und eher abgegrenzten Bereiche des Periderms zu immer größer werdenden verkorkten Flächen, die als mehr oder weniger starke Berostung in Erscheinung treten (Foto 6).

Das verstärkte Auftreten von Berostungen im Jahr 2008 an Apfelfrüchten könnte möglicherweise mit der kühlen und nassen Witterung während der Blüte und den darauf folgenden Wochen in Verbindung gebracht werden. Betrachtet man das mikrobiologische Bild der berosteten Fruchtschalen, sowie die Art und die Morphologie der heurigen Berostung, muss auch die Möglichkeit einer mikrobiellen Ursache des Schadens in Betracht gezogen werden. Die längere Nässeperiode während der Blüte und der Nachblütezeit sowie die Ausbringung von stickstoffhaltigen Blattdüngern (Ammoniumphosphat, Harnstoff) und von pflanzlichen Biostimulatoren (Huminsäuren, usw.), könnten die berostungsaktiven Hefepopulationen inklusive bestimmte Spezies von Tilletiopsis (Weisser Hauch) und den dimorphen Ascomyceten A. pullulans stark gefördert haben.

Zurzeit fehlen noch die Erfahrungen über die Entwicklung der Berostung in Zusammenhang mit jener des "Weißen Hauchs" an den Früchten während der Lagerung. Diesbezüglich laufen Untersuchungen am Versuchszentrum Laimburg, insbesondere um den Einfluss von verschiedenen Lagerungsbedingungen auf die Weiterentwicklung vom "Weißen Hauch" und der Berostung sowie die Entstehung von weiteren epiphytischen Schäden wie "Rußtau" zu erforschen.

Bakterielle Fruchtschädigung an Süßkirschen (Prunus avium)

Einige Früchteproben von Süßkirschen der Sorte Regina und Kordia wurden gegen Mitte Juli am Labor für die phytopathologische Untersuchung von Fleckungen (fruit spotting) an der Fruchtschale eingereicht. Die allerersten Proben stammten aus dem benachbarten Trentino, weitere Proben folgten aus dem Südtiroler Süßkirschenanbaugebieten. Das Schadbild bestand aus zahlreichen nekrotischen Fleckungen, hauptsächlich an der unteren Hälfte der Frucht, unterschiedlich in der Größe und großteils rundlich in der Form (Foto 7). Die Flecken waren schwarz, etwas eingesunken aber nicht allzu tief ins Fruchtfleisch eindringend. Das Gewebe unmittelbar unterhalb der Fleckungen war aufgehellt und schwammig. Bei der mikroskopischen Untersuchung konnten am geschädigten Gewebe massenhaft mobile Bakterienzellen förmlich herausquellen sehen. Als mögliche Verursacher einer solchen Schädigung kommen die Bakterien vom Typ Xanthomonas arboricola pv. pruni, Pseudomonas syringae pv. syringae und die im Steinobst spezialisierte Form Pseudomonas syringae pv. morsprunorum in Betracht. Vom Rande des befallenen Gewebes wurden die Bakterien isoliert und mikrobiologisch untersucht. Alle Bakterienisolate besaßen folgende Merkmale: sie waren gram- und Oxidase-negativ, fluoreszierten auf King's B Nähmedium, formten "Levan" auf Nutrient Sucrose Agar.  Das Verhalten im O/F-Test in Glukose war strikt oxidativ, negativ verlief die Arginidihydrolase, die Kartoffelzersetzung, die Hydrolisierung der Stärke, die Lipolyse von Tween 80, die Reduktion der Nitrate und der Urease-Test. Positiv war hingegen war der Hypersensitiviäts-Test auf grüner Bohne (Phaseolus vulgaris var. nanus), der Katalase-Test, der Gelatineabbau und die Spaltung von Äskulin. Im 5%Sucrose Nutrient Broth zeigte sich die Kultur gelb-farbig und positiv verlief die Wiedergewinnung der Bakterienkultur nach 8-tägiger Bebrütung auf Nutrient Sucrose Agar. An Hand der physiologischen und biochemischen Merkmale konnten wir die Isolate zur Spezies Pseudomonas syringae pv. syringae van Hall zuordnen. Die spezialisierte Form Pseudomonas syringae pv. morsprunorum unterscheidet sich von der patovar syringae durch eine weißfarbene Kultur im 5%Sucrose Nutrient Broth, keine Wiedergewinnung der Kultur nach 6-tägiger Bebrütung im Nutrient Sucrose Agar und das Ausbleiben der Spaltung von Äskulin (Vicente & Roberts, 2006).

Im Steinobstanbau ist Pseudomonas syringae pv. syringae als Erreger des bakteriellen Rindenbrandes (bakterial canker) bekannt und kann während der Vegetationsperiode unter günstigen Bedingungen auch Blätter und Früchte befallen. Bei den oben untersuchten Fällen konnte aber weder ein Befall an den Rindenpartien, noch ein bakterieller Blattbefall festgestellt werden.

Das Bakterium überlebt bekanntlich auf der Pflanzenoberfläche vieler Wirtspflanzen ohne diese dabei zu infizieren. Es ist zurzeit noch nicht bekannt, welche speziellen Bedingungen erforderlich sind um die Pathogenität des Bakteriums auszulösen. Möglicherweise stellten im Berichtsjahr die vorherrschenden Witterungsbedingungen im Juni einen entscheidenden Faktor dar. Der Monat Juni 2008 war in Südtirol wie auch im benachbarten Trentino durch überaus warme, deutlich über dem langjährigen Mittelwert liegende Temperaturen gekennzeichnet. Er war zudem gleichzeitig aber auch äußert niederschlagsreich: in der ersten Monatshälfte verlief kein Tag ohne Regen und in der zweiten Hälfte gab es auch mehrere heftige Gewitter. Obwohl heutzutage der moderne Ertrags-Kirschenanbau fast ausschließlich unter Abdeckung der Pflanzenreihe mit einer Nylonfolie betrieben wird, so herrscht unter der Abdeckung und hauptsächlich nach einem starken Gewitter, ein lang anhaltendes, feucht-nasses Mikroklima. Woher auch immer die infizierenden Bakterien gekommen sind, so konnten sich diese durch Regen und Windböen getragen auf die schon fast vollreifen Früchte ansetzen. Die lang anhaltende Nässeperiode unter der Abdeckung ermöglichte dann anscheinend die Infektion. Im weiteren Verlauf der Reifungsphase kamen auch noch weitere Fäulniserreger an den bakteriell bedingten Läsionen hinzu, wie zum Beispiel Pilze der Art Cladosporium carpophilum und Coryneum beijerinckii. In einer Südtiroler Süßkirschenanlage war das Ausmaß des Schadens zum Erntezeitpunkt so hoch, dass die gesamte Produktion nur mehr für die industrielle Verwertung geeignet war

Phytopathologische Diagnostik, Jahresbericht 2007

Autor: Dr. Luis Lindner

Im Berichtsjahr wurden im Labor für Virologie und Diagnostik des Versuchszentrums Laimburg rund 435 Pflanzenproben zur Untersuchung auf Schaderregernbefall abgegeben. Nach jeder abgeschlossenen Untersuchung konnte ein Diagnosebericht erstellt und dem Auftraggeber ausgehändigt werden. Mit Verdacht auf Feuerbrandbefall wurden vom Pflanzenschutzdienst der Provinz Bozen insgesamt 257 Proben für die Bestätigungsanalyse eingereicht; 22 feuerbrandverdächtige Proben kamen von außerhalb der Provinz Bozen. Vom Kern- und Steinobstanbau, Gemüse- und Zierpflanzenbau und vom Rebenanbau stammten die übrigen untersuchten 156 Pflanzenproben. Die im Jahr wichtigsten Untersuchungen werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Feuerbrand Untersuchungen im Jahr 2007

Das Jahr 2007 war durch eine besonders hohe Zahl an Feuerbrandfällen im Südtiroler Erwerbs- und Streuobstanbau gekennzeichnet (Tabelle 1). War die Bakterienkrankheit in den vergangenen Jahren meist eher gebietsweise aufgetreten, so waren im Berichtsjahr die Fälle praktisch über das ganze Land verteilt. In vielen Fällen war glücklicherweise nur eine geringe Zahl an Pflanzen von der Krankheit betroffen, aber bis zum Ende der Vegetationsperiode mussten immerhin 163 Feuerbrandfälle registriert und knapp 6.000 Pflanzen auf Grund des Befalles gerodet und vernichtet werden. Allein im Apfelanbau waren es 126 Fälle, überwiegend in Höhenlagen zwischen 600 und 900 m, wobei 89-mal (=79%) Pflanzen im ersten Standjahr betroffen waren. Diese im Frühjahr gepflanzten Bäume sind aufgrund der verzögerten Blüte besonders anfällig für Blüteninfektionen. Relativ viele Fälle (31) gab es bei meist älteren, isoliert stehenden Birnbäumen der Streuobstbaugebiete im Eisacktal und insbesondere im Pustertal. Drei Fälle wurden auf Quitte und insgesamt drei Fälle bei Ziergehölzen nachgewiesen.

Die erste für Erwinia amylovora positiv eingereichte Probe wurde am 23. Mai beim Labor abgegeben. Die Probe stammte aus Tabland, Gemeinde Naturns, im Vinschgau, und wurde in einer Neuanlage der Sorte Golden Delicious entnommen. Es folgten in den folgenden Tagen weitere positive Befunde für Proben aus den Nachbargemeinden und von den geografisch nicht weit entfernten Standorten Plaus, Saltaus (Gemeinde Riffian), Rabland (Gemeinde Partschins), Verdins (Schenna) und Völlan (Gemeinde Lana). Noch im selben Monat wurde eine ganz neue Befallszone in Dietenheim, Pustertal entdeckt.

Schon bei den ersten untersuchten Proben konnte man feststellen, dass die Bakteriose glücklicherweise noch in einem sehr frühen Stadium erkannt worden ist. Durch die ungewöhnlich warme Witterung im April war das Infektionsrisiko für die Blüteninfektion besonders hoch, es fehlte aber der erforderliche Niederschlag. Die symptomlose Verbreitung des Erregers über die Blüten durch Bienen und andere bestäubende Insekten konnte während der Hauptblüte scheinbar trotzdem stattfinden. Der ausreichende Niederschlag oder die Taubildung war dann der Auslöser für die Blüteninfektionen gegen Mitte Mai in den noch spät gepflanzten und den nachblühenden Ersatzpflanzen der Ertragsanlagen und in den höher gelegenen Streuobstgebieten.

Im Juni wurde die größte Zahl an Feuerbrand-verdächtigten Proben für die Untersuchung abgegeben. Insgesamt waren es 156 Proben: davon waren 64 Apfelproben und 8 Birnenproben positiv für E. amylovora. Zu erwähnen ist, dass vom Pflanzenschutzdienst nur Zweifelsfälle im Labor für die bakteriologische Untersuchung abgegeben wurden. Bei den Laboruntersuchungen konnte man klar die auslösende Blüteninfektion erkennen sowie das Fortschreiten der Infektion zu den nahe gelegenen Früchten und Ästen (Foto 1). Öfters waren aber nur kleinere Rindenerkrankungen, häufig mit Exsudataustritt, festzustellen (Foto 2) und gelegentlich war eine Triebinfektion als Schadbild zu erkennen.

Im Monat Juli wurden 35 Proben im Labor untersucht, wovon 12 Apfelproben und je 1 Probe von Birne und Cotoneaster positiv für Feuerbrand waren. Zu bemerken ist, dass die Zahl der neuen Fälle in den Erwerbsobstanlagen im Monat Juli stark rückläufig war, während ein Anstieg der entdeckten Feuerbrandfälle im Pustertal hauptsächlich auf die intensive Rasterinspektion des Pflanzenschutzdienstes zurück zu führen war. Die Symptome an den Birnbäumen im Streuobstbau waren meist so gut ausgeprägt, dass kaum die Probenentnahme für eine Bestätigungsanalyse nötig war.

Im August und September folgten dann insgesamt 46 Proben, wobei lediglich 8 Apfel-, 11 Birnen- und eine Weißdornprobe positiv für Feuerbrand waren. Es handelte sich hauptsächlich um Fälle im Streuobstbau im Pustertal

Untersuchung der Fruchtfäulnisse am Apfel

Bei der Auslagerung der Ernte 2006 waren öfters Sonnenbrandschäden an der Fruchtschale zu erkennen. An den Sonnenbrandflecken haben in den meisten Fällen sekundär angesiedelte Wundparasiten (vorwiegend Alternaria sp. und Fusarium sp.) eine Fäule ausgelöst. Rußtau auf Lagerware von "Cripps Pink" stellte öfters ein Problem dar, hauptsächlich im Raum Terlan, Vilpian (hier auch bei den Sorten Fuji und Braeburn) und Leifers. Die Erscheinung erreichte ein Ausmaß von 3 % bis 15 %, im Schnitt ca. 6 %. Die Verpilzung durch die Rußtaupilze war hauptsächlich im Bereich der Stängelgrube und in der Kelchregion zu beobachten. Mit Rußtau befallene Früchte werden von der Sortiermaschine nicht erfasst und der wirtschaftliche Schaden erhöht sich somit durch die zusätzlichen Kosten der Handauslese. Bei den Pflückgängen vom 27.10. bis 5.11.2006, also im 2. und 3. Pflückgang, waren größere Schäden durch Rußtau zu verzeichnen.

An noch Baumhängenden Äpfeln konnte man im Berichtsjahr in bestimmten Anlagen ab Ende Juni einen Schaden durch "Lentizellose" erkennen, hauptsächlich an Früchten der Sorte Braeburn und Golden Delicious. Die Verursacher waren meist Bakterien vom Typ Pseudomonas syringae pv. syringae oder P. syringae pv. papulans. An "Red Delicious" war auch Kelchfäule bei noch am Baum hängenden Früchten zu beobachten, woraus die Pilzgattung Fusarium sp. und öfters auch weitere Wundparasiten isoliert werden konnten. Die Kelchfäule-Erreger konnten sich vermutlich leicht an den heuer ungewöhnlich lange an den Früchten klebenden Kelchblättern ansetzen und von dort aus eine Fruchtfleischfäule auslösen (Foto 3). Im Bereich der Kelchregion waren öfters auch punktförmige, braune bis schwarze, oft mit einem roten Halo umrandete Fruchtflecken zu beobachten, ohne dass man dort mikrobielle Schaderreger als Verursacher isolieren konnte. Diese physiologisch bedingten Schäden an Baumhängenden Apfelfrüchten sind vermutlich mit der warmen Witterung des Sommers 2007 in Verbindung zu bringen. Als Schadbild traten stippeartige Erscheinungen an der Fruchtschale auf, hauptsächlich bei den Sorten Gala, Red Chief und Fuji.

Sonderbare Missbildungen wie sie schon im Jahr 2006 auftraten, wurden an Red Delicious ab Juni im Bezirk Burggrafenamt beobachtet (Foto 4). Der Schaden bestand in einer längs gezogenen tiefen Furchung, ausgehend von der Stängelgrube über den ganzen Apfel bis zum Kelchkanal. In den meisten Fällen war ein Aufbrechen der Frucht die Folgeerscheinung. Die Besiedlung des bloßgestellten Fruchtfleisches durch harmlose Saprophyten wie Schimmelpilze und Hefen war nicht aufzuhalten. Diese Missbildung ist vermutlich mit der unsachgemäßen Ausbringung des Ausdünnungsmittels "Carbaryl" in Verbindung zu bringen.

Untersuchungen an Tilletiopsis sp., den Erreger von "Weißen Hauch" am Apfel

Unsere früheren Untersuchungen haben gezeigt, dass das Schadbild "Weißer Hauch" (WH) am Apfel von Pilzen der Gattung Tilletiopsis DERX (Ustilaginomycetes, Exobasidiomycetidae) verursacht wird. Unter bestimmten Voraussetzungen kann diese Pilzgattung an den Äpfeln eine helle, feine, engmaschige, mehrschichtige Myzelstruktur an der Kutikula ausbilden, die zäh an der Epidermis anhaftet und den Früchten einen unschönen Anblick verleiht. Die Folge ist eine Qualitätsverminderung der Ware. Von der Fruchtschale gewonnene Tilletiopsis-Isolate wurden noch im Jahr 2006 molekularbiologisch identifiziert. An einer Golden Delicious Frucht wurde der WH-Erreger als T. pallescens identifiziert, an Braeburn Früchten zwei Pilzisolate als Tilletiopsis sp. F-TB2005 und an "Topaz" aus einer biologisch bewirtschafteten Anlage wurde der Erreger als Tilletiopsis "species nova" identifiziert, also eine Art, die derzeitig noch keiner der in den Datenbanken vorhandenen Spezies zugeordnet werden konnte.

Im Jahre 2007 wurden Untersuchungen in Angriff genommen, um etwas mehr Einblick in die Biologie des Brandpilzes zu erhalten sowie Möglichkeiten zur Bekämpfung des WH-Symptoms auf der Frucht zu finden. Bekanntlich besitzt Tilletiopsis die Eigenschaft, in seiner Hyphen-Phase in Anwesenheit hoher Luftfeuchtigkeit die auf den Sterigmatas aufsitzenden Ballistokonidien abzuschleudern. Diese Eigenschaft der Exobasidiomycetidae wurde in den Untersuchungen für die Gewinnung neuer Tilletiopsis-Isolate genutzt; mit dieser so genannten "Sporenfallmethode" ("spore-fall method") war es möglich von der Oberfläche von Früchten, Blättern und Rinde, den WH-Erreger zu isolieren. Dabei wurden mit Hilfe eines Korkbohrers kleine "Plugs" von der Frucht, Blatt und Rinde ausgestanzt und auf die Innenseite des Deckels einer umgedrehten Petrischale gelegt, die mit Isolationsmedium PDA-pH7 gefüllt war. Die Petrischalen wurden mit Parafilm verschlossen und bei 26 °C im Dunkeln inkubiert. Wichtig dabei war, dass es im Inneren der Petrischale tropfnass war, damit es zum Abschleudern der Ballistokonidien kommen konnte. Die Ballistokonidien gelangen so nach dem Abschleudern zum darüber befindlichen Nährmedium, wo sie zu einer Kolonie auskeimen. Man konnte beobachten, dass die von Ballistokonidien produzierten Kolonien stets als Hefe-Kolonien auskeimten, im Unterschied zu den früheren Isolierungsversuchen mit der "maceration-diluition plating" Methode, wo die Kolonien stets vom Hyphen-Typ waren. Wegen dieses Dimorphysmus wurde die Gattung Tilletiopsis DERX im Hefe-Stadium taxonomisch zu den Blastomycetes, Sporobolomycetales, Sporobolomycetaceae zugeordnet.

In einer biologisch bewirtschafteten Anlage wurden im Laufe der Saison mit der Sporenfall-Methode von der Apfelsorte Topaz neue Tilletiopsis-Isolate von Früchte- Blatt- und Rindenproben gewonnen, obwohl keinerlei sichtbare Anzeichen vom WH-Befall zu beobachten waren. Die Tilletiopsis-Isolate wurden dann an Hand ihrer Kolonienmorphologie für die molekularbiologische Identifizierung und taxonomische Zuordnung gruppiert. Diese Arbeit ist noch nicht abgeschlossen.

Ein Teil der Topaz-Anlage wurde ab Juli in 7-tägigen Abständen mit einem kupferhaltigen Pflanzenschutzmittel (Kocide 2000) und ein weiterer Teil der Anlage mit Schwefelkalkbrühe bis zur Erntezeit behandelt. Es stellte sich heraus, dass die Behandlung mit Kupfer in der Apfel-Phyllosphäre eine klare Senkung der Tilletiopsis-Dichte bewirkte, während dies bei Behandlungen mit der Schwefelkalkbrühe nicht der Fall war (Foto 5). Zur Erntezeit war aber in der gesamten behandelten und unbehandelten Topaz-Anlage an den Früchten kaum ein sichtbarer Befall durch den "Weißen Hauch" zu verzeichnen. Es bleibt also immer noch die Frage offen, welcher auslösende Faktor für die Erscheinung des "Weißen Hauchs" am Apfel ausschlaggebend ist.

Physiologische und parasitäre Rindenschäden am Apfel

Im Laufe des Frühjahrs 2007 wurde eine große Anzahl an Proben zur Untersuchung von Veränderungen oder Schädigungen der Rinde von Apfelbäumen abgegeben. Hauptsächlich an einjährigen Trieben der Sorten Gala und Red Delicious konnte man Symptome ähnlich dem so genannten Blasenrinden-Symptom ("blister bark") sowie dem Papierbast-Symptom ("papery bark") erkennen. Diese Schädigungen waren häufig mit einer Triebspitzenwelke verbunden. Als mögliche mikrobielle Verursacher dieses Rindenschadens konnte man im Labor niemals Pilze oder Bakterien am geschädigten Gewebe isolieren. Auch scharf abgegrenzte, schuppenartige Erscheinungen an der Rinde, ähnlich dem  "scaly bark"- Symptom, waren an mehrjährigen Ästen und an den Stämmen gleichfalls des Öfteren zu beobachten (Foto 6). Ein Befall durch Viren oder Virus-ähnlichen Krankheiten als mögliche Verursacher konnte ausgeschlossen werden, da solche Rindenschäden erfahrungsgemäß nur in bestimmten Jahren und unter bestimmten Voraussetzungen auftreten und die Schadsymptome sich nicht alle Jahre an denselben Pflanzen wiederholen. Auch ein Bor-Mangel und Mangan-Überschuss konnte hier an Hand der chemischen Bodenanalysen als Ursache ausgeschlossen werden.

Bei den ersten beiden angeführten Schaderscheinungen könnte es sich durchaus um physiologisch bedingte Schäden handeln, in Folge des Witterungsverlaufes im Winter und Frühjahr 2006-2007. Im Herbst 2006 und im Winter 2006/07 war die Witterung ungewöhnlich warm und trocken. Die Temperaturen lagen weit über dem Durchschnittswert und in vielen Orten konnten im Monat Jänner sogar Temperaturrekorde verzeichnet werden. Der Monat Februar war einer der wärmsten bisher. Auch der Frühling 2007 begann viel zu mild und der Monat April war einer der wärmsten überhaupt, während die Niederschlagmenge immer noch deutlich unter dem Durchschnittswerten lag. Der Mai verlief ebenfalls sehr warm mit fast sommerlichen Temperaturen, unterbrochen von einem kurzen, aber intensiven Kaltlufteinbruch gegen Monatsmitte, sodass stabile und warme Wetterperioden sich mit unbeständigen und kalten abwechselten. Die hohen Winter- und Frühlingstemperaturen bewirkten ohne Zweifel eine frühzeitige Erwärmung des Bodens. Dies könnte die Wurzeln angeregt haben, Wasser aktiv nach oben zu befördern (Wurzeldruck). Da aber zu dieser Zeit die Blattmasse am Baum noch gering oder überhaupt noch nicht vorhanden war, konnte der überhöhte Wasserdruck durch Transpiration oder Guttation nicht entweichen. Eine Folge davon könnte ein Aufplatzen der Parenchymzellen durch Hypertonie gewesen sein, was zu einem Ödem an der Rinde geführt hat. An den einjährigen Trieben der betroffenen Pflanzen löst sich durch das Absterben der geplatzten Zellen die äußere Korkschicht von der darunter stehenden primäre Rinde und das führt zu einem Schadbild, welches als Papierbast-Symptom ("papery bark") bezeichnet wird. Die Symptome blister bark und papery bark konnten auch an Fuji und Golden Delicious Bäume festgestellt werden.

Im Berichtsjahr konnte, wie schon erwähnt, auch öfters "Schuppenrinde" ("scaly bark") an 2-3-jährigen Ästen und Stämmen an den Sorten Mairac, Rosy Glow, Gala und Braeburn beobachtet werden. Auch hier handelte es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um einen physiologisch bedingten Schaden. Eine genaue Erklärung dafür fehlt noch, aber möglicherweise war auch hier der auslösende Faktor das trockene Klima während der kalten Jahreszeit.

Rindenschäden durch parasitäre Schaderreger kamen im Verlauf des Jahres im Bereich der Unterlage-Veredlungsstelle häufig vor. An den entsprechenden Proben wurden wie üblich die zwei wichtigsten in Südtirol vorkommenden Rindenbranderreger isoliert, die Pilze Phomopsis mali und Sphaeropsis malorum. Beide Spezies besitzen bekanntlich einen eher niederen Virulenzgrad; es ist daher anzunehmen, dass sich beide Pilze nur auf bereits vorgeschädigtem Gewebe, etwa durch Winterfrost oder Wasserstress, ansiedeln und deshalb hier eher als Schwächeparasiten anzusehen sind.

Phytopathologische Diagnostik, Jahresbericht 2006

Autor: Dr. Luis Lindner

Im Berichtsjahr wurden am Versuchszentrum Laimburg, Labor für Virologie und Diagnostik, rund 200 Pflanzenproben wegen Schädigungen durch mikrobielle Krankheitserreger an Pflanzen und Früchten untersucht und der entsprechende Diagnosebericht ausgestellt. Insgesamt 49 Proben wurden wegen des Verdachts auf Feuerbrand eingereicht, die übrigen Proben stammten aus dem Kern- und Steinobstanbau, Gemüse- und Zierpflanzenbau und aus dem Rebenanbau. Über die wichtigsten Untersuchungen wird hier nachfolgend kurz berichtet.

Feuerbrand Untersuchungen im Jahr 2006

Die Feuerbrandfälle, die in den bis dahin noch befallsfreien Gebieten Südtirols im Jahr 2005 festgestellt worden waren, hatten anscheinend Folgen. In den Gemeinden Terenten und St. Lorenzen im Pustertal, also nicht weit entfernt von den im Vorjahr stark betroffenen Gemeinden Brixen und Natz-Schabs gelegen, konnten im Jahr 2006 erstmals an einzelnen, sehr alten großkronigen Birnbäumen Krankheitssymptome des Feuerbrandes festgestellt werden (Foto 1). Vermutlich sind diese Pflanzen bereits im Jahr zuvor erkrankt, der Befall wurde aber erst im Berichtsjahr bemerkt. In Natz-Schabs/Raas wurde noch im Spätsommer in einer Golden-Delicious-Anlage im ersten Standjahr, starker Befall festgestellt. Auch am Tschögglberg, in den Gemeinden Vöran und Mölten, wurde Feuerbrand beobachtet und zwar wiederum an sehr alten, einzeln stehenden Birnbäumen (Streuobst). Aber auch im darunter liegenden Etschtal, bei Gargazon, wurde ein Fall in einer Granny Smith-Ertragsanlage registriert. Diese Gemeinde war bisher vom Feuerbrand verschont geblieben und die Bakterieninfektion blieb erstaunlicherweise nur auf einen einzigen Baum beschränkt. Die übrigen Fälle betrafen den Vinschgau, und zwar Laas/Tschengls und Latsch (Tab. 1). Betroffen waren dabei ausschließlich Apfelbäume der Sorte 'Pinova'; diese hat sich unter unseren Klima- und Anbaubedingungen als hoch anfällig erwiesen. Aufgrund des starken Befalles musste eine Ertagsanlage sogar vollständig gerodet werden. Insgesamt wurden bis zu Jahresende 1.299 Pflanzen gerodet und verbrannt.

Die Untersuchung der feuerbrandverdächtigen Pflanzenproben hatte im Berichtsjahr bereits sehr früh begonnen, da schon im Frühjahr gleich nach dem Austrieb etliche Apfelbäume in den Ertragsanlagen der Talsohle einen verdächtigen Saftaustritt an den Schnittstellen und im Bereich der Unterlage und Stamm aufwiesen. Der Saftaustritt war aber physiologisch bedingt, vermutlich ausgelöst durch die Witterungsverhältnisse. Im Monat April war es überdurchschnittlich warm, die frühzeitige Bodenerwärmung und die reichliche Wasserversorgung im Boden bewirkten einen starken osmotischen Druck in den Leitbahnen. Das hatte auch öfters eine Triebspitzenwelke, Papierbast und Blasenrindensymptome an den Ästen zur Folge, hauptsächlich an anfälligen Sorten wie 'Gala' und 'Stark Delicious'. Bei einigen Proben konnte auch, in der Rolle des Schwächeparasiten, der Blütenbranderreger Pseudomonas syringae pv. syringae am Rindengewebe isoliert werden.

Die ersten, tatsächlich durch Erwinia amylovora infizierten Proben, wurden im Jahr 2006 erst am 27. Juni  abgegeben. Die Pflanzenproben stammten von einzelnen, über 50 Jahre alten Birnbäumen, die als Streuanpflanzungen in den hoch gelegenen Gemeinden Vöran und Ritten/Maria Saal ihren Standort hatten. Im Monat Juli und August folgten dann die meisten Proben des Jahres mit positivem Befund für Erwinia amylovora. Insgesamt wurden 49 Proben wegen Verdacht auf Feuerbrand dem Labor eingereicht, davon waren 23 positiv für Erwinia amylovora.

Lagerfäule bei Gala durch Alternaria alternata

Sowohl bei der Auslagerung der vorjährigen Ernte im Frühjahr, als auch bei der Auslagerung der Ernte 2006 im Herbst, wurde an der Sorte 'Gala' eine neuartige Lagerfäule festgestellt. Als Schadbild wurde eine unregelmäßig geformte, ausgedehnte Braunfäule beobachtet, die in ihrem Bereich auch mehrere dunkelbraune bis schwarzfarbene Faulstellen aufwies (Foto 2). Auch das betroffene Fruchtfleisch war gekennzeichnet durch eine tief ins Innere greifende Läsion, eine hellbraun bis dunkelbraune Verfärbung des Gewebes und schwarze Faulflecken die unterhalb der Lentizellen positioniert waren. Die Fruchtschale war an der Faulstelle etwas eingesunken und die Fäule selbst war weich und wässrig in ihrer Konsistenz (Foto 3). Je nach Herkunft der eingelagerten Partien war der Befallsausmaß oft beträchtlich.

Bei der Isolation aus dem nekrotischen Gewebe des Fruchtfleisches wuchs, als mutmaßlicher Erreger des Schadens, die Pilzart Alternaria alternata heran. Bei den gezielten Isolationen konnte feststellt werden, dass die heranwachsenden Kolonien aus den hellbraunen Faulstellen einerseits, und aus den tiefschwarzen Faulstellen anderseits, morphologisch verschieden waren (Foto 4). Aus den braunen, eher hellfarbigen Gewebepartien, wuchs im PDA-Nährmedium eine A. alternata-Kolonie vorwiegend vom Typ A (nach Roberts), mit sehr kompaktem, dunkelfärbigen, tiefgrünen Myzel aber mit überaus zahlreich vorhandenen Konidien, die unter mikroskopischer Beobachtung hellgrün und glänzend schimmerten. Hingegen waren die von den schwarzfarbigen Gewebepartien isolierten Alternaria alternata Kolonien meistens vom Typ B, charakterisiert durch üppiges Wachstum und grau-grünliches, luftiges Myzel mit einer geringer Anzahl von Konidien, die dunkel-olivgrün und etwas kleiner als gewohnt bei der mikroskopischer Untersuchung erschienen. Die A. alternata Pilztypen A und B wurden in einem Infektionsversuch auf 'Gala'-Früchten auf Pathogenität geprüft. Lediglich Typ B konnte nach 6 Tagen Bebrütung bei Zimmertemperatur in einer feuchten Kammer an den angestochenen und mit Myzel infizierten Früchten, eine Fruchtfleischfäule verursachen. In weiteren Untersuchungen soll nun geklärt werden, ob diese Fleischfäulnis induzierenden Pilzisolate auch imstande sind, ein artspezifisches Phytotoxin zu produzieren.

Parasitäre Lagerschäden durch Alternaria alternata sind altbekannt und ihr Vorkommen wird bei der Auslagerung der in CA-ULO gelagerten Partien seit jeher beobachtet. Als Wund- oder Schwächeparasit induziert A. alternata im Normalfall eine typische, eingesunkene, nicht tief ins Fruchtfleisch greifende tiefschwarze Trockenfäule, die fast immer im Bereich einer alten Druckstelle oder auf durch Sonneneinstrahlung beschädigter Epidermis erscheint (Foto 5). Ein weiteres, immer durch A. alternata induziertes Schadbild ist die so genannte "Lentizellen-Nekrose", die normalerweise an noch am Baum hängenden Früchten auftreten kann, aber auch nicht selten erst bei der Lagerung wahrgenommen wird. Diese Beschädigung der Lentizellen wird durch einen speziellen Pathotyp von A. alternata ausgelöst ("Apple Pathotype"). Dieser Typ ist nämlich imstande, ein Pflanzen- schädigendes, artspezifisches Phytotoxin zu produzieren, wie die Untersuchungen am Versuchszentrum Laimburg gezeigt haben. Der Schaden erfasst ausschließlich die Lentizelle und es entsteht lediglich eine begrenzte Trockenfäule (Foto 6). Die an der Sorte Gala beschriebene Lagerfäule ist hingegen neuartig, da die Faulstellen weit ins Fruchtfleisch greifen und tief eindringen. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die vielen noch offenen Fragen zu klären.

Auf den durch Sonnenbrand beschädigten Früchten der Ernte 2005 war im Berichtsjahr bei der Auslagerung ebenfalls des Öfteren ein Befall durch A. alternata zu beobachten. Das Schadbild war typisch für A. alternata, hier lediglich in der Rolle eines Schwächeparasiten; an der Fruchtschale konnte man eingesunkene, tiefschwarze Faulstelle erkennen, die aber nie tief ins Fruchtfleisch eindrangen. Die Sorte 'Gala' war wiederum am häufigsten betroffen.

Untersuchungen der parasitären Lagerschäden bei Apfel

Lagerfäulnisse, die durch pilzliche Fruchtfäuleerreger an Apfelfrüchten ausgelöst wurden, sind im Berichtsjahr wiederholt und im unterschiedlichen Ausmaß vermerkt worden. Häufigkeit und Ausmaß des Auftretens der Fäulniserreger standen in Bezug zu den Witterungseinflüssen bei der Ernte, zu dem vorhandenen Fungizidbelag und zu den Infektionsquellen im Feld bzw. im Lager. Die Infektionsquellen der am häufigsten vorkommenden Schaderreger Phytophthora cactorum, Gloeosporium album (syn. Phlyctema vagabunda) und Monilia fructigena befinden sich fast ausschließlich in den Obstanlagen. Hingegen sind die Erreger der Stängel- und Kelchgrubenfäule Penicillium expansum und Botrytis cinerea nicht selten ein Problem im Bereich der Lagerung, wo heranfaulende Früchte mit ihren Sporen die Emballagen, Großkisten, Sortiermaschinen und Lagerräume belasten. Im Berichtsjahr erwiesen sich bei der Auslagerung der Ernte 2005, hauptsächlich Phytophthora cactorum und Gloeosporium album als größtes Lagerfäule-Problem. Hier einige Bemerkungen zu den zwei Schaderregern.

Phytophthora cactorum: Bei der Auslagerung der Ernte 2005 und auch bereits der Ernte 2006, konnten bei Gala mehrere Fälle an Lagerfäulnissen verzeichnet werden, wo Phytophtora cactorum der alleinige Verursacher war. Wie schon in den Jahren zuvor, waren wiederum die Sorten 'Gala', 'Golden Delicious' und 'Red Delicious' am stärksten betroffen. Bei der Isolation von Phytophthora cactorum kam es wiederum zu den bereits aus dem Vorjahr bekannten Schwierigkeiten, den Schaderreger im künstlichen Nährmedium anzuzüchten, vor allem, wenn er von länger eingelagerter Ware stammte. In diesen Fällen ist eine Diagnose nur anhand der mikroskopischen Untersuchung der faulen Gewebepartien möglich, da stets das typische coenotische Myzel gut zu erkennen ist. Es bleibt aber weiterhin ungeklärt, ob es sich hier um einen Verlust der Kultivierbarkeit seitens des Pilzes handelt, ausgelöst durch Alterungsprozesse aufgrund längerer Haltung bei niederen Lagertemperaturen, so wie es bei Bakterien bekannt ist ("viable but non culturable"), oder ob es sich hier wiederum, wie schon im Vorjahr beobachtet, um eine untypische Art von Phytophtora sp. handelt. An kurzfristig gelagerter Ware konnte hingegen P. cactorum problemlos isoliert und im Nährsubstrat kultiviert werden. P. cactorum wird durch die üblichen Abschlussbehandlungen nicht erfasst. Der Pilz ist als Kragenfäule-Erreger an den anfälligen Apfelunterlagen MM106 und M26 bekannt, während die schwach wachsende Unterlage M9 als widerstandsfähig gilt. Obstanlagen, die auf M9 veredelt sind, haben keine Probleme am Baumstamm selbst; diese Tatsache hält jedoch den Schaderreger von der Anlage nicht fern. Das gegen P. cactorum wirksame Mittel Aluminium-Fosetyl ('Aliette' u. a.) hat eine niedrige Rückstandshöchstmenge, die Karenzzeit beträgt 75 Tage. Die einzige Möglichkeit den Infektionsdruck im Rahmen zu halten, besteht also in der sorgfältigen Entfernung aller am Boden liegenden Apfelfrüchten. Da der Erreger auch durch Erdverschmutzte Großkisten ins Lagerhaus gelangt, sollten die Großkisten von einer Erdverschmutzung in den Obstanlagen möglichst geschützt werden. Eine Phytophthora-Fäule kann auch erst nach der Vermarktung auftreten. Solche Fälle hinterlassen beim Konsumenten einen schlechten und nachhaltigen Eindruck und veranlassen ihn zum Ankauf anderer Obstarten.

Gloeosporium album: Der Erreger der Bitterfäule ("Bull's-Eye Rot") kommt hauptsächlich an der Sorte 'Golden Delicious' vor, aber auch die Sorte 'Pinova' bleibt nicht verschont. Der Pilz überlebt am Baum als Saprophyt an alten Schnittwunden und abgestorbenen Zweigstummeln, wo die Sporen heranreifen. Die Infektion erfolgt vorwiegend über die Lentizellen, also noch im Feld, normalerweise kurz vor der Ernte und nach längeren Regenfällen. Der Ausbruch in Form einer Fäule findet an der Lagerware erst ab Januar statt. Nicht selten bilden sich die Faulstellen erst nach der Vermarktung der Ware, mit denselben negativen Auswirkungen beim Konsumenten wie bei Phytophthora-Fäule.

Der September 2005 war in Südtirol von häufigen Schlechtwetterperioden gekennzeichnet. Der Witterung anfangs Oktober war ebenfalls recht kühl und regnerisch, gefolgt von milden Temperaturen, welche sich ideal für Pilz-Infektionen auswirkten. Diese Situation hatte zur Folge, dass etliche 'Golden Delicious'- und 'Pinova'-Partien bei der Auslagerung der Ware im Frühjahr 2006 Bitterfäule aufwiesen.

Weitere Lagerschäden wurden auf 'Red Delicious' durch Monilia fructigena verursacht.