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Dipl. Ing. Johanna Höller
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Versuchszentrum Laimburg und Freie Universität Bozen: Wissenschaftliche Forschung Seite an Seite mit Unternehmen zur Förderung der Produktion, Innovation und Verarbeitung von Lebensmitteln aus dem Berggebiet

Ziel des Aktionsplans Berglandwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe im Südtiroler Berggebiet durch neue Marktnischen zu stärken und die Erzeugung pflanzlicher und tierischer Bergprodukte zu optimieren. Im Jahr 2015 beauftragte die Landesregierung das Versuchszentrum Laimburg und die Freie Universität Bozen mit der Umsetzung des Aktionsplans zur Stärkung der Berglandwirtschaft. Diese haben seither kleine und große landwirtschaftliche Betriebe vor Ort mit wissenschaftlicher Forschung begleitet: von agronomischen Erhebungen im Freiland bis hin zur Verarbeitung und Veredelung der Rohstoffe und Produkte im Sinne einer Kreislaufwirtschaft.

Abb. 1: Versuche zum Futtermittelanbau, Fachbereich Berglandwirtschaft des Versuchszentrums Laimburg

Die Südtiroler Berglandwirtschaft steht heute mehr denn je vor der Herausforderung Lebensmittel zu produzieren, die sich auf dem Markt durch ihre Qualität abheben und durch die Garantie der regionalen Herkunft auszeichnen. Im Jahr 2015 hat die Landesregierung das Versuchszentrum Laimburg und die Freie Universität Bozen beauftragt, mit wissenschaftlicher Forschungstätigkeit und Ausbildung die Berglandwirtschaft nicht nur beim Anbau, sondern auch bei der Erzeugung und Verarbeitung typischer Produkte zu unterstützen.

„Das Besondere der Südtiroler Berglandwirtschaft ist ihre Kleinstrukturiertheit und die erschwerten Bewirtschaftungsbedingungen etwa in Steillagen. Es ist uns allen bewusst, dass die Quantität der Milchproduktion beschränkt ist und wir den Kampf gegen die ‘großen Milchproduzenten’ nicht gewinnen können. Deshalb ist es wichtig, vermehrt auf unsere Stärken zu setzen: die Qualität, das Produktionsumfeld und die Nischenkulturen. Der Aktionsplan Berglandwirtschaft wurde ins Leben gerufen, um den Betrieben zu helfen, sich mit zusätzlichem wissenschaftlichem Know-how zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Dieser Ansatz hat sich mittlerweile mehr als bewährt“, so der Landesrat für Landwirtschaft, Arnold Schuler.

„Mit den Mitteln aus dem Aktionsplan haben wir unsere Forschungskapazitäten in verschiedenen Bereichen auf- und ausgebaut, um die Bergbauernbetriebe zu unterstützen und wettbewerbsfähiger zu machen", ergänzte Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg. „Durch Forschungsprojekte, gezielte Investitionen in Geräte und Technologien sowie die Einstellung von Fachpersonal haben wir die Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Forschung geschaffen, die die Berglandwirtschaft auch in Zukunft begleiten wird. Von der Implementierung digitaler Werkzeuge wie der webGRAS-Anwendung zur Online-Schätzung der Futterqualität, über die Entwicklung und Validierung von Dürreindizes auf Basis von Satelliten- und Wetterdaten bis hin zur Sortenberatung für einzelne Kulturen oder für geeignete Feldfutterbaumischungen zur Bewältigung der aktuellen Klimaveränderungen – dies sind nur einige Beispiele dafür, wie unsere wissenschaftliche Forschung die Bergbauernbetriebe bei der Bewältigung der heutigen Herausforderungen unterstützt und ihre Perspektiven erweitert," so Oberhuber.

„Die Arbeitsgruppe ‚Nutztierwissenschaften‘ beschäftigt sich seit vielen Jahren mit verschiedenen Systemen der Milchviehhaltung und deren Auswirkungen auf die Rentabilität, die Tiergesundheit und das Tierwohl sowie die Wechselwirkungen mit der Umwelt", erklärte Matthias Gauly, Professor an der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften der Freien Universität Bozen.

Der Aktionsplan wurde in Zusammenarbeit mit dem Beratungsring Berglandwirtschaft BRING, dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau und der Abteilung für land-, forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung umgesetzt.

 

Vom Getreideanbau bis zur Bierherstellung

Die Forschung am Versuchszentrum Laimburg unterstützt die gesamte Produktionskette im Sinne einer Kreislaufwirtschaft – von der Bewertung verschiedener Gerstensorten auf dem Feld über Versuche zum Mälzen und Brauen im Labor bis hin zur Verwendung der anfallenden Nebenprodukte. Dank des Aktionsplans konnten die Forschungskapazitäten der Arbeitsgruppe „Acker- und Kräuteranbau“ ausgebaut und die Synergien mit dem Agrar- und Lebensmittelsektor für den Aufbau einer lokalen Produktionskette verstärkt werden. Sortenversuche haben gezeigt, welche neuen Gerstensorten an die lokalen Boden- und Klimabedingungen angepasst sind und ideale Erträge und Qualitäten für die Bierherstellung erzielen.

Die Arbeitsgruppe „Fermentation und Destillation“ konzentrierte sich auf Versuche zu innovativen Braurezepten, bei denen auch andere Getreidesorten als Gerste verwendet wurden. Mit Mitteln aus dem Aktionsplan wurde eine geeignete Pilotanlage erworben, mit der Versuche zur Mälzung, zur Bewertung verschiedener Parameter für die Erstellung eines Qualitätsindex und zur Untersuchung des Malzherstellungsprozesses durchgeführt werden können.

 

Ergänzungskulturen: eine interessante Nebenerwerbsquelle für lokale Betriebe im alpinen Raum

Nicht nur Äpfel und Trauben: Südtirol bietet ideale Bedingungen für die Qualitätsproduktion einer Reihe von Nischenkulturen. Zu den bekanntesten gehören Erdbeeren, Kirschen, Aprikosen, Himbeeren, Heidelbeeren und Kastanien. Aber auch unbekanntere Kulturen wie Mini-Kiwis und Haselnüsse können in Südtirol erfolgreich angebaut werden. Auch hier begleiten die Forschungstätigkeiten des Versuchszentrums Laimburg die gesamte Produktionskette vom Anbau bis zum fertigen Produkt. Die Arbeitsgruppe „Beeren und Steinobst“ befasst sich mit Sortenversuchen im Feld sowie mit der Bewertung von Züchtungssystemen und agronomischen Parametern wie Ertrag und Anfälligkeit gegenüber Krankheitserregern. In den letzten Jahren haben die Forschenden 36 Heidelbeersorten, 70 Aprikosensorten und mehr als 100 Erdbeersorten getestet, darunter auch Sorten, die gegen Mehltau resistent sind und somit einer geringeren Behandlung gegen diese Pilzkrankheit bedürfen.

Mithilfe der DIC-Pilotanlage, die vom Versuchszentrum Laimburg am NOI Techpark in Bozen eingerichtet wurde, testet die Arbeitsgruppe „Obst- und Gemüseverarbeitung“ innovative Methoden zur Produktion von Trockenobst und -gemüse, um ein qualitativ hochwertiges Produkt zu erhalten und die Menge an Abfallprodukten zu verringern. Darüber hinaus werden im Labor verschiedene Erdbeer- und Himbeersorten getestet, um herauszufinden, welche sich am besten für die Verarbeitung zu Fruchtaufstrichen und Marmeladen eignen.

Was das Gemüse anbelangt, so führt die Arbeitsgruppe „Freilandgemüsebau“ des Versuchszentrums Laimburg agronomische Bewertungen verschiedener Gemüsearten und -sorten wie Karotten, Kartoffeln und Rote Bete durch. Unterstützt wird sie vom Labor für Aromen und Metaboliten des Versuchszentrums, welches Untersuchungen zur Qualität und zum Herkunftsnachweis von Lebensmitteln durchführt.

 

Vergleich von Milchproduktionssystemen und Auswirkungen auf die Rentabilität

Die Berglandwirtschaft prägte und prägt die einzigartige Landschaft Südtirols. Die Tierhaltung spielt dabei eine zentrale Rolle. Die viehhaltenden Betriebe bewirtschaften vor allem Wiesen und Weiden im Berggebiet sowie rund 120.000 Hektar Almen. Das entspricht insgesamt rund 90 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Die größte Bedeutung kommt der Milchwirtschaft zu. Dieser Sektor ist nicht nur in den letzten Monaten unter erheblichen wirtschaftlichen Druck geraten. Aus diesem Grund wird nach Möglichkeiten zur Einkommensverbesserung gesucht. Der Vergleich von verschiedenen Systemen zur Milchviehhaltung leistet dazu einen wesentlichen Beitrag. Die Freie Universität Bozen und das Versuchszentrum Laimburg vergleichen in einem gemeinsamen Projekt zwei Milchviehhaltungssysteme, die von besonderer Bedeutung sind: Das eine System basiert auf dem Einsatz von Kraftfutter und ganzjähriger Stallhaltung, das andere auf dem Einsatz von silofreiem Futter und Weidehaltung während der Sommersaison. Ziel ist es, das langfristig nachhaltigste Produktionssystem für Südtirol zu ermitteln. Die Studie untersucht u.a. die Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Umwelt und das Wohlergehen der Tiere. Das Projekt spielt auch eine wichtige Rolle in der Ausbildung von Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden.

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