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Forschung für die Südtiroler Berglandwirtschaft: Neue Ergebnisse bei der Kräuterfachtagung des Versuchszentrums Laimburg präsentiert

Untersuchungen zur Anbaueignung von verschiedenen Zitronenmelisse-Sorten in Höhenlagen sowie neueste Erhebungen der Biodiversität auf Kräuteranbauflächen waren zwei von insgesamt sieben Vorträgen der ersten Kräuterfachtagung des Versuchszentrums Laimburg. Organisiert wurde diese in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Tirol und der Fondazione Edmund Mach. Ziel der Veranstaltung ist die Förderung des wissenschaftlichen Austausches und die Weitergabe neuer Erkenntnisse zum Kräuteranbau an die Praxis. Dieser stellt vor allem im Bereich der Berglandwirtschaft eine interessante Nischenkultur dar.

Abb. 1: Der Kräuteranbau stellt für die Berglandwirtschaft eine interessante Nische dar. Im Bild: Echinacea © Versuchszentrum Laimburg

Kräuter sind in Südtirol allseits bekannt. Ob im Hausgarten oder wild auf der Wiese und im Wald wachsend – es lassen sich so einige verschiedene Arten und Sorten entdecken. Mit dem professionellen Anbau von Kräutern begannen die ersten landwirtschaftlichen Betriebe in Südtirol im Jahre 1982. Heute sind es 47 Betriebe, die auf einer Gesamtfläche von etwa 18 Hektar Kräuter kultivieren. Insgesamt werden in Südtirol ungefähr 120 verschiedene Heil- und Gewürzpflanzen angebaut, darunter vor allem Pfefferminze und Zitronenmelisse.
„Die Anbauflächen für den Kräuteranbau befinden sich meistens im Berggebiet auf Höhenlagen zwischen 530 bis 1.700 Meter Meereshöhe. Folglich stellt der Kräuteranbau eine Nischenkultur für unsere bäuerlichen Familienbetriebe im Berggebiet dar. Diese wollen wir mit Forschung und Innovation erhalten und unterstützen, um ökologische, aber auch ökonomische Vorteile daraus ziehen zu können”, ist Landwirtschafts-Landesrat Arnold Schuler überzeugt.
Am Versuchszentrum Laimburg führt daher die Arbeitsgruppe „Acker- und Kräuteranbau“ verschiedenste Forschungsprojekte durch, vom optimalen Düngungsmanagement über Sortenprüfungen bis hin zu Abdeckversuchen der Kräuterkulturen in den kalten Wintermonaten. Am Freitag, 14. Oktober, organisierte das Versuchszentrum Laimburg die erste Kräuterfachtagung, bei der Forschende aus dem In- und Ausland ihre Expertise an das Fachpublikum weitergaben.
„Die Kräuterfachtagung bietet den idealen Rahmen, um den wissenschaftlichen Austausch zu fördern und neue Erkenntnisse an die Praxis weiterzugeben. Durch die Organisation in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Tirol und der Fondazione Edmund Mach möchten wir den Kräuteranbau innerhalb der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino vernetzen und stärken,“ so Manuel Pramsohler, Leiter der Arbeitsgruppe „Acker- und Kräuteranbau“.

Zitronenmelisse-Sorten: Effekt der Höhenlage auf Ertrag und ätherischen Ölgehalt

Eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Anbau von Kräutern und die Weiterverarbeitung zu qualitativ hochwertigen Erzeugnissen ist die Wahl der geeigneten Sorte für den jeweiligen Standort. Alessia Castellan von der Arbeitsgruppe „Acker- und Kräuteranbau“ des Versuchszentrums Laimburg testete zwischen 2018 und 2020 sieben verschiedene Zitronenmelisse-Sorten auf ihre Anbaueignung in verschiedenen Höhenlagen. Dabei erhob sie verschiedene Parameter wie Frischmasse, Trockenmasse, Blattanteil, Krankheitsanfälligkeit, Gehalt und Zusammensetzung der ätherischen Öle. Das Ergebnis: Zwischen den verschiedenen Sorten konnten signifikante Unterschiede beobachtet werden. Mit einem Ertrag von über fünf Tonnen pro Hektar auf 620 m Meereshöhe und vier Tonnen pro Hektar auf 1.100 m Meereshöhe waren vor allem die Sorten „Citronella“ und „Quedlinburger“ sehr erfolgreich. Deutliche Unterschiede zwischen den Sorten zeigten sich auch beim Ölgehalt und bei der Zusammensetzung der Hauptkomponenten der ätherischen Öle. Im Durchschnitt sollte Zitronenmelisse einen ätherischen Ölgehalt von mindestens 0,1 bis 0,3 Prozent und einen Blattertrag von zwei bis vier Tonnen pro Hektar aufweisen. „Die in dem Sortenversuch erzielten Ergebnisse liegen je nach Sorte deutlich über den Referenzwerten für ätherischen Ölgehalt und Blattertrag, und das auch auf über 1.000 Metern Meereshöhe. Dies spricht für ein günstiges Anbauklima und eine hohe erzielbare Qualität der lokalen Kräuterprodukte“, so das Fazit von Castellan.

Kräuteranbauflächen als Lebensraum für Insekten

Lisa Obwegs und Andreas Hilpold vom Institut für Alpine Umwelt, Eurac Research, widmeten sich in ihrem Vortrag der Biodiversität von Kräuteranbauflächen. Auf den typischerweise sehr kleinstrukturierten Anbauflächen werden viele verschiedene Kulturpflanzen auf engstem Raum angebaut. Diese bieten den verschiedensten Insekten ein breites Angebot an Blüten und Futterpflanzen. In einem gemeinsamen Projekt des Versuchszentrums Laimburg und Eurac Research wurde an drei Standorten (bei Meran, Wiesen/Pfitsch und Seis) die Insektenvielfalt untersucht. Im Laufe der Untersuchungen konnten die Forschenden eine große Vielfalt an Insekten und Spinnentieren erheben. Zu den häufigsten Pflanzenschädlingen in Kräuteranbauflächen zählten Pflanzenläuse und Fransenflügler. Bei den Bestäubern waren vor allem Wildbienen, Schwebfliegen und Honigbienen zahlreich vorhanden, wobei die Wildbienen die zahlenmäßig stärkste Gruppe darstellten. Die Ergebnisse dieses Monitorings können zum Teil auch auf artenreiche Haus- und Bauerngärten übertragen werden, da die verschiedenen Kräuter oft traditionell im Garten angebaut werden.

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