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Ergebnisse des Laimburger Forschungsprojekts zur Rebsorte Lagrein vorgestellt
Am Freitag, 04. Dezember haben Forscherinnen und Forscher des Versuchszentrums Laimburg im Felsenkeller der Laimburg die Ergebnisse des EFRE-Projekts LagReIn (Lagen, Reben, Inhaltsstoffe) vorgestellt. Unter der Leitung von Florian Haas hat das Forscherteam in diesem fünfjährigen, vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) finanzierten Projekt die grundlegenden wissenschaftlichen Daten zu Lagen, Reben und Inhaltsstoffen der autochthonen Rebsorte erarbeitet.
Die Inhaltsstoffe eines Weins können dessen Qualität bei der Verkostung sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht (z. B. Bittertöne) beeinflussen. Folglich ist es grundlegend, die Inhaltsstoffe eines Weines zu kennen, um in der Anbautechnik und bei der Weinherstellung diejenigen Inhaltsstoffe zu vermeiden, die unerwünschte bittere und adstringierende Geschmackstöne auslösen können.
Während für international verbreitete Rotweinsorten, wie etwa dem Blauburgunder, Cabernet Franc, u. a. die metabolischen Profile der wichtigsten Inhaltsstoffe schon seit Jahren bekannt sind, müssen diese für regional verbreitete, autochthone Rebsorten oft noch bestimmt werden. Ziel des am Versuchszentrum Laimburg durchgeführten Projekts LagReIn war es darum, die Qualitätsmerkmale, das metabolische Profil und die wichtigsten Inhaltsstoffe der einheimischen Rebsorte Lagrein zu identifizieren.
Die Ergebnisse des Projekts haben Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Florian Haas von der Sektion Weinbau und Josep Valls vom Labor für Aromen und Metaboliten nun im Rahmen einer Abschlussveranstaltung am 04. Dezember im Felsenkeller des Versuchszentrums Laimburg vorgestellt. Zu Wort kam dabei auch Urban von Klebelsberg von der Klosterkellerei Augustiner Neustift mit einem Rückblick; die Kellerei war an Versuchsprojekt beteiligt gewesen.
Qualitäts- und typizitätsbestimmende Inhaltsstoffe des Lagreins identifiziert
Das qualitätsbestimmende Merkmal eines Lagreinweins ist vor allem sein phenolisches Profil. Ein Lagrein von hoher Qualität zeichnet sich durch eine weiche und samtige Gerbstoffstruktur aus. Bei der sensorischen Beurteilung des Lagreins stellen jedoch bittere und adstringierende Geschmackstöne oft noch ein Problem dar.
Im Rahmen des Projekts LagReIn hat das Forscherteam des Versuchszentrums Laimburg um Projektleiter Florian Haas nun mithilfe modernster chemischer Analysen die Inhaltsstoffe, d. h. die mineralischen Bestandteile, die organischen Säuren, den Zucker und die wichtigsten phenolischen Bestandteile (Gerbstoffe) und Aromastoffe des Lagreins identifiziert, die die Typizität des Weines bestimmen und dessen Qualität bei der Verkostung beeinflussen.
Aufwertung einer autochthonen Rebsorte
Die vom Forscherteam der Laimburg erarbeitete wissenschaftliche Charakterisierung der Inhaltsstoffe des Lagreins schafft nun eine wichtige Grundlage dafür, dass Lagrein-Produzenten und Kellermeister die einheimische Rebsorte durch das gezielte Einwirken auf wichtige Parameter verbessern können.
„Das Projekt LagReIn war ein wichtiges Projekt für die Südtiroler Landwirtschaft, denn es hat die Basis für die Aufwertung einer autochthonen Rebsorte geschaffen, die bei entsprechender Qualität für kleine und mittlere Weinbautriebe und Kellerein ein großes Potenzial besitzt“, unterstrich Laimburg-Direktor Michael Oberhuber.
Der Einfluss der Lagen und Reben
Im Rahmen des Projekts hat das Forscherteam der Laimburg auch die agronomischen und klimatischen Daten dokumentiert, um zu bestimmen, welchen Einfluss die Lagen und die Reben auf die Qualität des Lagreinweins ausüben.
Bezüglich der Lagen stellte sich heraus, dass das Mikroklima jeder einzelnen Lage die Qualität der daraus erzeugten Versuchsweine stark beeinflusst. „Besonders förderlich für die Qualität des Lagreins sind eine hohe Luft- und Traubentemperatur, eine schwache bis mäßige Bodenfruchtbarkeit und ein moderater Wasserstress“, so Projektleiter Florian Haas. Hinsichtlich der Reben stellten die Forscher fest, dass die besten Lagreinreben infolge der Klima- und Bodenbeschaffenheit der Anlage schwaches vegetatives Wachstum sowie Trauben mit vollständiger Gerbstoffreife aufwiesen.
Auf der Grundlage dieser Beobachtungen können die Weinbauern nun gezielt diejenigen Kulturmaßnahmen und agronomischen Techniken auswählen, mithilfe derer die Qualität des Erntegutes der Sorte Lagrein im Hinblick auf die Erzeugung qualitativ hochwertiger Weine gesteigert werden können.
Die Untersuchungen
Sechs Anlagen der Rebsorte Lagrein hat das Forscherteam der Laimburg für die Untersuchung ausgewählt, wobei diese Anlagen durch eine unterschiedliche Anbaueignung (sehr gut geeignet, mittel und ungeeignet) und geografische Position gekennzeichnet waren: Vier Anlagen befanden sich im klassischen Anbauebiet um Bozen (Moritzing, Gries, Bozen Dorf und Rentsch) und zwei in Kaltern (St. Josef am See und Reitwiesen).
Von 2011 bis 2015 wurden Blätter, Beeren, Schnittholz und Böden der sechs Anlagen während der Vegetationsphase erhoben und chemisch analysiert. Die Trauben aus den Versuchsanlagen der Jahrgänge 2011–2013 wurden mit einer standardisierten Vinifkationstechnik ausgebaut und nach einjähriger Lagerzeit von einem geschulten Expertenpanel untersucht und bewertet.
Das Projekt LagReIN (4-1a-168) wurde vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) (2011–2013) gefördert.
Das Projekt LagReIn
Projektträger |
Versuchszentrum Laimburg |
Beteiligte Sachbereiche |
Vorerntequalität (Weinbau) – Labor für Aromen und Metaboliten |
Finanzierung |
Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) |
Projektdauer |
2011–2015 |
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter |
Florian Haas, Josep Valls, Irene Struffi und Flavio Ciesa |
Am Projekt LagReIn waren außer der Sektion Weinbau und dem Labor für Aromen und Metaboliten auch die Sektion Kellerwirtschaft, das Weinlabor, das Amt für Agrikulturchemie und die Sektion Boden, Düngung und Bewässerung des Versuchszentrums Laimburg beteiligt.
Der Lagrein – Südtirols zweithäufigste Rotweinsorte
Die Weinbaufläche Südtirols beträgt aktuell etwa 5.300 ha, von denen rund 420 ha auf die Rebsorte Lagrein entfallen. Durchschnittlich werden 80–100 dt/ha Trauben geerntet. Hinter dem Vernatsch ist der Lagrein die zweithäufigste Rotweinsorte in Südtirol. Die wichtigsten Legen befinden sich in Bozen / Gries.
Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg
Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg versteht sich als führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern.
Über 200 Mitarbeiter arbeiten jährlich an rund 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, von Obst- und Weinbau bis hin zur Berglandwirtschaft. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.