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Neue Forschungsergebnisse zur Weinqualität
Die Experten des Versuchszentrums Laimburg haben beim Tag des Weines und der Rebe am 20. August in der Kellerei Meran Burggräfler die Resultate der Forschung zu Aspekten der Weinqualität und neuen kellertechnischen Verfahren vorgestellt. Über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich über die aktuelle Forschung informiert.
Unterscheidet sich die Qualität von Gewürztraminer Weine an unterschiedlichen Standorten? Oder anders gefragt: Welche Eigenschaften des Standortes bewirken, dass dort ein bestimmter Typ von Gewürztraminer wächst? Und unterscheiden sich Lagen im klassischen Gewürztramineranbaugebiet von Lagen außerhalb? Diesen Fragen ist Ulrich Pedri, Leiter der Sektion Kellerwirtschaft am Versuchszentrum Laimburg, mit Günther Pertoll und Florian Haas, beide ebenfalls Laimburg, in zwei langjährigen Versuchsreihen mit insgesamt 14 Standorten im Überetsch (acht) und Südtiroler Unterland (sechs) zwischen 1993 und 2011 nachgegangen. Die Ergebnisse der Forschungen sind durchaus bemerkenswert: Anlagen auf ähnlicher Meereshöhe, aber unterschiedlichen Böden wie Kalkdeckschutt und Moränenboden, sind sensorisch ähnlich; genauso lassen sich im Vergleich klassischer Gewürztraminerlagen um Tramin und solchen außerhalb des klassischen Anbaugebiets nicht pauschale Unterschiede feststellen, wenngleich die klassischen Lagen tendenziell Vorteile hinsichtlich der Weinqualität aufweisen. „Größer als die Standortunterschiede sind aber die Unterschiede zwischen den einzelnen Jahrgängen", sagt Pedri. „Die klimatischen Bedingungen der einzelnen Jahre beeinflussen die Weinqualität mehr als die Bodenbedingungen an unterschiedlichen Standorten."
Alternative Verfahren zur Senkung des pH-Werts
Der Vergleich langjähriger Erhebungen zeigt, dass die Säurewerte in den Trauben abnehmen und dadurch der pH-Wert steigt. Dies hat negative Folgen für die Weinqualität, wie Konrad Pixner vom Versuchszentrum Laimburg erklärt: „Zum einen zeigen sich die Weine dadurch nicht so frisch und langlebig, zum anderen sind sie mikrobiologisch nicht so stabil." Bisher hat man insbesondere durch den erlaubten Zusatz von Weinsäure gegengesteuert. Pixner hat in Versuchen das mittlerweile zugelassene Verfahren des Kationentauschers als Alternative zur Zugabe von Weinsäure getestet. „Vereinfacht gesagt, werden dabei geladene Teilchen (Kationen) des Weines ausgetauscht, welche dadurch nicht mehr mit der traubeneigenen Weinsäure zu Weinstein reagieren können, und somit der pH-Wert des Weines nicht erhöht wird", so Pixner. Die Ergebnisse der Versuche zeigen, dass das Verfahren bereits beim Most eingesetzt werden kann und es keine negativen Auswirkungen auf die Weinqualität hat.
Hefeernährung für optimale Weinqualität nicht notwendig
Die für die Gärung erwünschten Hefen sind gegenüber den unerwünschten Hefen auf den Trauben deutlich in der Minderheit, wie Jürg Gafner von Agroscope (CH) in seinem Vortrag ausführte. Sie machen zwischen 0,3 und 3 Prozent der Hefen aus, während die unerwünschten Hefen, welche bei der Gärung Essigsäure bilden können, zwischen 50 und 90 Prozent der auf den Trauben vorhandenen Hefen bilden. Daher muss der Kellermeister dafür sorgen, dass sich die erwünschten Hefen durchsetzen. Dies kann dadurch erreicht werden, dass die Hefenpopulation durch den Einsatz schwefliger Säure dezimiert wird. Zudem kann man die erwünschten Hefen durch die für sie optimale Gärtemperatur von mindestens 15 Grad fördern. Man kann die Hefen durch bestimmte Präparate unterstützen. „Für eine optimale Weinqualität ist eine Hefeernährung aber nicht notwendig", so Gafner abschließend.
Gründüngung verbessert Bodeneigenschaften
Mehrjährige Versuche im Weinbau mit unterschiedlichen Einsaatvarianten in der Fahrgasse haben gegenüber der Dauerbegrünung eine Steigerung der Humusgehalte gezeigt, auch wenn der bearbeitete Streifen jeweils nur 60 Zentimeter breit war. „Die Gründüngungsvarianten haben die Bodeneigenschaften verbessert und zudem zu höheren Gehalten an hefeverwertbarem Stickstoff in den Beeren geführt, ohne Ertrag und Wüchsigkeit der Reben zu beeinträchtigen", so Florian Haas vom Versuchszentrum Laimburg.
Weinbau in Südtirol
In Südtirol wird Weinbau auf 5.380 ha betrieben, wobei rund 58 Prozent auf Weißweinsorten entfallen und 42 Prozent auf Rotweinsorten. Die meist angebauten Weißweinsorten sind Ruländer mit 616 ha, gefolgt von Gewürztraminer (572 ha) sowie Chardonnay (525 ha) und Weißburgunder (515 ha). Bei den Rotweinen führt nach wie vor trotz deutlich abnehmender Anbaufläche der Vernatsch mit 885 ha, gefolgt vom Lagrein mit 446 ha und dem Blauburgunder mit 406 ha. Bei den Neupflanzungen ist die Sorte Weißburgunder derzeit besonders gefragt, gefolgt von Chardonnay und Blauburgunder.
Insgesamt wurden 2013 in Südtirol über 370.000 hl Wein mit Ursprungsbezeichnung produziert.
Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg
Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg versteht sich als führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern.
Über 200 Mitarbeiter arbeiten jährlich an rund 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, von Obst- und Weinbau bis hin zur Berglandwirtschaft. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.