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Tag des Weines und der Rebe des Versuchszentrums Laimburg: nachhaltige Kellerwirtschaft und neue Ergebnisse im Weinbau
Der Weinbau in Südtirol hat eine lange Tradition und weist eine sehr hohe Produktionsqualität auf. Die aktuellen klimatischen Bedingungen bergen jedoch Herausforderungen, die neue nachhaltige Strategien erfordern. Am Donnerstag, den 25. August, hat der alljährliche „Tag des Weines und der Rebe“ des Versuchszentrums Laimburg am NOI Techpark in Bozen stattgefunden. Forschende des Versuchszentrums sowie ein Experte aus Deutschland gaben dabei neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Bereichen Weinbau und Önologie an die Praxis weiter. Die Themenpalette der Veranstaltung war breit gefächert und reichte von den Ergebnissen neuer deutscher Ruländer-Klone über den Einsatz von Bentoniten bis hin zur nachhaltigen Materialnutzung in der Kellerwirtschaft. Es konnten auch einige Versuchsweine verkosten werden.
Am gestrigen Donnerstag, 25. August, ging der vom Versuchszentrum Laimburg organisierte „Tag des Weines und der Rebe“ am NOI Techpark in Bozen über die Bühne. Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland tauschten sich zu verschiedensten Aspekten rund um das Thema Weinbau und Kellerwirtschaft aus. So wurde beispielsweise der ideale Einsatzzeitpunkt von Bentonit, einem Tonmineral zur Stabilisierung des Weines, thematisiert. Die bedeutsame Rolle des Verpackungsmaterials in einer nachhaltigen Weinproduktion war ebenfalls Gegenstand der Präsentationen. Außerdem wurden neue deutsche Klone des Ruländers – die in Südtirol am häufigsten angebaute Rebsorte – präsentiert. Ein Highlight stellte die Verkostung einiger Versuchsweine des Versuchszentrum Laimburg dar.
„Der Weinbau hat in Südtirol eine lange Tradition, es wird auf einem sehr hohen Niveau produziert. Wir stehen aber aufgrund der derzeitigen klimatischen Bedingungen vor Herausforderungen, die neue, nachhaltige Strategien erfordern. Umso wichtiger ist es, dass verschiedene Ansatzpunkte untersucht werden. Das Versuchszentrum Laimburg nimmt hier eine wichtige Rolle ein: Der „Tag des Weines und der Rebe“ präsentiert die Ergebnisse intensiver Forschungsarbeiten im Bereich der Wein- und Kellerwirtschaft und unterstützt damit die vielen Weinbäuerinnen und Weinbauern in unserem Land“, so Arnold Schuler, Landesrat für Landwirtschaft in seiner Video-Botschaft zu Beginn der Tagung.
„Das Thema Weinbau und Kellerwirtschaft ist interdisziplinär; am Versuchszentrum Laimburg forschen daher mehrere Arbeitsgruppen mit wissenschaftlich objektiven Methoden an verschiedensten Fragestellungen. Der „Tag des Weines und der Rebe“ ist ein geeigneter Treffpunkt, um die aktuellen Forschungsergebnisse an die Praxis weiterzugeben,“ erklärte Walter Guerra, Vize-Direktor und Leiter des Instituts für Obst- und Weinbau des Versuchszentrums Laimburg.
Die Suche nach dem idealen Zeitpunkt - Weinstabilisierung mit Bentonit
Ulrich Pedri, Leiter des Fachbereichs „Önologie“ am Versuchszentrum Laimburg, erörtert mit seinem Team den besten Zeitpunkt für die Stabilisierung von Eiweißen im Wein. Denn Eiweiße können bei Temperaturschwankungen des Weines als Trubstoffe ausfallen, Sedimente bilden und den Wein eintrüben. Bei den Konsumentinnen und Konsumenten sind eingetrübte Weine unerwünscht und werden nicht gekauft. Um den Wein vor Eiweiß-Ausfällungen zu schützen, greift man üblicherweise auf Bentonite zurück, die dem bereits fertigen Wein zugesetzt werden. Auch wenn es sich dabei um ein Standardverfahren handelt, gibt es immer wieder offene Fragestellungen wie z.B. die Ermittlung des besten Einsatz-Zeitpunktes und die Wahl einer geeigneten Bentonit-Art. Am Versuchszentrum Laimburg werden verschiedene Bentonit-Arten sowie drei unterschiedliche Einsatzpunkte des Bentonits getestet: „Bei der Analyse der Wirksamkeit der Produkte und Einsatzzeitpunkte stellten wir fest, dass vor allem der Einsatz im Most vor der Gärung problematisch ist und sensorische Nachteile mit sich bringt. Dies äußerte sich beispielsweise in einer geringen Aromatik und in reduktiven Noten. Zwischen dem Einsatz im gärenden Most und im fertigen Wein gibt es nur sehr kleine Unterschiede. Beide Behandlungszeitpunkte schneiden sehr gut ab und haben keinen Einfluss auf die Qualität“, so das Fazit von Pedri.
Neue deutsche Ruländer-Klone mit Potential für Südtirol
Der Ruländer ist mit 676 Hektar und einem Anteil von 11,9 Prozent an der gesamten Weinbaufläche die am häufigsten angebaute Rebsorte in Südtirol. Um verschiedene Klone auf ihre Eignung in Südtirol zu untersuchen, wurde im Jahr 2012 in Meran eine Versuchsanlage mit 16 Klonen errichtet. Hervorgestochen sind schon nach kurzer Zeit drei Klone, die ein deutlich längeres Stielgerüst aufweisen, welches die Lockerbeerigkeit fördert und damit Krankheiten wie Botrytis oder Essigfäule vorbeugen kann. Weitere Unterschiede zu den anderen angebauten Klonen sind ein höherer Ertrag und ein größeres Trauben- und Beerengewicht, ein geringerer Zuckergehalt, ein höherer Gesamtsäuregehalt sowie beim Ausbau in Bezug auf die Weinqualität.
Trotz der Unterschiede in den weinbaulichen und önologischen Erhebungen konnten kaum Unterschiede in der sensorischen Bewertung der Weine festgestellt werden. „Diese drei neuen Geisenheimer Klone kann man durchaus als ertragsstabile Qualitätsklone der Sorte Ruländer für den Südtiroler Weinbau empfehlen“, so Josef Terleth von der Arbeitsgruppe „Rebsorten und Pflanzgut“ des Versuchszentrums Laimburg.
Nachhaltigkeit im Weinkeller – Beispiel Verpackungsmaterial
Dem Anspruch auf Nachhaltigkeit will man verstärkt auch im Weinkeller gerecht werden. Maximilian Freund von der Hochschule Geisenheim University erklärte in seinem Vortrag, welche Aspekte es dabei zu beachten gilt: „Für eine nachhaltige Entwicklung im Bereich der Kellerwirtschaft sind neben dem Klimaschutz ökologische Aspekte wie Wasser-, Energie- und Materialnutzung wesentliche Themenfelder. Allein die Produktverpackung sorgt mit etwas weniger als 50 Prozent für fast die Hälfte der emittierten Treibhausgase pro Weinflasche. Damit ist die Verpackung ein Paradebeispiel dafür, ressourcensparende und klimaschonende Möglichkeiten aufzuzeigen.” Eine wichtige Rolle spielt die Nutzung von umweltfreundlichen, emissionsarmen Energieträgern und Materialien, eine effiziente Kreislaufwirtschaft mit Wiederverwendbarkeit und Recycling sowie der sparsame Einsatz der Materialien und ihre unproblematische Entsorgung. „Viele dieser Ansätze wie beispielsweise Mehrwegsysteme verlangen branchenweite bzw. branchenübergreifende Konzepte, die nur unter Einbeziehung aller Beteiligten sinnvoll umgesetzt werden können“, so Freund.