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Versuchszentrum Laimburg: Ergebnisse des Projekts POMOSANO vorgestellt

Am Donnerstag, 17.12.2015 hat das Forscherteam des Versuchszentrums Laimburg um Pomologe Walter Guerra über 70 interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Ergebnisse des Forschungsprojekts POMOSANO vorgestellt. Ziel des vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) finanzierten Projekts war es, die grundlegenden wissenschaftlichen Daten zu Inhaltsstoffen und geschmacklichen Eigenschaften von alten, neuen und rotfleischigen Apfelsorten sowie von deren Säften zu erarbeiten. Die pomologischen, chemischen und sensorischen Informationen über die verschiedenen Apfelsorten und deren Säfte sind auf der im Rahmen des Projekts entwickelten Webseite http://pomosano.laimburg.it/ abrufbar.

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung spielt gerade in der heutigen Zeit eine wesentliche Rolle. Das Wissen um ernährungsphysiologische und gesundheitsrelevante Eigenschaften von Äpfeln und deren Verträglichkeit für Allergiker ist allerdings noch recht begrenzt. Die Forscher des Versuchszentrum Laimburg um die Projektleiter Walter Guerra (Pomologie), Peter Robatscher (Labor für Aromen und Metaboliten) und Thomas Letschka (Molekularbiologie) haben darum nun im Projekt POMOSANO untersucht, welche Apfelsorten sich zur Verarbeitung zu Säften eignen und welche gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe die jeweiligen Fruchtsäfte enthalten. Darüber hinaus hat das Forscherteam die Verträglichkeit der Apfelsorten für Allergiker erforscht. Die Ergebnisse des Projekts wurden nun im Rahmen einer Abschlussveranstaltung am Versuchszentrum Laimburg vorgestellt.

„Das Projekt POMOSANO verbindet zwei unserer Forschungsschwerpunkte – die Agrobiodiversität, also die Sortenvielfalt einerseits und die Qualität, also Aroma, Geschmack und gesundheitsfördernde Eigenschaften des Apfels andererseits. Auf diese Weise konnte unser Forscherteam bestimmen, welche Apfelsorten sich zur Verarbeitung zu besonderen Säften eignen und dadurch einen wichtigen Impuls für die regionalen obstverarbeitenden Betriebe geben“, betonte Laimburg-Direktor Michael Oberhuber.

Gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe

Mittels chemischer Analysen haben die Forscherinnen und Forscher des Versuchszentrums Laimburg die gesundheitsrelevanten Inhaltsstoffe wie Polyphenole (Farb-, Geschmacks- und Gerbstoffe), Vitamine, Zucker und Fruchtsäuren von mehr als 50 alten, neuen und rotfleischigen Apfelsorten und deren sortenreinen Säften analysiert. „Die erstellten chemischen Profile geben nicht nur Aufschluss über die Eigenschaften verschiedener Apfelsorten, sondern sind auch relevant für die Herstellung von Säften“, erklärte Sara Agnolet, Projektmitarbeiterin im Labor für Aromen und Metaboliten.

Wichtige Erkenntnisse für die Saftherstellung

Bei den untersuchten Sorten hat das Forscherteam der Laimburg eine große Vielfalt hinsichtlich des Gehalts an verschiedenen Inhaltsstoffen, ihrer Eignung zur Saftherstellung und der geschmacklichen Komponenten festgestellt. „Mit rotfleischigen Apfelsorten lässt sich im Vergleich zu den untersuchten modernen, alten, und schorfresistenten Sorten eine höhere (Saft)Ausbeute erzielen“, erläuterte Projektmitarbeiterin Barbara Stürz vom Sachbereich Pomologie. Darüber hinaus hat sich ein Zusammenhang zwischen der Fruchtfleischfestigkeit des Apfels und der Saftausbeute gezeigt: „Je fester der Apfel, desto höher ist die Saftausbeute“, so Stürz.

Im Rahmen der Veranstaltung konnten die über 70 Interessierten mehrere sortenreine Apfelsäfte verkosten und sich von deren Geschmacksvielfalt überzeugen.

Sensorische Charakterisierungen von Apfelsorten

Die pomologischen und analytischen Untersuchungen wurden durch sensorische Beschreibungen der modernen, schorfresistenten, alten und rotfleischigen Sortengruppen sowie deren Säfte ergänzt. Unter der Leitung von Lidia Lozano, Expertin für Lebensmittelsensorik am Versuchszentrum Laimburg, hat eine eigens ausgebildete Verkostergruppe des Versuchszentrums Geschmacksprofile erarbeitet und die Proben mit Geschmacksattributen wie „Flavour“, Süße, Säure und Bitterkeit; taktilen Attributen wie Zähflüssigkeit oder Adstringenz (Wirkung des Safts, die darin besteht, im Mund ein pelziges Gefühl zu verursachen) und 30 aromatischen Attributen beschrieben. „Dabei hat sich gezeigt, dass die Säfte alter Apfelsorten von den Prüfpersonen mit einer größeren Anzahl von aromatischen Deskriptoren beschrieben werden“, so Lozano.

Die Lebensmittelsensorik beschäftigt sich mit der Bewertung von Lebensmitteln durch die menschlichen Sinne. Diese sensorischen Charakterisierungen leisten einen wichtigen Beitrag dafür, das Produkt für den Konsum zu definieren.

Verträglichkeit von Apfelsorten für Allergiker geprüft

Nicht alle Menschen können das gesundheitsfördernde Obst genießen; viele Menschen leiden an einer Apfelallergie. Darum hat das Forscherteam der Laimburg auch die Verträglichkeit bzw. das Allergie-Potential von 25 verschiedenen alten, schorfresistenten und rotfleischigen Apfelsorten geprüft. „Der Allergen-Gehalt in der Schale ist um ein Vielfaches höher als im Fruchtfleisch. Außerdem erhöht sich der Allergen-Gehalt während der Lagerung; Allergiker sollten darum möglichst frische Äpfel essen“, empfiehlt Projektmitarbeiterin Valentina Cova.

 

Neue Webseite mit Informationen zu Apfelsorten und daraus gewonnenen -säften

Um die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat das Forscherteam der Laimburg in Zusammenarbeit mit der Südtiroler Informatik AG und der Firma Catulli Software Technology eine Webseite entwickelt: http://pomosano.laimburg.it/

„Durch die Veröffentlichung der Sortenblätter auf einer Website können alle Interessierte, seien es Betriebe, Schüler oder Forscher, auf die gewonnenen Ergebnisse zugreifen“, betonte Walter Guerra, der an der Laimburg den Sachbereich Pomologie leitet.

Die Webseite bietet detaillierte Informationen zu Herkunft und Synonymen, zum agronomischen Profil und zur Fruchtkonsistenz moderner, schorfresistenter, alter und rotfleischiger Apfelsorten. Darüber hinaus gibt sie Auskunft über die geschmacklichen Eigenschaften der aus diesen Sorten gewonnenen Fruchtsäfte. Aktuell enthält die Webseite Informationen und Fotos zu rund 100 Apfelsorten und wird laufend um die im Rahmen der Sortenprüfungen gewonnen Informationen erweitert.

Das Projekt POMOSANO (5-1a-238) wurde vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) (2007–2013) gefördert.

 

Das Projekt Pomosano

Projektträger

Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg

Beteiligte Sachbereiche

Pomologie, Labor für Aromen und Metaboliten, Molekularbiologie, Sensoriklabor

Finanzierung

Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)

Projektdauer

2012–2015

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

17

 

Die Apfelsaftproduktion in Südtirol

In Südtirol haben landwirtschaftliche Betriebe bereits vor 20 Jahren damit begonnen, neben der Produktion von Äpfeln auch Apfelsaft für kommerzielle Zwecke herzustellen. Je nach Betriebsgröße werden ca. 10.000 bis 30.000 Liter Saft pro Jahr erzeugt. Mittlerweile produzieren etwa 40 Betriebe naturtrüben Apfelsaft.

 

Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg

Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg versteht sich als führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Über 200 Mitarbeiter arbeiten jährlich an rund 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, von Obst- und Weinbau bis hin zur Berglandwirtschaft. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.

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