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Dipl. Ing. Johanna Höller
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Qualitätsvolle Obstlagerung beginnt am Baum

Am 7. August 2014 haben Expertinnen und Experten am Versuchszentrum Laimburg die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber informiert, wie man die Qualität der Früchte optimal sichern kann und über Maßnahmen zur Energieeinsparung bei der Obstlagerung berichtet.

Insbesondere neue Sorten wie Jazz® und Kanzi® werden von den Konsumenten sehr geschätzt und haben sich im Hochqualitätssegment etabliert. Am Versuchszentrum Laimburg sind in den vergangenen Jahren wertvolle Erkenntnisse darüber gesammelt worden, wie sich die Früchte dieser beiden Sorten optimal lagern lassen. „Jazz® und Kanzi® sind in der Lagerung relativ unkompliziert, wenn man ihre Eigenheiten berücksichtigt", erklärt Oswald Rossi vom Versuchszentrum Laimburg. Zwar können physiologische Störungen auftreten, „doch kann man diese durch einen optimalen Erntezeitpunkt und Maßnahmen im Lager selbst wie etwa die Wahl der richtigen Lagertemperatur gut in den Griff bekommen", so Rossi.

Optimaler Erntezeitpunkt für Erhaltung der Fruchtqualität entscheidend
Tatsächlich ist die Wahl des optimalen Erntezeitpunkts entscheidend dafür, dass die Früchte ihre optimale Qualität in der langfristig ausgerichteten Lagerung - das sind sechs bis acht Monate - behalten. Tests haben gezeigt, dass die Früchte im Lager an Festigkeit verlieren, je später sie geerntet werden. „Bei Verkostungen schneiden jene Früchte bei den Konsumenten am besten ab, die am optimalen Erntezeitpunkt gepflückt worden sind", erläutert Ines Ebner vom Versuchszentrum Laimburg. Der Reifegrad der Früchte kann durch Messung des Stärkeabbaus oder der Fruchtfleischfestigkeit erhoben werden. Man misst beispielsweise den Stärkeabbau in den Früchten, indem man Apfelscheiben mit Jod behandelt. Aus dem Grad der Verfärbung lässt sich ablesen, wie weit die Reife der Äpfel fortgeschritten ist. Anhand eines Abgleichs mit Tabellen, welche die Stärkewerte enthalten, kann so der optimale Reifezeitpunkt bestimmt werden. Möglich ist auch, die Fruchtfleischfestigkeit als Indikator für die Reife der Früchte heranzuziehen.

Stromverbrauch in der Obstlagerung
Welche Energieeinsparungspotentiale gibt es bei der Obstlagerung? Dieser Frage ist ein Expertenteam im Auftrag der Vinschger Genossenschaft Texel am Beispiel eines Obstlagers in Partschins nachgegangen. Wie die Erhebungen zeigen, verbraucht die Lagerung selbst die meiste Energie. Bereits mit einfachen Maßnahmen, wie etwa die kühlen Nächte für die Vorkühlung der Früchte vor der Einlagerung zu nutzen, kann der Energieaufwand reduziert werden. Mit Investitionen in die Infrastruktur, darunter etwa die Dämmung, können weitere Einsparungen erzielt werden. Die Experten schätzen, dass sich mit allen vorgeschlagenen Maßnahmen der Stromverbrauch am Standort um acht Prozent senken ließe.
Eine weitere Steigerung der Effizienz kann durch die durchdachte Planung der Lagerungsstrategie erreicht werden. „Wenn ich weiß, wie lange ich die Früchte jeweils lagern muss, kann ich die geeignetste Lagerungstechnologie auswählen und dadurch Energie sparen", erläutert Angelo Zanella, Lagerungsexperte des Versuchszentrums Laimburg.

Fortsetzung unterbrochener Lagerung möglich
In Versuchen ist zudem getestet worden, ob die Lagerung mit der an der Laimburg entwickelten Dynamisch kontrollierten Atmosphäre (DCA) noch wirkt, wenn die Früchte ausgelagert worden sind. Denn eine Weiterlagerung kann notwendig werden, wenn ein Kunde beispielsweise nicht die gesamte bestellte Ware abnimmt. Die mehrjährigen Tests mit den Sorten Granny Smith und Red Delicious haben gezeigt, dass die Früchte mit Lagertechnologien wie Ultra Low Oxygen (ULO), also einer Lagerung bei stark reduziertem Sauerstoffgehalt der Luft in der Zelle, oder DCA, der sensorgestützten Anpassung der Lageratmosphäre an die Bedürfnisse der Äpfel, längere Zeit weitergelagert werden können, während das Kühllager sich nur für kurzzeitige Fortsetzung der Lagerung eignet.

Obstanbau und Lagerung in Südtirol
Obstbau wird in Südtirol auf über 18.000 ha betrieben. Die wichtigsten angebauten Sorten sind dabei Golden Delicious (über 36 Prozent), Gala (17 Prozent) und Red Delicious (12,5%). In Südtirol sind 2013 insgesamt 1,1 Millionen Tonnen Äpfel geerntet worden. In den Südtiroler Obstlagern können insgesamt über 900.000 Tonnen der Früchte gelagert werden.

Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg
Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg versteht sich als führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern.
Über 200 Mitarbeiter arbeiten jährlich an rund 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, von Obst- und Weinbau bis hin zur Berglandwirtschaft. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.

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