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Initiative „DNA Vernatsch”: ein Südtiroler Wein mit Geschichte und Zukunft

Am Freitag, den 08.04.2022, hat im Felsenkeller am Versuchszentrum Laimburg eine Veranstaltung rund um die Rebsorte Vernatsch stattgefunden. Zwanzig an der Initiative „DNA Vernatsch“ beteiligte Produzentinnen und Produzenten boten gereifte Vernatsch-Weine zur Verkostung an, um neben der persönlichen Handschrift der Winzerinnen und Winzer auch das Alterungspotential der Vernatsch-Weine darzustellen. Ziel des Vorhabens „DNA Vernatsch” ist es, trotz sinkender bestockter Rebfläche in Südtirol das Bewusstsein für den finessenreichen autochthonen Vernatsch als modernen und komplexen Wein zu schärfen.

Die Gruppe der zwanzig Winzerinnen und Winzer der Initiative „DNA Vernatsch“ mit ihren Weinen. © Jan Kusstatscher

„DNA Vernatsch“ lautet der Name des Zusammenschlusses aus derzeit zwanzig Winzerinnen und Winzern, die dem Südtiroler Vernatsch-Wein Aufschwung verleihen wollen. Sie widmen sich mit Leidenschaft der autochthonen Vernatsch-Rebe und geben ihr ausreichend Zeit und Ressourcen, um einen besonderen, strukturierten und langlebigen Wein hervorzubringen. Name und Logo des Vorhabens zeigen, dass der Vernatsch tief in Südtirol verwurzelt ist, regelrecht in der Südtiroler DNA steckt. Entstanden ist die Initiative auf Anstoß dreier Vernatsch-Enthusiasten und -Produzenten: Andi Sölva und Luis Oberrauch von den gleichnamigen Weingütern sowie Urban Piccolruaz vom Landesweingut Laimburg. Vergangenen Freitag feierten zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Weinbranche und Gastronomie den Auftakt der Initiative mit einer Vernatsch-Verkostung im Felsenkeller am Versuchszentrum Laimburg.

Vernatsch: eine Geschichte

„179 Synonyme für den Großvernatsch, den am meisten verbreiteten Abkömmling aus der Vernatsch-Familie, beweisen, dass die Rebsorte Vernatsch eine alte und traditionsreiche Rebsorte ist,“ erklärte die Leiterin des Fachbereichs Weinbau am Versuchszentrum Laimburg, Barbara Raifer. Einige der Bezeichnungen bedienen sich Namen norditalienischer Lokalitäten. Daher geht man davon aus, dass die Edle Weinrebe, Vitis vinifera, auf ihrem Domestikationszug vom Nahen Osten bis nach Westeuropa in Norditalien auf winterfeste und frühreifende lokale Wildreben traf. Dort entwickelte sich ein eigenes historisches Domestikationszentrum für den Vernatsch und seine genetische Verwandtschaft wie den Lagrein, den Blauen Malvasier und die Uva Tosca. „Einige Synonyme beziehen sich auch auf den Vernatsch als Tafeltraube, wobei manche Rebstöcke sehr bekannt sind, wie z.B. die 1768 gepflanzte Rebe im Garten des Hampton Court Palace in London oder die Rebe im Garten von Schloss Sanssouci in Potsdam aus dem Jahr 1744“, so Raifer.
Unklar bleibt, ob in antiken Aufzeichnungen der Begriff „Vernatsch” tatsächlich einen Wein der Sorte Vernatsch beschreibt oder einen bestimmten Typus von leichtem, spritzigem Wein. Schließlich waren früher viele Rebanlagen mit einem „gemischten Satz“ verschiedener Rebsorten bestockt, und der Wein wurde aus diesem gemischten Bestand gekeltert. Erst mit Ende der Reblauspandemie Anfang des 20. Jahrhunderts fanden der reinsortige Rebbau und damit eine stärkere Betonung der Rebsorte in der Vermarktung der Weine Verbreitung.

Vernatsch: eine Zukunft

Im Vortrag von Walter Speller – Verkoster, Weinberater und Italien-Korrespondent für Jancis Robinson Online und Gambero Rosso – wurde klar, dass die Stimmung gegenüber dem autochthonen Südtiroler Vernatsch ambivalent ist. Sein Ruf wurde durch die industrielle Produktion und Weinherstellung beginnend in den 1970er Jahren beschädigt. Aber Speller zeigte sich positiv: „Wenn es eine Rebsorte seit Hunderten von Jahren gibt, kann sie nicht schlecht sein.“ Im Hinblick auf die Positionierung und das Potential von Vernatsch im Marketing erklärte er, dass der Vernatsch wie keine andere Sorte mühelos die Frische der Alpenregion übertrage und gleichzeitig mit geschicktem Marketing und Storytelling sein Image wiederhergestellt werden kann. „Denn der Markt zeigt ein Begehren nach frischen, eleganten und charakterstarken Weinen. Bestes Beispiel ist die große Nachfrage nach Blauburgunder als Reaktion auf die Flut an hochkonzentrierten, tiefkomplexen und schweren Weinen, die den Weinmarkt in den letzten Jahrzehnten dominiert haben. Der Vernatsch hat sehr ähnliche Charakteristika wie der Blauburgunder. Er ist ein frischer, aber komplexer und eleganter Rotwein mit Alterungspotential. Zudem ist er trocken, mit frischer Säure und moderatem Alkoholgehalt und eignet sich gut für den Ausbau in großen Holzfässern, ausgedehnter Maischegärung und Lagerung mit eventuell untergetauchtem Tresterhut,” so Speller. Nur wenn dem Vernatsch seine Wertigkeit anerkannt wird, kann sich dies auch in der Preispolitik widerspiegeln. Die Unbekanntheit des Vernatschs außerhalb des deutschen und italienischen Sprachraumes bietet zusätzlich die Möglichkeit, die Rebsorte unvoreingenommenen Kundinnen und Kunden näher zu bringen.

„DNA Vernatsch”: die Mitstreiterinnen und Mitstreiter

Zwanzig Vernatsch-Produzentinnen und -Produzenten sind es derzeit, die der Initiative „DNA Vernatsch“ angehören. Darunter die Weingüter Oberstein, Klosterhof, Hartmann Donà, Griesbauerhof, Bergmannhof, Pfannenstielhof, Abraham, Erbhof Mayr-Unterganzner, Untermoserhof, Luis Oberrauch, In der Eben, Kandlerhof, Andi Sölva, Glögglhof, Nusserhof, Kränzelhof, die Kellereien Girlan und Kaltern, die Weinmanufaktur Fliederhof sowie das Landesweingut Laimburg. Die Gruppe zeigt sich offen für weitere begeisterte Vernatsch-Erzeugerinnen und -Erzeuger.

 

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