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Weinbau im Wandel: Versuchszentrum Laimburg stellt laufende Versuche zu Esca-Krankheit, Falschem Mehltau und Piwi-Rebsorten vor

Was ist Dendrochirurgie und welches Potenzial steckt in den sogenannten Piwi-Rebsorten? Diesen und weiteren wichtigen Fragen widmete sich die Versuchsvorstellung im Weinbau, die am 6. August 2025 in den Weinbergen in Piglon/Pfatten stattfand. Forschende des Versuchszentrums Laimburg präsentierten aktuelle Erkenntnisse zu Rebkrankheiten wie Esca-Krankheit und Falscher Mehltau und zeigten, mit welchen innovativen Methoden sie diesen begegnen. Im Mittelpunkt standen zudem pilzwiderstandsfähige Rebsorten – die Piwi-Sorten.

Abb. 1: von l. nach r.: Landesrat für Landwirtschaft Luis Walcher, die ehemalige Leiterin des Fachbereichs Weinbau am Versuchszentrum Laimburg Barbara Raifer und der Direktor des Versuchszentrums Laimburg Michael Oberhuber bei der Versuchsvorstellung

Am 6. August 2025 fand die Versuchsvorstellung im Weinbau in den Weinbergen von Piglon/Pfatten statt und bot Gelegenheit zum Wissensaustausch über aktuelle Herausforderungen im Weinbau. Weltweit breitet sich die holzzersetzende Esca-Krankheit immer weiter aus. Am Versuchszentrum Laimburg untersuchen Forschende deshalb, wie sich ihr Auftreten eindämmen lässt – unter anderem durch vorbeugende Schnitttechniken und gezielte Sanierungsmaßnahmen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Wirkung biologischer Präparate gegen die Pilzkrankheit Falscher Mehltau. Besonders widerstandsfähig gegen Pilzerkrankungen hingegen sind die sogenannten Piwi-Rebsorten. In Südtirol sind sie bislang wenig verbreitet, doch wird ihnen großes Potenzial zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln zugeschrieben. Am Versuchszentrum Laimburg wurden am Standort Piglon in den vergangenen Jahren über 40 Piwi-Rebsorten auf ihre Anbaueignung in Südtirol geprüft.

„Die Esca-Krankheit und der Falsche Mehltau stehen exemplarisch für die Vielzahl an Herausforderungen, mit denen Südtirols Weinbäuerinnen und Weinbauern heute konfrontiert sind. Umso wichtiger ist es, dass Forschung und Praxis Hand in Hand arbeiten – damit nachhaltige Lösungen rasch den Weg in die Weinberge finden. Versuchsvorstellungen wie die heutige sind ein Paradebeispiel für dieses Zusammenspiel. Nur wenn wir unsere Kräfte bündeln, können wir die Position Südtirols als Weinland erhalten und weiter ausbauen,“ erklärte der Landesrat für Landwirtschaft, Luis Walcher.

„Der Weinbau ist ein zentrales Standbein der Südtiroler Landwirtschaft. Am Versuchszentrum Laimburg sehen wir es als unsere Aufgabe, den Betrieben wissenschaftlich fundierte, praxisnahe und zukunftsorientierte Antworten auf aktuelle Probleme zu liefern – vom Anbau geeigneter Sorten bis hin zur Weinbereitung“, ergänzte Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg.

„Unser Ziel ist es, die Stakeholder möglichst anschaulich über neue Forschungsergebnisse zu informieren. Besonders wichtig ist uns dabei, dass sie sich selbst ein Bild machen können – deshalb führen wir die Veranstaltung bewusst vor Ort in den Weinbergen durch“, so Florian Haas, Leiter des Fachbereichs Weinbau am Versuchszentrum Laimburg und Organisator der Veranstaltung.

 

Esca-Krankheit: Sanieren von Reben mithilfe der Motorsäge

Die Esca-Krankheit wird durch verschiedene Holzpilze verursacht, die über Schnittwunden – etwa beim jährlichen Rebschnitt – in das mehrjährige Holzgewebe der Rebe eindringen und die Zellstruktur zersetzen. Ein typisches Symptom ist das sogenannte Tigerstreifen-Muster auf den Blättern. Da vor allem größere Schnittwunden das Infektionsrisiko erhöhen, gilt ein schonender, wundarmer Rebschnitt als vorbeugende Maßnahme. Eine vollständige Vermeidung der Krankheit ist damit jedoch nicht möglich – ebenso wenig wie eine Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln. Eine vielversprechende Methode zur Sanierung befallener Rebstöcke ist die sogenannte Dendrochirurgie: Dabei wird der befallene Holzbereich frühzeitig und gezielt mit einer kleinen Motorsäge entfernt. Seit 2018 untersucht die Arbeitsgruppe „Rebsorten und Pflanzgut“ des Versuchszentrums Laimburg im Rahmen eines zehnjährigen Versuchs, wie wirksam diese Maßnahme ist und ob sanierte Rebstöcke langfristig gesund bleiben. In der Versuchsanlage in Piglon werden jährlich alle Rebstöcke der Sorte Sauvignon Blanc monitoriert. Dabei zeigte sich, dass im Jahr 2024 der Befallsgrad der gesamten Anlage bei etwas über 11 Prozent lag, während bei bereits sanierten Rebstöcken nur in 5 Prozent der Fälle ein erneuter Befall auftrat. Trotz konsequent wundarmen Rebschnitts zeigt eine ältere Anlage aus dem Jahr 2006, wie gravierend die Folgen der Esca-Krankheit sein können: Bis 2024 hatten nur 42 Prozent der Rebstöcke nie Symptome gezeigt. Die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Anfälligkeit gegenüber der Esca-Krankheit sortenabhängig ist – und dass auch klimatische Bedingungen eine wesentliche Rolle für den Krankheitsverlauf spielen.

 

Piwi: Pilzwiderstandsfähige Rebsorten auf dem Prüfstand

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten könnten einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln leisten. Diese resistenten Sorten entstehen durch Kreuzungen bekannter Rebsorten mit verschiedenen Resistenzträgern. Ihre Züchtung schreitet voran, doch vor einem großflächigen Anbau müssen sie sorgfältig auf ihre Anbaueignung unter lokalen Bedingungen geprüft werden. Am Versuchszentrum Laimburg haben die Forschenden seit 2006 mittlerweile 40 verschiedene Piwi-Sorten hinsichtlich ihres Verhaltens, ihrer Phänologie und ihrer Toleranz gegenüber den wichtigsten Pilzkrankheiten wie Echtem und Falschem Mehltau untersucht. Derzeit arbeiten sie vor allem mit den Sorten Termantis und Nermantis (Fondazione Edmund Mach, Trentino), Sauvignac und Satin noir (Valentin Blattner, Schweiz), Divona (Agroscope, Changins, Schweiz), Carillon (WBI Freiburg, Deutschland), Voltis, Floreal, Artaban und Vidoc (INRA, Frankreich). Neben der agronomischen Prüfung spielt auch die Weinqualität eine zentrale Rolle und wird vom Fachbereich Önologie des Versuchszentrums Laimburg sowohl analytisch als auch sensorisch bewertet.

 

Biologische Präparate im Test: Schutz vor Falschem Mehltau nach Regen

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist der Einsatz biologischer Präparate mit fungizider Wirkung zur Bekämpfung des Falschen Mehltau, auch Peronospora genannt. Diese Krankheit wird durch den Erreger Plasmopara viticola verursacht und kann große Ernteverluste mit sich bringen. Der Falsche Mehltau äußert sich in gelblichen Ölflecken auf der Blattoberseite sowie weißem Pilzrasen auf der Blattunterseite. Prognosemodelle helfen, Infektionszeitpunkte frühzeitig zu erkennen – dennoch ist eine Behandlung nach dem Regen oft unumgänglich, da feuchte Bedingungen eine Infektion begünstigen. Im Rahmen eines Versuchs an der Sorte Ruländer testeten die Forschenden der Arbeitsgruppe „Mittelprüfung” verschiedene biologische Fungizide: Schwefelkalk, Orangenöl, formuliertes Kaliumbicarbonat und Kupferhydroxid. Die Behandlungen erfolgten entweder zu Regenbeginn oder unmittelbar nach Regenende auf die noch nasse Vegetation. Die Ergebnisse sind positiv: Der Einsatz der vier biologischen Präparate nach dem Regen führte zu einer Reduktion des Befalls durch den Falschen Mehltau.

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