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Versuchszentrum Laimburg: Tätigkeitsprogramm 2023 mit 355 Forschungsprojekten veröffentlicht - Rund 60 Prozent der neuen Projekte von lokalen Organisationen und Unternehmen

Es ist die gegenseitige Abstimmung zwischen Wissenschaft und Praxis, die die Forschung des Versuchszentrums Laimburg präzise auf die konkreten Bedürfnisse der lokalen Agrar- und Ernährungswirtschaft ausrichtet. Jedes Jahr lädt das Versuchszentrum Laimburg mehr als 145 Vertreter von Interessengruppen aus diesen Sektoren ein, sich aktiv an der Gestaltung des Tätigkeitsprogramms zu beteiligen. Für das Jahr 2023 sind insgesamt 355 Projekte und Tätigkeiten geplant. Von den 42 neuen Tätigkeiten und Projekten gehen knapp 60 Prozent auf externe Vorschläge zurück. Das Tätigkeitsprogramm des Versuchszentrums Laimburg kann auf dessen Website eingesehen werden.

Abb. 1: Das Tätigkeitsprogramm 2023 steht auf der Webseite des Versuchszentrums Laimburg zum Download bereit.

Das Versuchszentrum Laimburg ist das Forschungszentrum für die Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung in Südtirol. Das Tätigkeitsprogramm des Versuchszentrums wird jeden Sommer in enger Abstimmung mit den Interessengruppen erarbeitet und definiert. So ist es bereits im Folgejahr möglich, mit gezielten Forschungsprojekten konkrete Probleme und Herausforderungen der landwirtschaftlichen Praxis und Lebensmittelverarbeitung in Südtirol anzugehen. Das Tätigkeitsprogramm 2023 umfasst 355 Projekte und Tätigkeiten und ist auf der Website des Versuchszentrum verfügbar: Tätigkeitsprogramm | Laimburg.

„Die Aspekte der Nachhaltigkeit beeinflussen die Landwirtschaft auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene, weshalb es notwendig ist, die Herausforderungen an mehreren Fronten anzugehen. Die beratende und unterstützende Herangehensweise der Forschung ist für Südtirols Bäuerinnen und Bauern äußerst wertvoll, um mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen, aber auch mit Zukunftschancen wie der Digitalisierung bestmöglich umgehen zu können", erklärt der Landesrat für die Landwirtschaft, Arnold Schuler. Als Landwirt und Politiker sei ihm die große Bedeutung der Forschung durchaus bewusst, deshalb setze er sich auch dafür ein, dass jährlich die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden, so der Landesrat.

„Unser Ziel ist es, die Südtiroler Landwirtschafts- und Lebensmittelbetriebe mit Versuchstätigkeiten und angewandter wissenschaftlicher Forschung zu unterstützen. Auf den von der Agentur Landesdomäne zur Verfügung gestellten Versuchsfeldern sowie in unseren Labors arbeiten wir in engem Kontakt mit anderen Forschungspartnern im In- und Ausland an rasch umsetzbaren Lösungen. Dies ist das dritte Jahr, in dem unser Forschungsschwerpunktprogramm 2021-2030 läuft. Die neuen Tätigkeiten und Projekte im Tätigkeitsprogramm 2023 tragen zur Umsetzung der fünf Forschungsschwerpunkte bei, die wir uns im Hinblick auf die Nachhaltigkeit gesetzt haben", betont der Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Michael Oberhuber.

109 Forschungsvorschläge von lokalen Interessenvertretern

Als angewandte Forschungseinrichtung legt das Versuchszentrum Laimburg großen Wert darauf, seine Aktivitäten an den konkreten Herausforderungen der Agrar- und Ernährungsbranche auszurichten. Aus diesem Grund lädt das Versuchszentrum jedes Jahr mehr als 145 Organisationen der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung ein, Vorschläge für Versuchstätigkeiten und Projekte einzureichen. Diese Vorschläge werden gesammelt und mit den internen Vorschlägen zusammengeführt. Am Ende des Sommers finden die jährlichen Fachbeiratssitzungen am Versuchszentrum Laimburg statt. Bei diesen Treffen erörtern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Versuchszentrums Laimburg gemeinsam mit den lokalen Akteuren der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung die gesammelten Vorschläge für Forschungsprojekte und -tätigkeiten. Alle Vorschläge – jene der Praxisvertretungen und jene der Forschenden – werden entsprechend ihrer Durchführbarkeit bewertet und in eine einzige Rangordnung gebracht. Im Herbst werden die in den Fachbeiratssitzungen festgelegten Priorisierungen dem Wissenschaftlichen Beirat des Versuchszentrums Laimburg zur Stellungnahme vorgelegt. Anschließend erstellt der Direktor des Versuchszentrums Laimburg das Tätigkeitsprogramm für das darauffolgende Jahr.

 

Beispiele für neue Projekte aus dem Tätigkeitsprogramm 2023 des Versuchszentrums Laimburg

 

Anwendung von Biokohle im Obstbau

Biokohle, auch bekannt als Biochar, wird aus der Verbrennung pflanzlicher Biomasse (z.B. Holzkohle) unter Sauerstoffausschluss gewonnen und seit Jahrhunderten als Bodenverbesserer eingesetzt. Die große innere Oberfläche und die poröse Struktur verleiht Biokohle ein großes Potential als CO2-Speicher im Boden. In der Landwirtschaft hat der Einsatz von Biokohle je nach Ausgangsrohstoff, Produktionsverfahren, Standortbedingung, Kulturart und Bodenbewirtschaftung sehr unterschiedliche Auswirkungen. In vielen Studien wurde dank Biokohle eine Steigerung des Pflanzenwachstums oder des Ernteertrags beobachtet. In anderen Versuchen hingegen traten keine Veränderungen auf oder es wurden sogar geringere Erträge verzeichnet. In einem Projekt des Versuchszentrums Laimburg führen Forscherinnen und Forscher Mineralisierungsversuche in Kombination mit verschiedenen Dünge- und Bodenverbesserungsmitteln sowie Wassereinträgen in verschiedenen Böden in einer Klimakammer durch. Ziel ist es, die Wirkung von Biokohle in Obstanlagen zu verstehen und herauszufinden, welche Kombination für die Anwendung in der landwirtschaftlichen Praxis optimal ist.

Entodata: Digitale Plattform zur Erhebung und Verwaltung biologischer Daten über Insekten

Bei diesem Projekt des Versuchszentrums Laimburg handelt es sich um die digitale Erfassung von Beobachtungen und Fallenfängen verschiedener Insekten via Smartphone und Tablet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Marmorierten Baumwanze, einem Schädling, den die Expertinnen und Experten des Versuchszentrums Laimburg schon lange unter die Lupe nehmen. Die erhobenen Daten werden automatisch räumlich und zeitlich lokalisiert und in digitaler Form in einer leicht zugänglichen und verwaltbaren Datenbank über eine Online-Anwendung gespeichert. Dazu wird die „Pollenn®-Plattform (IN-FINITUDE AG; https://www.in-finitude.ch/de/)" genutzt, um praktische Erfahrungen im Umgang mit diesem digitalen Werkzeug zu sammeln und zu verstehen, wie diese optimal genutzt, optimiert und für den Einsatz im Feld angepasst werden können.

Bestimmung von Herkunft und Nährwert lokal erzeugter Lebensmittel

“Reich an Antioxidantien und Polyphenolen” - so werden funktionelle Lebensmittel wie Gojibeeren und Hanf, auch Superfoods genannt, beschrieben. Sie enthalten wertvolle Inhaltsstoffe, die für die menschliche Gesundheit von Interesse sind. Im Rahmen von Forschungsarbeiten am Versuchszentrum Laimburg wurde bereits der Gehalt an Polyphenolen und anderen wichtigen Stoffwechselprodukten in Äpfeln untersucht, um Sorten zu ermitteln, die reich an diesen Substanzen sind. Zudem konnte auch bei lokal angebauten Kartoffeln ein höherer Gehalt an gesundheitsfördernden Wirkstoffen nachgewiesen werden. Die Forscherinnen und Forscher des Versuchszentrums Laimburg wollen die Untersuchungen nun auf weitere in Südtirol angebaute Kulturen wie Rote Beete, Sauerkraut und Roggen ausweiten, um den Wert der in Südtirol produzierten Nahrungsmittel zu unterstreichen und ihr Potential auszuschöpfen. 

Optimierung der digitalen Anwendung webGRAS für die Vorhersage der Futtermittelqualität

Die webGRAS-Anwendung (https://webgras.civis.bz.it/) bietet seit 2016 eine kostenlose Schätzung der Futterqualität des ersten Schnittes von Dauerwiesen in Südtirol und steht Landwirtinnen und Landwirten sowie Beratungsorganisationen zur Verfügung. Seit 2017 sammelt ein Forscherteam des Versuchszentrums Laimburg mit Hilfe eines Versuchsplans verschiedene Daten, um die Entwicklung der Futterqualität an verschiedenen Standorten zu charakterisieren. Ziel des Projektes ist es, die in webGRAS implementierten statistischen Vorhersagemodelle anhand der ab 2016 gesammelten Daten zu aktualisieren, damit die Nutzer auch die Futterqualität des Aufwuchses abschätzen können. Das Projekt fördert die Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit in der Berglandwirtschaft und wird auf partizipative Weise auch die Landwirtinnen und Landwirte selbst in Workshops und Treffen miteinbeziehen.

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