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Forschung erfolgreich in die Praxis umgesetzt: Die Laimburger Traubenbürste kommt auf den Markt

Im Fachbereich Weinbau des Versuchszentrums Laimburg wurde eine Traubenbürste zur Förderung der Lockerbeerigkeit bei Trauben entwickelt. Nun hat die Firma Stocker Maschinenbau die Idee aufgegriffen, um die Bürste auf den Markt zu bringen.

Die Laimburger Traubenbürste fördert die Lockerbeerigkeit der Trauben ohne zugleich zu entblättern. (c) Stocker Maschinenbau

Lockerbeerige Trauben sind weniger anfällig für Krankheiten der Rebe wie Botrytis oder Essigfäule. Im Weinbau werden darum unterschiedliche Techniken angewandt, um die Lockerbeerigkeit vor allem bei sehr dichtbeerigen Sorten zu fördern. Diese reichen von arbeitsintensiven händischen Maßnahmen über pneumatische Entlaubungsmaschinen bis hin zu chemischen Maßnahmen. Das Versuchszentrum Laimburg hat mit der Traubenbürste eine innovative und attraktive Alternative zu den herkömmlichen Methoden entwickelt, die nun von der Firma Stocker Maschinenbau, Terlan, aufgegriffen wurde und auf den Markt gebracht wird.

 

Lockerbeerigkeit effizient fördern

Im Vergleich zu den herkömmlichem Methoden bietet die Laimburger Traubenbürste zahlreiche Vorteile: So fördert das Gerät die Lockerbeerigkeit ohne zugleich zu entblättern und die Beerengröße entscheidend zu beeinträchtigen. Dies kann  bei verschiedenen Sorten und klimatischen Bedingungen von entscheidender Bedeutung sein, um Traubengesundheit und gleichzeitig Weinqualität positiv zu beeinflussen. Außerdem soll das Gerät in der Anschaffung kostengünstiger sein als etwa pneumatische Entlaubungsmaschinen und damit für die meist kleinen Betriebsstrukturen in Südtirol eine interessante Alternative darstellen.

 

Eine nachhaltige Technik auch für den Bioanbau

Am Versuchszentrum Laimburg wurde das Verfahren entwickelt und der Prototyp bis zur Praxisreife gebracht. Hierzu wurden über mehrere Jahre Versuche durchgeführt, um den Einfluss des Behandlungszeitpunkts, der Fahrgeschwindigkeit des Traktors, der Umdrehungsgeschwindigkeit der Bürste sowie des Materials und der Art der Bürste auf die Behandlung zu testen und diese Parameter bestmöglich abzustimmen. „Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die Traubenbürste die Dichtbeerigkeit erheblich reduziert und es infolgedessen zu einem deutlich geringeren Befall mit Botrytis oder Essigfäule kommt“, fasst Arno Schmid, der  am Versuchszentrum Laimburg Ansprechpartner für „Technik im Weinbau“ ist, die Untersuchungsergebnisse zusammen. „Für uns war es wichtig eine nachhaltige Technik zu entwickeln, die auch im biologischen Anbau eingesetzt werden kann“ erläutert Ewald Lardschneider, Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Biologischer Anbau, welche die Bürste mitentwickelt hat. „Die Traubenbürste ist ein Musterbeispiel für die Aufgaben des Versuchszentrums Laimburg: Für Probleme der Landwirtschaft entwickeln wir innovative Lösungen, um langfristig chemische Behandlungen durch biologische und mechanische Alternativen zu ersetzen“, betont Laimburg-Direktor Michael Oberhuber.

 

So funktioniert die Traubenbürste

Bei der Behandlung mit der Bürste werden die Gescheine in der Traubenzone durch die Borsten der rotierenden Bürste berührt. Dabei werden einerseits die ganz jungen Beeren leicht beschädigt, wodurch sie nach einigen Tagen abfallen; andererseits werden einzelne Beeren oder Teile von Gescheinen abgeschlagen. Dieser Ausrieselungseffekt, der zur erwünschten Lockerbeerigkeit führt, kann jedoch nur auftreten, wenn die Gescheine nicht mehr von den Blütenkäppchen geschützt werden, die Beeren jedoch auch noch nicht zu weit entwickelt sind. Darum sollte der Vorgang während der Vollblüte bzw. während der abgehenden Blüte durchgeführt werden.

 

Schon jetzt großes Interesse

Die Laimburger Traubenbürste hat sich schon im Prototypenstadium in Fachkreisen einen Namen gemacht und ist immer wieder Thema bei Weinbau-Veranstaltungen wie dem traditionellen „Tag der Technik im Weinbau“, dem „Tag des Weines und der Rebe“ am Versuchszentrum Laimburg oder der Weinbautagung des Absolventenvereins Landwirtschaftlicher Schulen (A.L.S.) in Eppan gewesen. Auch im Trentino stößt das Gerät auf großes Interesse und wurde an der Fondazione Edmund Mach in San Michele all’Adige und in namhaften Weinbaubetrieben getestet. Bei der Firma Stocker Maschinenbau sind bereits viele Anfragen eingegangen: „2017 führen wir umfangreiche Praxistests durch, insbesondere direkt bei interessierten Betrieben, um das System optimal auf die Bedürfnisse der Praxis abstimmen zu können“, erklärt Firmenchef Sebastian Stocker.

 

Das Versuchszentrum Laimburg

Das Versuchszentrum Laimburg ist die führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Über 150 Mitarbeiter arbeiten jährlich an rund 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, von Obst- und Weinbau bis hin zur Berglandwirtschaft. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.

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