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Stein- und Beerenobsttagung 2021: Versuchszentrum Laimburg präsentiert aktuelle Ergebnisse aus Sortenprüfung, Anbauversuchen und zu Pflanzenschutzthemen

Am Freitag, 5. Februar 2021 fand die 34. Stein- und Beerenobsttagung als Online-Event statt. Die Experten des Versuchszentrums stellten ihre aktuellen Ergebnisse aus der Sortenprüfung bei der Aprikose, zum nachhaltigen Erdbeeranbau und zu verschiedenen Pflanzenschutzthemen wie der Pilzkrankheit Monilinia vor.

Reife „Vinschger Marille“ kurz vor der Ernte. ©Versuchszentrum Laimburg

Alljährlich organisiert der Beratungsring Berglandwirtschaft BRING in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau dem Versuchszentrum Laimburg und weiteren Akteuren des Sektors eine Fachtagung, um über aktuelle Entwicklungen im Stein- und Beerenobstbau zu informieren. Die diesjährige Ausgabe der Veranstaltung fand am 5. Februar 2021 coronabedingt als Online-Event statt. Experten der Arbeitsgruppen „Beeren- und Steinobst“ sowie „Mittelprüfung“ des Versuchszentrums Laimburg stellten aktuelle Ergebnisse ihrer Forschungstätigkeit zur Sortenprüfung bei der Aprikose, zum nachhaltigen Erdbeeranbau und zu verschiedenen Pflanzenschutzthemen im Stein- und Beerenobstanbau vor.


Erste Ergebnisse aus der Prüfung neuer Aprikosensorten

Im Sortenspiegel des Vinschger Aprikosenanbaus nimmt die „Vinschger Marille“ mit einem Anteil von 55 % die Vorreiterrolle ein. Dieser hohe Anteil kann in Vollertragsjahren jedoch vom lokalen Markt kaum bewältigt werden. Ein weiterer kritischer Punkt bei der Vermarktung der Aprikose ist die durch hohe Anbaulagen bedingte späte Reifezeit. Nach Mitte August ist der Konsum der Aprikose stark rückläufig und somit sinken auch Nachfrage und Preis. Um den Aprikosenanbau im Vinschgau zu fördern, sind neue Strategien notwendig. Grundlegende Bedeutung kommt dabei der Sortenwahl zu: „In Zukunft sollte das Sortiment so strukturiert werden, dass der Markt konstant von Beginn bis Ende der Saison mit hochwertigen Früchten beliefert werden kann“, betonte der Leiter der Arbeitsgruppe „Beeren- und Steinobst am Versuchszentrum Laimburg, Massimo Zago. Jedes Jahr werden die Produzenten mit zahlreichen Sortenneuheiten konfrontiert. Um daraus geeignete Sorten für die lokalen Verhältnisse auswählen zu können, müssen den Anbauern transparente Prüfergebnisse an die Hand gegeben werden – Aufgabe des Versuchszentrums Laimburg. Darum hat das Versuchszentrum mithilfe des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau im Jahr 2016 einen repräsentativen Standort für ein Versuchsfeld am Tomberg identifiziert. Dort hat die Arbeitsgruppe „Beeren- und Steinobst“ des Versuchszentrums inzwischen 52 Sorten nationaler und internationaler Herkunft in Prüfung. Die Anbaueignung einer Sorte kann jedoch erst nach mehreren Jahren bewertet werden. Wichtige Merkmale für die Charakterisierung einer Sorte sind nicht nur Ertrag, Fruchtgröße, -form und -farbe, sondern auch phänologische Merkmale wie Blühzeitpunkt, Befruchtungskompatibilität mit anderen Sorten oder Reifezeitpunkt/Erntefenster sowie qualitative Eigenschaften wie Festigkeit und Geschmack. „Zwei Sorten haben sich in unseren Versuchen bisher als besonders vielversprechend erwiesen, zum einen die Sorte Sefora aufgrund ihrerer mittelfrühen Reife und zum anderen die Sorte Clarina, die aufgrund ihres sehr guten Geschmacks und ihrer Saftigkeit besticht“, erklärte Zago.


Neue Ansätze für einen nachhaltigen Erdbeeranbau

Eine nachhaltige Landwirtschaft handelt respektvoll gegenüber natürlichen Ressourcen, dem Landwirt, dem Verbraucher und der gesamten Gesellschaft. Mit der Frage, wie man zu einem nachhaltigen Erdbeeranbau kommt, haben sich die Arbeitsgruppe „Beeren- und Steinobst“, „Ökologischer Anbau“ und „Acker- und Kräuteranbau“ des Versuchszentrums Laimburg beschäftigt, und drei Ansätze dafür entwickelt: (a) Anbau krankheitsresistenter Erdbeersorten; (b) Anwendung von Mischkultur und (c) Entwicklung nachhaltiger Lösungen gegen biotischen und abiotischen Stress.
Am Versuchsstandort Martell haben die Experten des Versuchszentrums über 50 Erdbeersorten auf ihre Anfälligkeit gegenüber Mehltau bewertet. Dabei konnten einige Sorten identifiziert werden, die wenig anfällig gegenüber Mehltau oder gar tolerant sind.
Unter „Mischkultur“ versteht man den gleichzeitigen Anbau verschiedener Pflanzenarten auf demselben Feld. Mit einem Anbau in Mischkultur lassen sich für alle beteiligten Arten Vorteile erzielen, wie etwa ein höheres vegetatives Wachstum, was wiederum zu einer erhöhten Produktion führt.
„Unsere Ergebnisse aus dem ersten Versuchsjahr zeigen, dass die Erdbeere in Mischkultur mit Pfefferminze höhere Erträge ergibt als in Reinkultur“, erklärte Sebastian Soppelsa von der Arbeitsgruppe „Beeren- und Steinobst“. Die Versuchsergebnisse deuten also darauf hin, dass die Anwendung von Mischkultur nicht nur Erdbeerpflanzen vor Schadorganismen schützen könnte, sondern den Anbauern auch neue Einkommensmöglichkeiten bieten und damit zu einer Aufwertung des gesamten Territoriums führen könnte.
Wird eine Pflanze durch äußere, biotische oder abiotische Faktoren belastet, spricht man von „Pflanzenstress“, der den Stoffwechsel bzw. die Entwicklung der Pflanze beeinträchtigen kann. Gegen Pflanzenstress können Substanzen natürlichen Ursprungs wie z. B. Biostimulanzien, Resistenzinduktoren oder Biopestizide eingesetzt werden. „Unsere Versuche haben gezeigt, dass Biostimulanzien durchaus eine wachstumsstimulierende Wirkung bei Erdbeerpflanzen haben. Darüber hinaus konnten wir nach präventiver und kurativer Anwendung mit Resistenzinduktoren (z. B. Chitosan) bzw. Biopestiziden (z. B. ätherischen Ölen) eine gute Wirksamkeit gegen Mehltau beobachten“, berichtete Soppelsa.


Aktuelle Themen zum Pflanzenschutz im Bereich Stein- und Beerenobst

Das Stein- und Beerenobst wird von verschiedenen Krankheiten und Schädlingen befallen. Für die verschiedenen Kulturen sind unterschiedliche Regelungen in Bezug auf Pflanzenschutzmittel vorgesehen. 2020 ist die Zulassung für einige Wirkstoffe ausgelaufen, andere Wirkstoffe werden die Zulassung voraussichtlich im Jahr 2021 verlieren. Für Landwirte, die Stein- und Beerenobst anbauen, ist es unerlässlich über die Änderungen in der Zulassung informiert zu sein. Darum stellte Urban Spitaler von der Arbeitsgruppe „Mittelprüfung“ die vom Versuchszentrum Laimburg erarbeitete Listen der im Stein- und Beerenobstbau zugelassenen Pflanzenschutzmittel und Wachstumsregulatoren vor. Die Listen (Stand Februar 2021) können über den Beratungsring Berglandwirtschaft BRING bezogen werden.
Eine der wirtschaftlich bedeutsamsten Pilzerkrankungen beim Steinobst ist Monilinia, die durch verschiedene Erreger der Gattung Monilia hervorgerufen werden. Diese Erreger führen zu Fruchtfäule oder Blüteninfektionen und verursachen große Ernteverluste. In Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau hat das Versuchszentrum Laimburg die Verbreitung der verschiedenen Monilia-Erreger in Südtirol untersucht. Dabei wurde zum ersten Mal Monilia fructicola in Südtirol nachgewiesen, darüber hinaus wurde das Vorkommen der einheimischen Erreger Monilia fructigena und Monilia laxa untersucht. „Es ist noch unklar, ob die in Südtirol gefundenen Monilia-Erreger Resistenzen gegenüber Pflanzenschutzmitteln aufweisen. Darum werden wir gesammelte Pilzproben im Labor auf Nährmedien kultivieren und an ihnen die Wirkung zugelassener Pflanzenschutzmittel testen“, erklärte Spitaler.

Die hier vorgestellten Forschungsergebnisse des Versuchszentrums Laimburg im Bereich „Beeren- und Steinobst“ wurden im Rahmen des „Aktionsplans 2016–2022 für die Forschung und Ausbildung in den Bereichen Berglandwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften“ finanziert.

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