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Tag des Weines und der Rebe 2021: Versuchszentrum Laimburg präsentiert neue Forschungsergebnisse aus Weinbau und Kellerwirtschaft

Am Freitag, 20.08.2021 fand der traditionelle „Tag des Weines und der Rebe“ des Versuchszentrums Laimburg am NOI Techpark statt. Experten der Bereiche Weinbau und Önologie vom Versuchszentrum Laimburg sowie externe Referenten gaben dabei neueste Erkenntnisse aus der Forschung an die Praxis weiter.

Neue Erkenntnisse aus Weinbau und Kellerwirtschaft wurden beim traditionellen „Tag des Weines und der Rebe“ präsentiert, der am 20. August 2021 am NOI TechPark in Bozen stattgefunden hat. ©Versuchszentrum Laimburg

Jedes Jahr organisiert das Versuchszentrum Laimburg den traditionellen „Tag des Weines und der Rebe“, um aktuelle Ergebnisse aus der Forschung in Weinbau und Kellerwirtschaft, aber auch zu weinrelevanten Themen aus Pflanzenschutz und Lebensmittelchemie an die Praxis weiterzugeben.
Die diesjährige Ausgabe der Fachtagung fand am Freitag, 21. August 2021, am NOI Techpark in Bozen Süd unter Berücksichtigung der geltenden Maßnahmen zur Prävention von COVID-19 statt. Die Teilnehmer konnten der Veranstaltung auch von zu Hause aus über eine digitale Plattform folgen und ihre Fragen an die Referenten über die Chat-Funktion stellen.
Das Programm der Tagung deckte verschiedenste Themen ab: etwa Erfahrungen mit neuen Behältermaterialien in der Kellerwirtschaft wie Tanks und Amphoren, neue Erkenntnisse zu pilzwiderstandsfähigen Rebsorten sowie Zusatzpräparate zur Weinsteinstabilisierung bei Weißweinen. Darüber hinaus wurden nicht-synthetische Alternativen für den Pflanzenschutz untersucht und die Traubenkühlung aus mikrobiologischer Sicht analysiert. Schließlich stellten die Experten des Versuchszentrums die Ergebnisse des EFRE-Projekts „PinotBlanc“ hinsichtlich des Einflusses der Meereshöhe und Maischestandzeit auf die Weinqualität des Weißburgunders vor.

Tank oder Amphore? Erfahrungen in Klosterneuburg

Einer der externen Referenten bei der diesjährigen Ausgabe des Tags des Weines und der Rebe war Hofrat Prof. Dipl-Ing. Robert Steidl von der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg (A), einem langjährigen Partnerinstitut des Versuchszentrums Laimburg. Mittels digitaler Zuschaltung berichtete er von Versuchen in Klosterneuburg, bei denen Wein über mehrere Jahre in verschiedenen Behältern wie Stahltank, 500 l Holzfass, Barrique, Keramikkugel (Clayver), Beton-Ei, Amphore und Stein gelagert wurde. Der Versuch wurde mit Wein der Sorte Grüner Veltliner, eine der Leitsorten Österreichs, durchgeführt. „Wissenschaftlich gesehen gibt es keine signifikanten Unterschiede“, erklärte Prof. Steidl, „es zeigte sich jedoch, dass Holzfass, Beton und Stein bei den Verkostungen tendenziell bevorzugt wurden.“
Weinproduzenten sollten jedenfalls bei der Wahl der Behälter bereits im Vorfeld entscheiden, welche Stilistik sie erzielen möchten: Steht klare Primärfruchtigkeit im Vordergrund, oder will man mehr in Richtung Komplexität und Körper gehen? Natürlich werden sich die verschiedenen Rebsorten unterschiedlich verhalten – zu diesem Thema bedarf es weiterführender Versuche.

Pilztolerante Rebsorten: neu weinbauliche und önologische Erkenntnisse

Bereits im Jahr 1987 hat das Versuchszentrum Laimburg begonnen, pilzwiderstandsfähige Rebsorten (sog. PIWI-Sorten) zu prüfen. „Seit dem Jahr 2006 haben die Aktivitäten zu diesem Thema stark zugenommen, dank der Errichtung einer Versuchsfläche in Piglon“, berichtet Josef Terleth vom Fachbereich Weinbau am Versuchszentrum Laimburg. Mittlerweile wurden dort rund PIWI-Sorten auf ihre Anbaueignung in Südtirol untersucht.
Die weinbaulichen Versuche haben gezeigt, dass bei erhöhtem Befallsdruck die Resistenz auf die Pilzkrankheiten Echter und Falscher Mehltau oft nicht ausreichend ist, und dies trotz modernster Züchtungsmethoden wie zum Beispiel der markergestützten Selektion. Aus diesem Grund muss ein reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf alle Fälle in Erwägung gezogen werden, auch um die Resistenz gegen die Pilzkrankheiten aufrecht zu erhalten. Zudem treten plötzlich Krankheiten wie der Rote Brenner und die Schwarzfäule auf, welche zum Teil in Vergessenheit geraten waren und jetzt wieder zu Problemen führen.
Die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, welche an der Laimburg angebaut werden, werden im hauseigenen Versuchskeller zu Wein ausgebaut und anschließend von der Verkostungskommission des Versuchszentrums Laimburg geprüft und bewertet. Dabei zeigt sich, dass einige dieser Weine sensorisch und geschmacklich Qualitätsgrenzen aufweisen, vor allem hinsichtlich ihrer Gerbstoffquantität und Gerbstoffhärte. Allerdings zeichnen sich Weine vor allem weißer PIWI-Rebsorten durch eine gewisse Qualität und Komplexität aus und haben durchaus Potential.
„Zahlreiche Aspekte müssen noch näher untersucht werden“, erklärt Alex Tavernar vom Fachbereich Önologie. Die Sortenprüfung in Piglon erlaubt es, diese Sorten erstmals unter Südtiroler Anbaubedingungen kennenzulernen. Vor allem die Krankheitsresistenz kann dort aufgrund des hohen Befallsdrucks genau erhoben werden. Vor zwei Jahren wurde ein zweiter Standort in Meran an der Fragsburg aufgebaut. Dort soll vor allem die Weinqualität unter idealen Bedingungen abgeklärt werden. Eine andere Problematik liegt darin, dass PIWI-Sorten teils den Namen der Elternsorten tragen. Dies kann oft zu Missverständnissen führen: Ein „Sauvignon Rytos“ wird in der Praxis gerne als „resistenter Sauvignon“ beworben. Produzenten und auch Vermarkter müssen sich aber bewusst sein, dass diese neuen Sorten nicht immer dieselben Eigenschaften der Elternsorten besitzen, etwa was Reifezeitpunkt, Aussehen und natürlich Geschmack betrifft. Aus diesem Grund sind PIWI-Sorten wie eigenständige Sorten zu behandeln.

Nicht-chemische Alternativen im Pflanzenschutz

In den vergangenen Jahren hat der Fachbereich Pflanzenschutz des Versuchszentrums Laimburg sowohl Versuche auf Topfreben als auch im Freiland durchgeführt. Dabei wurde die ganze Bandbreite an nicht-chemischen, alternativen Pflanzenschutzprodukten gegen die verschiedensten Schaderreger getestet. Gerd Innerebner, Leiter der Arbeitsgruppe Mittelprüfung, erklärt, dass nicht alle Mittel die gewünschte oder erwartete Wirksamkeit besitzen. Einige Produkte lassen sich sehr gut in eine Pflanzenschutzstrategie integrieren, andere erreichen aber keinen zufriedenstellenden Wirkungsgrad. Je nach Befallsdruck und Witterung unterscheidet sich die Wirkung vieler Mittel stark. Das heißt, die Wirkungssicherheit für den Landwirt ist nicht immer gegeben, und es braucht ein profundes Wissen zum richtigen Einsatz dieser Mittel.
In Zukunft möchte Gerd Innerebner einen stärkeren Fokus auf Pflanzenextrakte mit fungizider Wirkung legen. Seine Arbeitsgruppe wird dabei untersuchen, ob diese Extrakte im Freiland gegen Peronospora wirken und ob sie sich als Baustein zukünftiger Pflanzenschutzstrategien eignen.

Zusätze zur Weinsteinstabilisierung bei Weißwein

Der Fachbereich Önologie des Versuchszentrums Laimburg führt angewandte Forschung durch, um die Weinwirtschaft Südtirols zu stärken. Danila Chiotti von der Arbeitsgruppe „Verfahren und Wissenstransfer“ hat an Versuchen zur Weinsteinstabilisierung mitgewirkt. Weinstein bildet sich, wenn Salze der Weinsäure auskristallisieren und sich am Boden der Flasche ablagern. „Kunden schätzen diese unschädlichen Ablagerungen im Wein nicht, daher ist es wichtig, ein Auskristallisieren der Weinsäure zu verhindern“, erklärt Chiotti.
Die Versuche wurden an Sauvignon Blanc durchgeführt, welcher vom Landesweingut Laimburg zur Verfügung gestellt wurde. Es wurden zwei verschiedene Stabilisierungsmittel, Carboxymethylcellulose (CMC) und Kaliumpolyaspartat (KPA), untersucht und mit der klassischen Methode der Weinsteinstabilisierung mittels Kälte verglichen. Anschließend wurden die Weine chemisch und sensorisch analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusatz dieser Stabilisierungsmittel die organoleptische Qualität des Weines nicht beeinflusst und eine Stabilisierung des Weinsteins gewährleistet. Dies ist jedoch abhängig von der untersuchten Matrix. Ähnliche Untersuchungen könnten in Zukunft auch an Rotweinen durchgeführt werden.

Erste Versuche zur Traubenkühlung

Während der Traubenlese entstehen in den Kellereigenossenschaften Arbeitsspitzen. Besonders häufig treten diese vor prognostizierten Niederschlägen oder unmittelbar danach auf. So wird in den Kellereibetrieben oft bis spät in die Nacht gearbeitet, um die Zwischenlagerung der Trauben bei zum Teil hohen Temperaturen zu vermeiden. Durch eine kühle Lagerung der Trauben könnte man dem entgegenwirken.
Die Forscher des Versuchszentrums Laimburg haben deshalb verschiedene Möglichkeiten der Traubenkühlung untersucht. „In einem Vorversuch haben wir die Gesamtkeimzahl, die Hefen und Essigsäurebakterien auf Trauben der Sorten Ruländer und Merlot bei verschiedenen Lagertemperaturen (4°C und 20°C) untersucht“, berichtet Andreas Putti vom Labor für Lebensmittelmikrobiologie. Bei erhöhten Temperaturen besteht die Gefahr, dass sich die natürliche Mikroflora auf den Trauben bereits während der Traubenlagerung vermehrt. Dies tritt speziell bei nicht gesundem Traubenmaterial auf, wenn es bereits zu einem Saftaustritt der teilweise erdrückten Trauben in den unteren Schichten der Traubenwannen kommt. Im ungünstigsten Fall können die Mikroorganismen auch schon Inhaltsstoffe verstoffwechseln. Eine hohe Ausgangskeimzahl an unerwünschten Hefen oder Bakterien könnte sowohl die Gärungsprozesse stören als auch unmittelbar zu einer Bildung von Fehlaromen führen.
Die ersten Ergebnisse des Vorversuchs zeigen, dass die Gesamtkeimzahl bei einer Lagerung der Trauben bei 20°C nach 72 Stunden höher ist als bei einer Lagerung bei 4°C. Um jedoch konkrete Empfehlungen an die Praxis machen zu können, bedarf es weiterer Untersuchungen, die in den nächsten Jahren durchgeführt werden. Im Rahmen dieses Projekts werden verschiedene Kühlzellen verglichen, Energieaufwand und Kosten berechnet sowie die Sensorik der Weine beurteilt.

Ergebnisse des EFRE-Projekts PinotBlanc: Einfluss von Meereshöhe und Maischestandzeit

Das Projekt PinotBlanc, finanziert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), wurde vor kurzem abgeschlossen. Ulrich Pedri, Leiter des Fachbereichs Önologie am Versuchszentrum Laimburg, hat in seinem Vortrag einige Ergebnisse des Projekts, nämlich den Einfluss von Meereshöhe und Kaltmazeration auf die Qualität des Weißburgunderweines vorgestellt. Die Untersuchungen wurden zusammen mit dem Labor für Aromen und Metaboliten am NOI TechPark in Bozen durchgeführt.
Im Projekt PinotBlanc wurden Trauben aus unterschiedlich hoch gelegenen Rebanlagen aufgeteilt: ein Teil wurde sofort zu Wein verarbeitet, während ein anderer Teil 24 Stunden lang Kontakt mit der Maische (Kaltmazeration) hatte. Nach dem Ausbau wurden die Weine sowohl als Jungweine als auch als gereifte Weine verkostet und analysiert. „Es gibt eindeutige und wiederholbare Unterschiede zwischen den einzelnen Rebanlagen“, betont Pedri. Die Höhenlage und das damit verbundene Mikroklima haben einen Einfluss, aber ein klarer Gradient wurde nicht gefunden. Auch die Kaltmazeration hat je nach Rebanlage verschiedene Effekte.
Trotz deutlich spürbarer Klimaerwärmung besteht aktuell noch kein Grund zur Sorge, was die Qualität des Weißburgunders betrifft. Auch wenn eine Maischestandzeit einen positiven Effekt haben kann, sind ihre Auswirkungen auf die Weinqualität schwer vorherzusagen, ohne selbst Erfahrung zu sammeln.
Die Bedeutung einzelner Faktoren für die Weinqualität wird in weiteren Untersuchungen analysiert. Beispielsweise ist es derzeit nicht möglich, bestimmte Qualitätsparameter zum Zeitpunkt der Traubenannahme nicht-destruktiv zu messen: ein langfristiges Ziel zukünftiger Studien.

 

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