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8. Expertenforum Berglandwirtschaft rückt Vielfalt im Berggebiet in den Fokus

Die Landwirtschaft im Berggebiet zeichnet sich durch ihre Vielfältigkeit aus. Die unterschiedlichen Höhenstufen und lokal variierenden Gegebenheiten bieten Raum für verschiedene Formen der Landwirtschaft, vom Grünland- und der Viehwirtschaft bis hin zum Getreide- und Kräuteranbau sowie dem Gemüsebau. Um die vielfältigen Bewirtschaftungsmöglichkeiten im Berggebiet zu unterstützen, fand am 28. Februar 2023, in der Fachschule Salern in Vahrn zum achten Mal das Expertenforum Berglandwirtschaft statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Versuchszentrum Laimburg in Zusammenarbeit mit der Fachschule Salern, dem Beratungsring Berglandwirtschaft BRING und der Freien Universität Bozen.

Abb. 1: Die achte Auflage des Expertenforums Berglandwirtschaft fand in der Fachschule Salern in Vahrn statt

Das Expertenforum Berglandwirtschaft bietet einen Treffpunkt, bei dem sich alle Stakeholder aus dem Sektor Berglandwirtschaft zu aktuellen Themen austauschen können. Am Dienstag, 28. Februar 2023, fand die achte Ausgabe des Expertenforums an der Fachschule Salern in Vahrn statt. Der Schwerpunkt am Vormittag lag im Bereich Pflanzenbau. Die Themenpalette reichte dabei von der Grünlandwirtschaft bis hin zu Getreide- und Kräuteranbau sowie dem Gemüsebau. Die Vorträge am Nachmittag widmeten sich der Milchviehhaltung: So wurde ein intensives Haltungssystem (High-Input) mit einem extensiven System (Low-Input) verglichen. Organisiert wurde das Expertenforum Berglandwirtschaft vom Versuchszentrum Laimburg in Zusammenarbeit mit der Fachschule Salern, dem Beratungsring Berglandwirtschaft BRING und der Freien Universität Bozen.

„Die Berglandwirtschaft trägt nicht nur zur Produktion hochwertiger Nahrungsmittel, sondern auch zur Erhaltung der Kulturlandschaft bei. Unsere Bäuerinnen und Bauern arbeiten unter schwierigen Bedingungen, wobei Förderungen und unterschiedliche Nebenerwerbstätigkeiten notwendig sind, um die Wirtschaftlichkeit der Betriebe sicherzustellen. Es werden beispielsweise verschiedenste Kulturen wie Getreide, Ackerfrüchte, Gemüse und Kräuter angebaut. Die Unterstützung und die Förderung der Berglandwirtschaft sind mir ein besonderes Anliegen. Auch die Beratung und Forschung spielen hierbei eine wichtige Rolle. Deshalb wurde im Jahr 2016 der Aktionsplan Berglandwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften gestartet, der die Erforschung und Weiterentwicklung der Berglandwirtschaft unterstützen soll und sich bis heute als erfolgreiches, zukunftsgerichtetes Projekt bewährt hat“, so der Landesrat für Landwirtschaft, Arnold Schuler.

„Für uns Wissenschaftstreibende ist das Expertenforum Berglandwirtschaft ein wichtiger Treffpunkt, um uns gegenseitig auszutauschen und fortzubilden. Vor allem aber bietet es auch die Möglichkeit, die Ergebnisse unserer Versuchs- und Forschungstätigkeiten dort zu präsentieren, wo sie gebraucht werden: in der landwirtschaftlichen Praxis“, betonte Giovanni Peratoner, Leiter des Fachbereichs Berglandwirtschaft am Versuchszentrum Laimburg.

 

Pflanzenbau: Wirtschaftsdünger und Biodiversität auf der Wiese

Wie wirkt sich der Einsatz verschiedener Wirtschaftsdünger (Gülle, Mist bzw. eine Kombination aus Mist und Jauche) auf Wiesen mit mittlerer Artenvielfalt in Südtirol aus? Das fünfjährige Projekt des Versuchszentrums Laimburg zeigt, dass die ausgebrachten Nährstoffmengen am Phosphor- und Kaliumgehalt im Boden erkennbar sind, so dass sich eine Abnahme bei Düngeverzicht bis zu einer Zunahme beim höchsten Nährstoffeintrag ergab. Je nach ausgebrachten Nährstoffmengen ergaben sich deutliche quantitative Änderungen einzelner Arten, während die Gesamtanzahl der Arten kaum davon beeinflusst wurde. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass artenreichere Wiesen gegen eine Änderung der Düngemenge empfindlicher sind als artenärmere Wiesen. Bei der mittleren Düngemenge (0,65 GVE/ha) änderten sich die artenreicheren Wiesen kaum. Die Art des Wirtschaftsdüngers spielte eine untergeordnete Rolle im Vergleich zu den Nährstoffmengen und war vor allem im Boden und im Futterertrag erkennbar. So führte die Verwendung der Kombination von Mist und Jauche zu höheren Kaliumgehalten im Boden und zu etwas höheren Erträge bei den artenreicheren Wiesen. Zu Ertragseinbußen kam es auf jenen Parzellen, die seit fünf Jahren nicht mehr gedüngt wurden. „Letztlich steht fest, dass im Zusammenspiel zwischen Bewirtschaftungsintensität und Artenvielfalt keine Maximierung auf beiden Seiten möglich ist, sondern mit Abschlägen auf der einen oder anderen Seite gerechnet werden muss,“ so Giovanni Peratoner, Leiter des Fachbereichs Berglandwirtschaft.

 

Projekt „Systemvergleich Milchviehhaltung“

In Südtirol wird bei der Erzeugung von Milch vorwiegend auf eine intensive Haltungsform gesetzt. Um die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit dieses Haltungsverfahrens zu untersuchen, wurde das mehrjährige Projekt „Systemvergleich Milchviehhaltung“ auf dem Versuchsbetrieb „Mair am Hof“ in Dietenheim bei Bruneck gestartet. Das Projekt wird im Rahmen des Aktionsplans für Berglandwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften vom Versuchszentrum Laimburg und der Freien Universität Bozen durchgeführt und stellt zwei Systeme gegenüber: Auf der einen Seite das intensive Haltungssystem mit der Rasse Fleckvieh, ganzjähriger Stallhaltung ohne Weidegang, Fütterung mit Maissilage und hohem Anteil an Kraftfutter. Auf der anderen Seite das extensive System mit der Rasse Grauvieh, saisonalem Weidegang und einer grundfutterbasierten Ration ohne Silagefütterung. Ziel ist es, zu ermitteln, welches Verfahren für Südtirol unter günstigen Produktionsbedingungen zukunftsweisender sein könnte.

Hinsichtlich der Milchleistung zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Systemen: Die intensiv gehaltenen Fleckviehkühe produzieren durchschnittlich 31 Kilogramm Milch täglich, während das Grauvieh unter den extensiven Bedingungen 21 Kilogramm erreichte. Die vorläufige Auswertung einer Vollkostenkalkulation zeigt jedoch: Bei der aktuellen Kostenentwicklung der Produktionsfaktoren kann das extensive System mit der intensiven Produktion wirtschaftlich mithalten, sofern die Milch differenziert und höherpreisig in Form von Bioheumilch vermarktet wird. Die Unterschiede in den Produktionskosten sind vor allem auf die geringeren Ausgaben für Kraftfutter und Tierarzt beim extensiven System zurückzuführen.

Was die Emission von Methan anbelangt, so zeigt sich, dass das Milcherzeugungssystem einen erheblichen Einfluss auf die freigesetzte Menge hat. Das extensive System erzeugt weniger Methan pro Kuh und Tag als das intensive System. Berechnet man jedoch die Methanemissionen pro Kilogramm Milch, so erzeugt das intensive System weniger Methan als das extensive System.

Die Analyse der Nährstoffflüsse zeigte, dass beim intensiven System die Menge an Protein in der Futterration besser genutzt werden konnte. Auf der anderen Seite war das extensive System in deutlichem Vorteil bei der erzeugten Proteinmenge im Verhältnis zum aufgenommenen Protein, das für den Menschen nicht direkt verwertbar ist. Zusätzlich wurden Kenngrößen auf lokaler Ebene für die Überführung von Wiesen in Weideflächen und für die Weidehaltung mittels intensiver Weidehaltung (Kurzrasenweide) als Werkzeug für eine verbesserte Bewirtschaftung vorgestellt.

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